heftigen Umlauf gerathen, gleichsam ein kleines Fieber (q), es schmerzen die ermüdete Muskeln, und besonders ermat- ten die langen. Hierauf äussert sich eine unangenehme Betäubung an den Knieen. Dazwischen nöthigt uns die Natur einmal über das andere zu gähnen, es schlägt der Puls langsamer (r) und schwächer, und bleibt in Kindern aus (s). Hierauf werden die Geschäfte des Kopfes hin- fällig, es vergeht die Wißbegierde, die Sorge verläßt uns, wir sind nicht mehr zu denken aufgelegt, und Leib und Seele fühlen eine Neigung zur Ruhe. Es werden die Eindrükke aller äusserlichen Sinne matt, die Augen sehen und lesen nicht wohl, und die Seele stellt sich, die vom Gedächtnisse entspringende Empfindungen, weder mit ei- niger Lebhaftigkeit, noch ordentlich mehr vor. Hingegen läst sich ein sanfter Zug, der unwiderstehlich ist, zum Schlafe verspühren, wobei an der zusammenfügenden Haut der Augenlieder, nicht weit vom grossen Winkel einiges Brennen vermerkt wird; man kann die Augen nicht mehr mit Bequemlichkeit offen halten (t), sie schlies- sen sich wider unsern Willen, und es verbirgt sich die in die Höhe gezogne Pupille (u). Zugleicher Zeit sinkt der Kopf vorwerts nieder, er nikkt einmal über das andere, der Kinnbakken öffnet sich, und es würde der ganze Kör- per fallen, wenn man stehen bleiben wollte. Jndessen wacht und lauscht noch lange Zeit das Ohr (x), man hört die Stimme der nahe stehenden Personen, man ver- steht sie, wenn bereits die Kraft der Augen gleichsam gebrochen ist. Und nunmehr trennen sich die Jdeen von einander, die Seele phantasirt einiger maassen, und es sind alsdann die innerlichen Empfindungen, die das Ge-
dächt-
(q)[Spaltenumbruch]pag. 598.
(r)TRALLES de opio pag. 250. STRUTHIUS ars sphygmic. p. 200. STEMZEL peri hipnos Conf. GORTER Exerc. de somn. vigil. tot. PUSCHER de pervigil.
(s)BAGLIO prax L. I. p. 73.
(t)[Spaltenumbruch]
Die kleinen Muskeln schla- fen erst ein. SUPPRIAN pag. 41. als der levat. palpeb.
(u)PARSONS p. 16.
(x) Diesen Zustand unterschei- det er vom Schlafe, nennt ihn Schlummer Cl. MEYER Nacht- wandler.
Der Schlaf. XVII. Buch.
heftigen Umlauf gerathen, gleichſam ein kleines Fieber (q), es ſchmerzen die ermuͤdete Muſkeln, und beſonders ermat- ten die langen. Hierauf aͤuſſert ſich eine unangenehme Betaͤubung an den Knieen. Dazwiſchen noͤthigt uns die Natur einmal uͤber das andere zu gaͤhnen, es ſchlaͤgt der Puls langſamer (r) und ſchwaͤcher, und bleibt in Kindern aus (s). Hierauf werden die Geſchaͤfte des Kopfes hin- faͤllig, es vergeht die Wißbegierde, die Sorge verlaͤßt uns, wir ſind nicht mehr zu denken aufgelegt, und Leib und Seele fuͤhlen eine Neigung zur Ruhe. Es werden die Eindruͤkke aller aͤuſſerlichen Sinne matt, die Augen ſehen und leſen nicht wohl, und die Seele ſtellt ſich, die vom Gedaͤchtniſſe entſpringende Empfindungen, weder mit ei- niger Lebhaftigkeit, noch ordentlich mehr vor. Hingegen laͤſt ſich ein ſanfter Zug, der unwiderſtehlich iſt, zum Schlafe verſpuͤhren, wobei an der zuſammenfuͤgenden Haut der Augenlieder, nicht weit vom groſſen Winkel einiges Brennen vermerkt wird; man kann die Augen nicht mehr mit Bequemlichkeit offen halten (t), ſie ſchlieſ- ſen ſich wider unſern Willen, und es verbirgt ſich die in die Hoͤhe gezogne Pupille (u). Zugleicher Zeit ſinkt der Kopf vorwerts nieder, er nikkt einmal uͤber das andere, der Kinnbakken oͤffnet ſich, und es wuͤrde der ganze Koͤr- per fallen, wenn man ſtehen bleiben wollte. Jndeſſen wacht und lauſcht noch lange Zeit das Ohr (x), man hoͤrt die Stimme der nahe ſtehenden Perſonen, man ver- ſteht ſie, wenn bereits die Kraft der Augen gleichſam gebrochen iſt. Und nunmehr trennen ſich die Jdeen von einander, die Seele phantaſirt einiger maaſſen, und es ſind alsdann die innerlichen Empfindungen, die das Ge-
daͤcht-
(q)[Spaltenumbruch]pag. 598.
