Dritter Abschnitt. Die Ursachen von der Bewegung der Muskeln.
§. 1. Die Ursachen von der elastischen und todten Zusammenziehungskraft.
Hier sehe ich mich wiederum, obschon wider meinen Willen, in Hipotesen verwikkelt, nicht, weil ich etwa eine eigne Mutmassung vorzutragen habe, sondern weil sich gemeiniglich die Schriftsteller von phisiologischen Sachen, um den Quell der wunderbaren Kräfte, welche ein belebtes Fleisch in Bewegung sezzen, zu erklären, mehr durch Speculationen, als durch Versuche bemühen. Und man mus sie in der That anhören, da ausserdem unter ihnen eine Partei blühet, deren Herrschaft sich weit über die gesamte Arzneikunde erstrekket. Wir müssen aber unsern Vortrag so theilen, daß wir die Ursachen von allen Bewegungen erklären, die von einer Muskelfaser verrichtet werden, hernach aber auch die Ursachen von der Erschlaffung angeben, welche auf eine jede Bewegung folgt.
Wir überlassen beide Kräfte, die elastische (a), und die todte den Naturkündigern, indem solche eigentlich nicht der Muskelfaser, sondern überhaupt allen, sowohl thieri- schen als vergetabilischen Fasern, gemein sind. Vielleicht würden beide durch eine Anziehungskraft der Theile hin- länglich erklärt werden, vermöge der sie sich beständig bestreben, sich einander näher zu berüren. Verlangt man eine Hipotese, so findet man solche beim Bellin, (b)
und
(a)[Spaltenumbruch]pag. 440.
(b)[Spaltenumbruch]pag. 443.
H 5
Dritter Abſchnitt. Die Urſachen von der Bewegung der Muſkeln.
§. 1. Die Urſachen von der elaſtiſchen und todten Zuſammenziehungskraft.
Hier ſehe ich mich wiederum, obſchon wider meinen Willen, in Hipoteſen verwikkelt, nicht, weil ich etwa eine eigne Mutmaſſung vorzutragen habe, ſondern weil ſich gemeiniglich die Schriftſteller von phiſiologiſchen Sachen, um den Quell der wunderbaren Kraͤfte, welche ein belebtes Fleiſch in Bewegung ſezzen, zu erklaͤren, mehr durch Speculationen, als durch Verſuche bemuͤhen. Und man mus ſie in der That anhoͤren, da auſſerdem unter ihnen eine Partei bluͤhet, deren Herrſchaft ſich weit uͤber die geſamte Arzneikunde erſtrekket. Wir muͤſſen aber unſern Vortrag ſo theilen, daß wir die Urſachen von allen Bewegungen erklaͤren, die von einer Muſkelfaſer verrichtet werden, hernach aber auch die Urſachen von der Erſchlaffung angeben, welche auf eine jede Bewegung folgt.
Wir uͤberlaſſen beide Kraͤfte, die elaſtiſche (a), und die todte den Naturkuͤndigern, indem ſolche eigentlich nicht der Muſkelfaſer, ſondern uͤberhaupt allen, ſowohl thieri- ſchen als vergetabiliſchen Faſern, gemein ſind. Vielleicht wuͤrden beide durch eine Anziehungskraft der Theile hin- laͤnglich erklaͤrt werden, vermoͤge der ſie ſich beſtaͤndig beſtreben, ſich einander naͤher zu beruͤren. Verlangt man eine Hipoteſe, ſo findet man ſolche beim Bellin, (b)
und
(a)[Spaltenumbruch]pag. 440.
(b)[Spaltenumbruch]pag. 443.
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Dritter Abſchnitt.
Die Urſachen
von der Bewegung der Muſkeln.
§. 1.
Die Urſachen von der elaſtiſchen und todten
Zuſammenziehungskraft.
Hier ſehe ich mich wiederum, obſchon wider meinen
Willen, in Hipoteſen verwikkelt, nicht, weil ich
etwa eine eigne Mutmaſſung vorzutragen habe, ſondern
weil ſich gemeiniglich die Schriftſteller von phiſiologiſchen
Sachen, um den Quell der wunderbaren Kraͤfte, welche
ein belebtes Fleiſch in Bewegung ſezzen, zu erklaͤren, mehr
durch Speculationen, als durch Verſuche bemuͤhen.
Und man mus ſie in der That anhoͤren, da auſſerdem
unter ihnen eine Partei bluͤhet, deren Herrſchaft ſich weit
uͤber die geſamte Arzneikunde erſtrekket. Wir muͤſſen
aber unſern Vortrag ſo theilen, daß wir die Urſachen von
allen Bewegungen erklaͤren, die von einer Muſkelfaſer
verrichtet werden, hernach aber auch die Urſachen von der
Erſchlaffung angeben, welche auf eine jede Bewegung
folgt.
Wir uͤberlaſſen beide Kraͤfte, die elaſtiſche (a), und
die todte den Naturkuͤndigern, indem ſolche eigentlich nicht
der Muſkelfaſer, ſondern uͤberhaupt allen, ſowohl thieri-
ſchen als vergetabiliſchen Faſern, gemein ſind. Vielleicht
wuͤrden beide durch eine Anziehungskraft der Theile hin-
laͤnglich erklaͤrt werden, vermoͤge der ſie ſich beſtaͤndig
beſtreben, ſich einander naͤher zu beruͤren. Verlangt
man eine Hipoteſe, ſo findet man ſolche beim Bellin,
und
(b)
(a)
pag. 440.
(b)
pag. 443.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/139>, abgerufen am 23.11.2024.
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