ken waren, welche diese elende Person leichtlich mit der Hand angreifen konnte. Sie gehorchten dem Reize, sie schwizzten beim Berühren eines scharfen Körpers ein Wäs- sergen aus, und runzelten sich; sie wurden aber auf den Befel der Seele, ob diese gleich die Probe machte, weder enger, noch weiter. Es hat der ber. Wundarzt D. Tenon in einem änlichen Exempel gleichfalls gesehen, daß der Wille, über ein im Bruche vorgefallnes Gedärme, nicht die geringste Gewalt hatte.
Folglich werden unsre berümte Gegner von der Stärke der Warheit dergestalt in die Enge getrieben, daß sie über- haupt einen Theil derselben zugestehen (l) nämlich, daß unser Herz, nicht eben so, als ein andrer willkürlicher Muskel vom Willen regiert werde; oder wenn sie ja be- haupten, daß es von selbigen regiert werde, so lehren sie, daß es durch Umschweife und durch das Atemholen, und durch Ursachen, die von der Seele abhingen, die ich aber nicht untersuchen will, regiert werde (m). Was die Geschichte des Townschend betrift, so erkläre ich selbige durch das Liegen, in welchem das Blut überhaupt langsamer zu dem Herzen geht, und dasselbe folglich schwächer reizet (n). Daß in der Schnekke das Herz, nach verändertem Atemholen, und wenn keine Luft zu- gelassen wird, wieder ruhig werde, gesteht Lister(o), der diese Erscheinung auf die Bahn bringt. Doch auch dieses kann ein Mensch eben so wohl thun.
§. 7.
(l)[Spaltenumbruch]SAUVAGES in Journ. de med. T. III. p. 2. LAWREN- CE mot. musc. p. 80. Es kömmt nicht von der Seele her, daß selbige vernünftig ist. GODART p. 67. Das Schlagen des Herzens kömmt nicht vom Leben, sondern von der Reizbarkeit her. CARRERE pag. 14.
(m)[Spaltenumbruch]SAUVAGES de anim. imp. in cor. pag. 8. Conf. clar. CRANZ in solut. diffic.
(n)Essays of a Societ. phys. et litter. Edimburg T. I. p. 4. 39.
(o)de Humor pag. 112.
III. Abſchnitt. Urſachen.
ken waren, welche dieſe elende Perſon leichtlich mit der Hand angreifen konnte. Sie gehorchten dem Reize, ſie ſchwizzten beim Beruͤhren eines ſcharfen Koͤrpers ein Waͤſ- ſergen aus, und runzelten ſich; ſie wurden aber auf den Befel der Seele, ob dieſe gleich die Probe machte, weder enger, noch weiter. Es hat der ber. Wundarzt D. Tenon in einem aͤnlichen Exempel gleichfalls geſehen, daß der Wille, uͤber ein im Bruche vorgefallnes Gedaͤrme, nicht die geringſte Gewalt hatte.
Folglich werden unſre beruͤmte Gegner von der Staͤrke der Warheit dergeſtalt in die Enge getrieben, daß ſie uͤber- haupt einen Theil derſelben zugeſtehen (l) naͤmlich, daß unſer Herz, nicht eben ſo, als ein andrer willkuͤrlicher Muſkel vom Willen regiert werde; oder wenn ſie ja be- haupten, daß es von ſelbigen regiert werde, ſo lehren ſie, daß es durch Umſchweife und durch das Atemholen, und durch Urſachen, die von der Seele abhingen, die ich aber nicht unterſuchen will, regiert werde (m). Was die Geſchichte des Townſchend betrift, ſo erklaͤre ich ſelbige durch das Liegen, in welchem das Blut uͤberhaupt langſamer zu dem Herzen geht, und daſſelbe folglich ſchwaͤcher reizet (n). Daß in der Schnekke das Herz, nach veraͤndertem Atemholen, und wenn keine Luft zu- gelaſſen wird, wieder ruhig werde, geſteht Liſter(o), der dieſe Erſcheinung auf die Bahn bringt. Doch auch dieſes kann ein Menſch eben ſo wohl thun.
§. 7.
(l)[Spaltenumbruch]SAUVAGES in Journ. de med. T. III. p. 2. LAWREN- CE mot. muſc. p. 80. Es koͤmmt nicht von der Seele her, daß ſelbige vernuͤnftig iſt. GODART p. 67. Das Schlagen des Herzens koͤmmt nicht vom Leben, ſondern von der Reizbarkeit her. CARRERE pag. 14.
(m)[Spaltenumbruch]SAUVAGES de anim. imp. in cor. pag. 8. Conf. clar. CRANZ in ſolut. diffic.
(n)Eſſays of a Societ. phyſ. et litter. Edimburg T. I. p. 4. 39.
(o)de Humor pag. 112.
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ſchwizzten beim Beruͤhren eines ſcharfen Koͤrpers ein Waͤſ-
ſergen aus, und runzelten ſich; ſie wurden aber auf den
Befel der Seele, ob dieſe gleich die Probe machte, weder
enger, noch weiter. Es hat der ber. Wundarzt D. Tenon
in einem aͤnlichen Exempel gleichfalls geſehen, daß der
Wille, uͤber ein im Bruche vorgefallnes Gedaͤrme, nicht
die geringſte Gewalt hatte.
Folglich werden unſre beruͤmte Gegner von der Staͤrke
der Warheit dergeſtalt in die Enge getrieben, daß ſie uͤber-
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unſer Herz, nicht eben ſo, als ein andrer willkuͤrlicher
Muſkel vom Willen regiert werde; oder wenn ſie ja be-
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durch Urſachen, die von der Seele abhingen, die ich aber
nicht unterſuchen will, regiert werde (m). Was die
Geſchichte des Townſchend betrift, ſo erklaͤre ich ſelbige
durch das Liegen, in welchem das Blut uͤberhaupt
langſamer zu dem Herzen geht, und daſſelbe folglich
ſchwaͤcher reizet (n). Daß in der Schnekke das Herz,
nach veraͤndertem Atemholen, und wenn keine Luft zu-
gelaſſen wird, wieder ruhig werde, geſteht Liſter (o),
der dieſe Erſcheinung auf die Bahn bringt. Doch auch
dieſes kann ein Menſch eben ſo wohl thun.
§. 7.
(l)
SAUVAGES in Journ.
de med. T. III. p. 2. LAWREN-
CE mot. muſc. p. 80. Es koͤmmt
nicht von der Seele her, daß ſelbige
vernuͤnftig iſt. GODART p. 67.
Das Schlagen des Herzens koͤmmt
nicht vom Leben, ſondern von der
Reizbarkeit her. CARRERE
pag. 14.
(m)
SAUVAGES de anim.
imp. in cor. pag. 8. Conf. clar.
CRANZ in ſolut. diffic.
(n) Eſſays of a Societ. phyſ.
et litter. Edimburg T. I. p. 4. 39.
(o) de Humor pag. 112.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/157>, abgerufen am 25.11.2024.
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