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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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III. Abschnitt. Der Schlaf.
§. 10.
Die dummachende Einschläfrungen (narcotica).

Die vorgemeldte Räuchereien, wissen sich gefällig zu
machen. Die folgende stinken, und erregen, in kleinern
Dosen genommen, Schlaf. Es ist auch allen gemein,
daß sie die Empfindung mindern, indem sie den Schlaf
erregen. Einige sind darunter bitter, andre ohne Ge-
schmakk. Dahin gehört also die Waldlaktuk vom Geruche
des Opii (y), der Hanf (z), die Wurmabtreibende Mit-
tel (z*), sonderlich aber das Geschlecht des Solanum:
das Solanum selbst (a), die Belladona, die Alraunwur-
zel (mandragora) (b) in heissen Ländern, ob sie gleich in
kalten Himmelstrichen nicht so schädlich ist, das Stramo-
nium, und das sehr wirksame Bilsenkraut (hyoscyamus) (c).

Bei allen diesen mischet sich der Schlaf unter den
Wahnwizz, und die heftige Wallungen der Lebensgeister.

Wir wollen aber die übrige fahren lassen, und nur
das Opium, als den Chef des ganzen Geschlechtes vor
uns nehmen. Es ist dieses der Saft vom weissen oder
schwarzen Gartenmohne, welcher aus den gerizzten Mohn-
köpfen, fonderlich aus der Rinde (c*), milchig und süs
fliesset (d), an der Sonne aber schwarz, zu einer Art von

Gummi
(y) [Spaltenumbruch] LOBER. Advers. p. 89. soll
so gut Opium geben, als der Mohn
Ess. of a Societ. at. Edim. T. V.
p.
124.
(z) FLACOURT madagasc. p.
146. CHARDIN Itin. T. IV. pag.
207 208. HOOKE exper. p. 210.
RUMPF herbar. Aenboin L. VIII.
c. 34. Benque ARVIEUX T. III.
p. 21. 22. RUSSEL alepo p.
83.
(z*) BROWNE lamaic. p. 157.
(a) Siehe Enum. plant. helvet,
p.
508.
(b) Jn Jndäa MYLLER iter. in
Palaest. p.
214. Ein Tieger von
der mandragore zahm THOMA-
SIUS de Mandragora.
An sich selbst
bekräftigt die einschläfernde Kraft
[Spaltenumbruch] Levinus LEMNIUS plant. bibl.
Unschädlich. I. TERENTIO & I.
FABRO
die ganze Aepfel ohne Fol-
gen gegessen, ad HERNANDEZ
plant. mexic. L. VIII. c. 28. p.
279.
(c) Enum. plant. helv. p. 512.
(c*) LEWIS mat. med. p. 419.
(d) Jn Persien CHARDIN Voy.
T. IV. p.
31. doch da wächst der
Mohn bis vierzig Fus hoch. Man
baut ihn häufig zu Schiras in Per-
sien. TREVENOT T. IV. L. 3.
c.
2. und in Apulien. AGRIG
AMMON.
p
181. So schläfert
auch das Dekokt von Wohnköpfen
ein, coquenar in Persien genannt:
CHARDIN l. c. p. 206.
D d d d 2
III. Abſchnitt. Der Schlaf.
§. 10.
Die dummachende Einſchlaͤfrungen (narcotica).

Die vorgemeldte Raͤuchereien, wiſſen ſich gefaͤllig zu
machen. Die folgende ſtinken, und erregen, in kleinern
Doſen genommen, Schlaf. Es iſt auch allen gemein,
daß ſie die Empfindung mindern, indem ſie den Schlaf
erregen. Einige ſind darunter bitter, andre ohne Ge-
ſchmakk. Dahin gehoͤrt alſo die Waldlaktuk vom Geruche
des Opii (y), der Hanf (z), die Wurmabtreibende Mit-
tel (z*), ſonderlich aber das Geſchlecht des Solanum:
das Solanum ſelbſt (a), die Belladona, die Alraunwur-
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kalten Himmelſtrichen nicht ſo ſchaͤdlich iſt, das Stramo-
nium, und das ſehr wirkſame Bilſenkraut (hyoſcyamus) (c).

Bei allen dieſen miſchet ſich der Schlaf unter den
Wahnwizz, und die heftige Wallungen der Lebensgeiſter.

