man legt auf dessen Dekkel die schwersten Gewichte. Aus der Seite des Kästgens geht ein langes und dünnes Röhr- gen, um der Luft den Ausgang zu verschaffen. Man giesset durch die Röhre Wasser, bis auf eine oder zwo Unzen hinein. Solchergestalt wird der Dekkel des Käst- gens mit den 500 Pfunden aufgehoben (o), und wenn das Kästgen grösser wäre, und mehr Wasser hineinginge, könnten wohl 1000 Pfunde aufgehoben werden. Es läst sich dieses an den Wasserkästen in Holland beobachten, welche in den Häusern, durch eine aus verzinnten Eisen zusammengelötete Röhre, das Regenwasser von den Dä- chern auffangen; denn wenn der obere Theil des Wassers in der Cisterne (Wasserbehälter) zu Eise wird, und un- beweglich dem herabkommenden Wasser widersteht, die Sonne aber vom Dache (p) indessen etwas Schnee schmelzt, und dieses geschmolzene Wasser in die Cisterne herabfliest, so können davon ganze Häuser aufgehoben werden.
Um ein näheres Beispiel von den Muskeln zu geben, so hänge man an den Untertheil einer Blase etliche Ge- wichter an (q). Man bringt bei dieser Blase eine Röhre an, und man bläset sie dadurch voller Luft. Solcherge- stalt lassen sich mit geringer Mühe 36 (r) 50. 60 (r*) 70. 80 (r**) 150 (s) 160 (t) Pfunde aufheben. Je enger hierbei die Röhre, gegen die Weite der Blase ist, desto mehr Last kann man dadurch auf heben lassen (u). Es ist bei dieser Theorie auch noch der Vortheil, daß die Kräfte der Muskeln nicht nach Proportion des Wider- standes vermehrt werden dörfen, und kaum gedoppelt so
viel
(o)[Spaltenumbruch]
Mit achthundert, WOL- FIUS.
(p)BOERHAAVE T. III. praelect. p. 456.
(q)CROONE pag. 35.
(r)STURM Colleg. phys. ex II.
(r*)[Spaltenumbruch]D. HOFMANN tent. 26.
(r**)ibid.
(s)STURM ibid.
(t)BERNOULLI l. c. n. 14.
(u)CAMERAR. de med. mot. anim. p. 16. Die Kraft war, durch Hülfe der Blase, siebenmal grösser. Idem ibid.
Thieriſche Bewegung. XI. Buch.
man legt auf deſſen Dekkel die ſchwerſten Gewichte. Aus der Seite des Kaͤſtgens geht ein langes und duͤnnes Roͤhr- gen, um der Luft den Ausgang zu verſchaffen. Man gieſſet durch die Roͤhre Waſſer, bis auf eine oder zwo Unzen hinein. Solchergeſtalt wird der Dekkel des Kaͤſt- gens mit den 500 Pfunden aufgehoben (o), und wenn das Kaͤſtgen groͤſſer waͤre, und mehr Waſſer hineinginge, koͤnnten wohl 1000 Pfunde aufgehoben werden. Es laͤſt ſich dieſes an den Waſſerkaͤſten in Holland beobachten, welche in den Haͤuſern, durch eine aus verzinnten Eiſen zuſammengeloͤtete Roͤhre, das Regenwaſſer von den Daͤ- chern auffangen; denn wenn der obere Theil des Waſſers in der Ciſterne (Waſſerbehaͤlter) zu Eiſe wird, und un- beweglich dem herabkommenden Waſſer widerſteht, die Sonne aber vom Dache (p) indeſſen etwas Schnee ſchmelzt, und dieſes geſchmolzene Waſſer in die Ciſterne herabflieſt, ſo koͤnnen davon ganze Haͤuſer aufgehoben werden.