(r)TRALLES de opio pag. 250. STRUTHIUS ars ſphygmic. p. 200. STEMZEL peri hipnos Conf. GORTER Exerc. de ſomn. vigil. tot. PUSCHER de pervigil.
(s)BAGLIO prax L. I. p. 73.
(t)[Spaltenumbruch]
Die kleinen Muſkeln ſchla- fen erſt ein. SUPPRIAN pag. 41. als der levat. palpeb.
(u)PARSONS p. 16.
(x) Dieſen Zuſtand unterſchei- det er vom Schlafe, nennt ihn Schlummer Cl. MEYER Nacht- wandler.
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Der Schlaf. XVII. Buch.
heftigen Umlauf gerathen, gleichſam ein kleines Fieber (q),
es ſchmerzen die ermuͤdete Muſkeln, und beſonders ermat-
ten die langen. Hierauf aͤuſſert ſich eine unangenehme
Betaͤubung an den Knieen. Dazwiſchen noͤthigt uns die
Natur einmal uͤber das andere zu gaͤhnen, es ſchlaͤgt der
Puls langſamer (r) und ſchwaͤcher, und bleibt in Kindern
aus (s). Hierauf werden die Geſchaͤfte des Kopfes hin-
faͤllig, es vergeht die Wißbegierde, die Sorge verlaͤßt uns,
wir ſind nicht mehr zu denken aufgelegt, und Leib und
Seele fuͤhlen eine Neigung zur Ruhe. Es werden die
Eindruͤkke aller aͤuſſerlichen Sinne matt, die Augen ſehen
und leſen nicht wohl, und die Seele ſtellt ſich, die vom
Gedaͤchtniſſe entſpringende Empfindungen, weder mit ei-
niger Lebhaftigkeit, noch ordentlich mehr vor. Hingegen
laͤſt ſich ein ſanfter Zug, der unwiderſtehlich iſt, zum
Schlafe verſpuͤhren, wobei an der zuſammenfuͤgenden
Haut der Augenlieder, nicht weit vom groſſen Winkel
einiges Brennen vermerkt wird; man kann die Augen
nicht mehr mit Bequemlichkeit offen halten (t), ſie ſchlieſ-
ſen ſich wider unſern Willen, und es verbirgt ſich die in
die Hoͤhe gezogne Pupille (u). Zugleicher Zeit ſinkt der
Kopf vorwerts nieder, er nikkt einmal uͤber das andere,
der Kinnbakken oͤffnet ſich, und es wuͤrde der ganze Koͤr-
per fallen, wenn man ſtehen bleiben wollte. Jndeſſen
wacht und lauſcht noch lange Zeit das Ohr (x), man
hoͤrt die Stimme der nahe ſtehenden Perſonen, man ver-
ſteht ſie, wenn bereits die Kraft der Augen gleichſam
gebrochen iſt. Und nunmehr trennen ſich die Jdeen von
einander, die Seele phantaſirt einiger maaſſen, und es
ſind alsdann die innerlichen Empfindungen, die das Ge-
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(q)
pag. 598.
(r) TRALLES de opio pag. 250.
STRUTHIUS ars ſphygmic. p. 200.
STEMZEL peri hipnos Conf.
GORTER Exerc. de ſomn. vigil.
tot. PUSCHER de pervigil.
(s) BAGLIO prax L. I. p. 73.
(t)
Die kleinen Muſkeln ſchla-
fen erſt ein. SUPPRIAN pag. 41.
als der levat. palpeb.
(u) PARSONS p. 16.
(x) Dieſen Zuſtand unterſchei-
det er vom Schlafe, nennt ihn
Schlummer Cl. MEYER Nacht-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1158>, abgerufen am 23.11.2024.
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