Wir wollen aber die uͤbrige fahren laſſen, und nur
das Opium, als den Chef des ganzen Geſchlechtes vor
uns nehmen. Es iſt dieſes der Saft vom weiſſen oder
ſchwarzen Gartenmohne, welcher aus den gerizzten Mohn-
koͤpfen, fonderlich aus der Rinde (c*), milchig und ſuͤs
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Gummi
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ſo gut Opium geben, als der Mohn
Eſſ. of a Societ. at. Edim. T. V.
p.
124.
(z) FLACOURT madagaſc. p.
146. CHARDIN Itin. T. IV. pag.
207 208. HOOKE exper. p. 210.
RUMPF herbar. Aenboin L. VIII.
c. 34. Benque ARVIEUX T. III.
p. 21. 22. RUSSEL alepo p.
83.
(z*) BROWNE lamaic. p. 157.
(a) Siehe Enum. plant. helvet,
p.
508.
(b) Jn Jndaͤa MYLLER iter. in
Palæſt. p.
214. Ein Tieger von
der mandragore zahm THOMA-
SIUS de Mandragora.
An ſich ſelbſt
bekraͤftigt die einſchlaͤfernde Kraft
[Spaltenumbruch] Levinus LEMNIUS plant. bibl.
Unſchaͤdlich. I. TERENTIO & I.
FABRO
die ganze Aepfel ohne Fol-
gen gegeſſen, ad HERNANDEZ
plant. mexic. L. VIII. c. 28. p.
279.
(c) Enum. plant. helv. p. 512.
(c*) LEWIS mat. med. p. 419.
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T. IV. p.
31. doch da waͤchſt der
Mohn bis vierzig Fus hoch. Man
baut ihn haͤufig zu Schiras in Per-
ſien. TREVENOT T. IV. L. 3.
c.
2. und in Apulien. AGRIG
AMMON.
p
181. So ſchlaͤfert
auch das Dekokt von Wohnkoͤpfen
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[1155/1173] III. Abſchnitt. Der Schlaf. §. 10. Die dummachende Einſchlaͤfrungen (narcotica). Die vorgemeldte Raͤuchereien, wiſſen ſich gefaͤllig zu machen. Die folgende ſtinken, und erregen, in kleinern Doſen genommen, Schlaf. Es iſt auch allen gemein, daß ſie die Empfindung mindern, indem ſie den Schlaf erregen. Einige ſind darunter bitter, andre ohne Ge- ſchmakk. Dahin gehoͤrt alſo die Waldlaktuk vom Geruche des Opii (y), der Hanf (z), die Wurmabtreibende Mit- tel (z*), ſonderlich aber das Geſchlecht des Solanum: das Solanum ſelbſt (a), die Belladona, die Alraunwur- zel (mandragora) (b) in heiſſen Laͤndern, ob ſie gleich in kalten Himmelſtrichen nicht ſo ſchaͤdlich iſt, das Stramo- nium, und das ſehr wirkſame Bilſenkraut (hyoſcyamus) (c). Bei allen dieſen miſchet ſich der Schlaf unter den Wahnwizz, und die heftige Wallungen der Lebensgeiſter. Wir wollen aber die uͤbrige fahren laſſen, und nur das Opium, als den Chef des ganzen Geſchlechtes vor uns nehmen. Es iſt dieſes der Saft vom weiſſen oder ſchwarzen Gartenmohne, welcher aus den gerizzten Mohn- koͤpfen, fonderlich aus der Rinde (c*), milchig und ſuͤs flieſſet (d), an der Sonne aber ſchwarz, zu einer Art von Gummi (y) LOBER. Adverſ. p. 89. ſoll ſo gut Opium geben, als der Mohn Eſſ. of a Societ. at. Edim. T. V. p. 124. (z) FLACOURT madagaſc. p. 146. CHARDIN Itin. T. IV. pag. 207 208. HOOKE exper. p. 210. RUMPF herbar. Aenboin L. VIII. c. 34. Benque ARVIEUX T. III. p. 21. 22. RUSSEL alepo p. 83. (z*) BROWNE lamaic. p. 157. (a) Siehe Enum. plant. helvet, p. 508. (b) Jn Jndaͤa MYLLER iter. in Palæſt. p. 214. Ein Tieger von der mandragore zahm THOMA- SIUS de Mandragora. An ſich ſelbſt bekraͤftigt die einſchlaͤfernde Kraft Levinus LEMNIUS plant. bibl. Unſchaͤdlich. I. TERENTIO & I. FABRO die ganze Aepfel ohne Fol- gen gegeſſen, ad HERNANDEZ plant. mexic. L. VIII. c. 28. p. 279. (c) Enum. plant. helv. p. 512. (c*) LEWIS mat. med. p. 419. (d) Jn Perſien CHARDIN Voy. T. IV. p. 31. doch da waͤchſt der Mohn bis vierzig Fus hoch. Man baut ihn haͤufig zu Schiras in Per- ſien. TREVENOT T. IV. L. 3. c. 2. und in Apulien. AGRIG AMMON. p 181. So ſchlaͤfert auch das Dekokt von Wohnkoͤpfen ein, coquenar in Perſien genannt: CHARDIN l. c. p. 206. D d d d 2

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1173>, abgerufen am 23.11.2024.