Es hat bereits ein berümter Schriftsteller von der Stahlischen Partei (d) eingesehen, daß Whytt die Seele vergebens der Kraft des Reizes beifüge, indem solche, ohne ihre Einwilligung, genötigt wird, dem Reize durch eine unvermeidliche Bewegung zu folgen, und daß derselbe nur etwas überflüßiges zu unsern Principien hin- zusezze; indem man die Frage niemals in die Weite spielen mus, sobald man von einer Erscheinung hinlängliche Ursachen angiebt. Und dieses ist die erste Regel New- tons, und der Vernunft.
Doch es hat auch J. August Unzer(e), welcher der Stahlischen Meinung in so fern beipflichtet, daß er einen phisischen Einflus zulässet, behauptet, wie man Unrecht thäte, daß man die Materie von den Quellen der Kräfte ausschliesse; und es bekennt es der berümte Whytt(f), wie auch selbst Franz Boissier(g), daß Stahl seiner Seele zu viel zugetraut habe.
Es war ferner ehedem Asklepiades in der Medicin mit den körperlichen Kräften (h) zufrieden, und deswegen führte ihn vor kurzem der berümte Cochius(i) mit grossem Beifall an. Wir übergehen andre berümte Männer, deren gewis nicht wenige sind, und welche sich sowohl vordem (k), als ohnlängst erkünet haben, von der Natur ohne Aberglauben zu reden. Jch nenne hier
Aber-
(d)[Spaltenumbruch]PORTERFIELD l. c. 163. 164. 165.
(e)Hamb. Magazin T. X. n. 4.
(f)on vital motions p. 267.
(g) Doch nehme er sich noch mehr vor den Materialisten in Acht, physiol. pag. 156. Wir fol- gen aber denselben, jedoch nicht den Jrrtümern derselben.
(h) Keine heilende Seelen lies selbiger zu, also auch nicht BAT- TIE princip. pag. 287.
(i) Jn dem neulich ausgegeb- nen Leben des ASCLEPIADES.
(k)[Spaltenumbruch]
Die Natur ist nichts. Die- ses sagt BONTEKOE L. I. p. 1. und überall. Jn der Seele liegt keine bewegende Kraft, TAR- GIRUS pag. 113. de BIKKER pag. 38. Die Natur ist die vis tonica der Theile, HECQUET med. theolog. p. 8. 529. 530. etc. vergl. damit den scharfsinnigen SCHELHAMMERUM praef. ad physiol. P. LXXII. et in opere pag. 432. QUESNAI oecon. anim. T. III. p. 185. 195.
K 5
III. Abſchnitt. Urſachen.
Es hat bereits ein beruͤmter Schriftſteller von der Stahliſchen Partei (d) eingeſehen, daß Whytt die Seele vergebens der Kraft des Reizes beifuͤge, indem ſolche, ohne ihre Einwilligung, genoͤtigt wird, dem Reize durch eine unvermeidliche Bewegung zu folgen, und daß derſelbe nur etwas uͤberfluͤßiges zu unſern Principien hin- zuſezze; indem man die Frage niemals in die Weite ſpielen mus, ſobald man von einer Erſcheinung hinlaͤngliche Urſachen angiebt. Und dieſes iſt die erſte Regel New- tons, und der Vernunft.
Doch es hat auch J. Auguſt Unzer(e), welcher der Stahliſchen Meinung in ſo fern beipflichtet, daß er einen phiſiſchen Einflus zulaͤſſet, behauptet, wie man Unrecht thaͤte, daß man die Materie von den Quellen der Kraͤfte ausſchlieſſe; und es bekennt es der beruͤmte Whytt(f), wie auch ſelbſt Franz Boiſſier(g), daß Stahl ſeiner Seele zu viel zugetraut habe.
Es war ferner ehedem Aſklepiades in der Medicin mit den koͤrperlichen Kraͤften (h) zufrieden, und deswegen fuͤhrte ihn vor kurzem der beruͤmte Cochius(i) mit groſſem Beifall an. Wir uͤbergehen andre beruͤmte Maͤnner, deren gewis nicht wenige ſind, und welche ſich ſowohl vordem (k), als ohnlaͤngſt erkuͤnet haben, von der Natur ohne Aberglauben zu reden. Jch nenne hier
Aber-
(d)[Spaltenumbruch]PORTERFIELD l. c. 163. 164. 165.