Um ein naͤheres Beiſpiel von den Muſkeln zu geben, ſo haͤnge man an den Untertheil einer Blaſe etliche Ge- wichter an (q). Man bringt bei dieſer Blaſe eine Roͤhre an, und man blaͤſet ſie dadurch voller Luft. Solcherge- ſtalt laſſen ſich mit geringer Muͤhe 36 (r) 50. 60 (r*) 70. 80 (r**) 150 (s) 160 (t) Pfunde aufheben. Je enger hierbei die Roͤhre, gegen die Weite der Blaſe iſt, deſto mehr Laſt kann man dadurch auf heben laſſen (u). Es iſt bei dieſer Theorie auch noch der Vortheil, daß die Kraͤfte der Muſkeln nicht nach Proportion des Wider- ſtandes vermehrt werden doͤrfen, und kaum gedoppelt ſo
viel
(o)[Spaltenumbruch]
Mit achthundert, WOL- FIUS.
(p)BOERHAAVE T. III. prælect. p. 456.
(q)CROONE pag. 35.
(r)STURM Colleg. phyſ. ex II.
(r*)[Spaltenumbruch]D. HOFMANN tent. 26.
(r**)ibid.
(s)STURM ibid.
(t)BERNOULLI l. c. n. 14.
(u)CAMERAR. de med. mot. anim. p. 16. Die Kraft war, durch Huͤlfe der Blaſe, ſiebenmal groͤſſer. Idem ibid.
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Thieriſche Bewegung. XI. Buch.
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gen, um der Luft den Ausgang zu verſchaffen. Man
gieſſet durch die Roͤhre Waſſer, bis auf eine oder zwo
Unzen hinein. Solchergeſtalt wird der Dekkel des Kaͤſt-
gens mit den 500 Pfunden aufgehoben (o), und wenn
das Kaͤſtgen groͤſſer waͤre, und mehr Waſſer hineinginge,
koͤnnten wohl 1000 Pfunde aufgehoben werden. Es laͤſt
ſich dieſes an den Waſſerkaͤſten in Holland beobachten,
welche in den Haͤuſern, durch eine aus verzinnten Eiſen
zuſammengeloͤtete Roͤhre, das Regenwaſſer von den Daͤ-
chern auffangen; denn wenn der obere Theil des Waſſers
in der Ciſterne (Waſſerbehaͤlter) zu Eiſe wird, und un-
beweglich dem herabkommenden Waſſer widerſteht, die
Sonne aber vom Dache (p) indeſſen etwas Schnee
ſchmelzt, und dieſes geſchmolzene Waſſer in die Ciſterne
herabflieſt, ſo koͤnnen davon ganze Haͤuſer aufgehoben
werden.
Um ein naͤheres Beiſpiel von den Muſkeln zu geben,
ſo haͤnge man an den Untertheil einer Blaſe etliche Ge-
wichter an (q). Man bringt bei dieſer Blaſe eine Roͤhre
an, und man blaͤſet ſie dadurch voller Luft. Solcherge-
ſtalt laſſen ſich mit geringer Muͤhe 36 (r) 50. 60 (r*)
70. 80 (r**) 150 (s) 160 (t) Pfunde aufheben. Je
enger hierbei die Roͤhre, gegen die Weite der Blaſe iſt,
deſto mehr Laſt kann man dadurch auf heben laſſen (u).
Es iſt bei dieſer Theorie auch noch der Vortheil, daß die
Kraͤfte der Muſkeln nicht nach Proportion des Wider-
ſtandes vermehrt werden doͤrfen, und kaum gedoppelt ſo
viel
(o)
Mit achthundert, WOL-
FIUS.
(p) BOERHAAVE T. III.
prælect. p. 456.
(q) CROONE pag. 35.
(r) STURM Colleg. phyſ.
ex II.
(r*)
D. HOFMANN tent. 26.
(r**) ibid.
(s) STURM ibid.
(t) BERNOULLI l. c. n. 14.
(u) CAMERAR. de med. mot.
anim. p. 16. Die Kraft war, durch
Huͤlfe der Blaſe, ſiebenmal groͤſſer.
Idem ibid.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/180>, abgerufen am 25.11.2024.
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