(e)Hamb. Magazin T. X. n. 4.
(f)on vital motions p. 267.
(g) Doch nehme er ſich noch mehr vor den Materialiſten in Acht, phyſiol. pag. 156. Wir fol- gen aber denſelben, jedoch nicht den Jrrtuͤmern derſelben.
(h) Keine heilende Seelen lies ſelbiger zu, alſo auch nicht BAT- TIE princip. pag. 287.
(i) Jn dem neulich ausgegeb- nen Leben des ASCLEPIADES.
(k)[Spaltenumbruch]
Die Natur iſt nichts. Die- ſes ſagt BONTEKOE L. I. p. 1. und uͤberall. Jn der Seele liegt keine bewegende Kraft, TAR- GIRUS pag. 113. de BIKKER pag. 38. Die Natur iſt die vis tonica der Theile, HECQUET med. theolog. p. 8. 529. 530. etc. vergl. damit den ſcharfſinnigen SCHELHAMMERUM præf. ad phyſiol. P. LXXII. et in opere pag. 432. QUESNAI œcon. anim. T. III. p. 185. 195.
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III. Abſchnitt. Urſachen.
Es hat bereits ein beruͤmter Schriftſteller von der
Stahliſchen Partei (d) eingeſehen, daß Whytt die
Seele vergebens der Kraft des Reizes beifuͤge, indem
ſolche, ohne ihre Einwilligung, genoͤtigt wird, dem Reize
durch eine unvermeidliche Bewegung zu folgen, und daß
derſelbe nur etwas uͤberfluͤßiges zu unſern Principien hin-
zuſezze; indem man die Frage niemals in die Weite ſpielen
mus, ſobald man von einer Erſcheinung hinlaͤngliche
Urſachen angiebt. Und dieſes iſt die erſte Regel New-
tons, und der Vernunft.
Doch es hat auch J. Auguſt Unzer (e), welcher der
Stahliſchen Meinung in ſo fern beipflichtet, daß er einen
phiſiſchen Einflus zulaͤſſet, behauptet, wie man Unrecht
thaͤte, daß man die Materie von den Quellen der Kraͤfte
ausſchlieſſe; und es bekennt es der beruͤmte Whytt (f),
wie auch ſelbſt Franz Boiſſier (g), daß Stahl ſeiner
Seele zu viel zugetraut habe.
Es war ferner ehedem Aſklepiades in der Medicin
mit den koͤrperlichen Kraͤften (h) zufrieden, und deswegen
fuͤhrte ihn vor kurzem der beruͤmte Cochius (i) mit
groſſem Beifall an. Wir uͤbergehen andre beruͤmte
Maͤnner, deren gewis nicht wenige ſind, und welche ſich
ſowohl vordem (k), als ohnlaͤngſt erkuͤnet haben, von
der Natur ohne Aberglauben zu reden. Jch nenne hier
Aber-
(d)
PORTERFIELD l. c.
163. 164. 165.
(e) Hamb. Magazin T. X. n. 4.
(f) on vital motions p. 267.
(g) Doch nehme er ſich noch
mehr vor den Materialiſten in
Acht, phyſiol. pag. 156. Wir fol-
gen aber denſelben, jedoch nicht
den Jrrtuͤmern derſelben.
(h) Keine heilende Seelen lies
ſelbiger zu, alſo auch nicht BAT-
TIE princip. pag. 287.
(i) Jn dem neulich ausgegeb-
nen Leben des ASCLEPIADES.
(k)
Die Natur iſt nichts. Die-
ſes ſagt BONTEKOE L. I. p. 1.
und uͤberall. Jn der Seele liegt
keine bewegende Kraft, TAR-
GIRUS pag. 113. de BIKKER
pag. 38. Die Natur iſt die vis
tonica der Theile, HECQUET
med. theolog. p. 8. 529. 530. etc.
vergl. damit den ſcharfſinnigen
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ad phyſiol. P. LXXII. et in opere
pag. 432. QUESNAI œcon.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/171>, abgerufen am 25.11.2024.
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