Bisher haben wir die wachende Seele, oder doch den- jenigen Zustand eines Menschen beschrieben, da sich die Veränderungen, die von den umliegenden Körpern in den Organis der Empfindung hervorgebracht werden, der Seele vorstellen, und von derselben begriffen werden. Doch nimmt dieser Zustand nicht viel über die Helfte unsers Lebens ein; die andre Helfte gehört für den Schlaf. Wie es scheint, so schläft die Frucht (o): es schläft das Hühnchen im Ei (p): und frühzeitiggebohrne Kmder schlafen fast in eins fort. Kinder schlafen viel; und abgelebte Greise schlafen ebenfalls oft. Es kam mit dem vortreflichen Mathematiker A. le Moivre dahin (q), daß er von vier und zwanzig Stunden nicht mehr, als vier Stunden wachend zubrachte. Man verschläft im mittlern Alter den dritten Theil, und darüber vom Tage. Die meisten unvernünftigen Thiere, welche nicht des Nachts auf Beute ausgehen, schlafen so lange, als sie wachen: sie wenden nämlich die ganze Zeit, so lange es finster ist, auf den Schlaf, und sie wachen so lange, als die Sonne über dem Horizonte ist. Einige Thiere schla- fen auch in ihren Winterquartiren noch viel länger. Den Winter über schläft das Murmelthier, und wenn es sich endlich erwekken läst, schläft es doch gleich wieder ein (r); so
schläft
(o)[Spaltenumbruch]SUPPRIAM p. 26.
(p)Hamb Magaz. T. VI p. 3.
(q)Hist de l'Acad. 1754 Ein Mann welcher 83. und einer der 150 Jahr alt war THOMAS PA- REC verschlief den grösten Theil seines Lebens L. Magaz 1753 p 601.
(r)[Spaltenumbruch]Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann. 4. obs 122 Iourn. Helv. 1743 p. 553 HARDER apiar. obs 122 CI- TOIS abstin. consolentan p. 75. GESNER Quadr. p. 842. ad. BUF- FON T. VIII. p. 224.
H. Phisiol. 5. B. C c c c
Dritter Abſchnitt. Der Schlaf.
§. 1.
Bisher haben wir die wachende Seele, oder doch den- jenigen Zuſtand eines Menſchen beſchrieben, da ſich die Veraͤnderungen, die von den umliegenden Koͤrpern in den Organis der Empfindung hervorgebracht werden, der Seele vorſtellen, und von derſelben begriffen werden. Doch nimmt dieſer Zuſtand nicht viel uͤber die Helfte unſers Lebens ein; die andre Helfte gehoͤrt fuͤr den Schlaf. Wie es ſcheint, ſo ſchlaͤft die Frucht (o): es ſchlaͤft das Huͤhnchen im Ei (p): und fruͤhzeitiggebohrne Kmder ſchlafen faſt in eins fort. Kinder ſchlafen viel; und abgelebte Greiſe ſchlafen ebenfalls oft. Es kam mit dem vortreflichen Mathematiker A. le Moivre dahin (q), daß er von vier und zwanzig Stunden nicht mehr, als vier Stunden wachend zubrachte. Man verſchlaͤft im mittlern Alter den dritten Theil, und daruͤber vom Tage. Die meiſten unvernuͤnftigen Thiere, welche nicht des Nachts auf Beute ausgehen, ſchlafen ſo lange, als ſie wachen: ſie wenden naͤmlich die ganze Zeit, ſo lange es finſter iſt, auf den Schlaf, und ſie wachen ſo lange, als die Sonne uͤber dem Horizonte iſt. Einige Thiere ſchla- fen auch in ihren Winterquartiren noch viel laͤnger. Den Winter uͤber ſchlaͤft das Murmelthier, und wenn es ſich endlich erwekken laͤſt, ſchlaͤft es doch gleich wieder ein (r); ſo
ſchlaͤft
(o)[Spaltenumbruch]SUPPRIAM p. 26.
(p)Hamb Magaz. T. VI p. 3.
(q)Hiſt de l’Acad. 1754 Ein Mann welcher 83. und einer der 150 Jahr alt war THOMAS PA- REC verſchlief den groͤſten Theil ſeines Lebens L. Magaz 1753 p 601.
(r)[Spaltenumbruch]Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann. 4. obſ 122 Iourn. Helv. 1743 p. 553 HARDER apiar. obſ 122 CI- TOIS abſtin. conſolentan p. 75. GESNER Quadr. p. 842. ad. BUF- FON T. VIII. p. 224.
H. Phiſiol. 5. B. C c c c
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Dritter Abſchnitt.
Der Schlaf.
§. 1.
Bisher haben wir die wachende Seele, oder doch den-
jenigen Zuſtand eines Menſchen beſchrieben, da
ſich die Veraͤnderungen, die von den umliegenden
Koͤrpern in den Organis der Empfindung hervorgebracht
werden, der Seele vorſtellen, und von derſelben begriffen
werden. Doch nimmt dieſer Zuſtand nicht viel uͤber die
Helfte unſers Lebens ein; die andre Helfte gehoͤrt fuͤr den
Schlaf. Wie es ſcheint, ſo ſchlaͤft die Frucht (o): es
ſchlaͤft das Huͤhnchen im Ei (p): und fruͤhzeitiggebohrne
Kmder ſchlafen faſt in eins fort. Kinder ſchlafen viel;
und abgelebte Greiſe ſchlafen ebenfalls oft. Es kam mit
dem vortreflichen Mathematiker A. le Moivre dahin (q),
daß er von vier und zwanzig Stunden nicht mehr, als
vier Stunden wachend zubrachte. Man verſchlaͤft im
mittlern Alter den dritten Theil, und daruͤber vom Tage.
Die meiſten unvernuͤnftigen Thiere, welche nicht des
Nachts auf Beute ausgehen, ſchlafen ſo lange, als ſie
wachen: ſie wenden naͤmlich die ganze Zeit, ſo lange es
finſter iſt, auf den Schlaf, und ſie wachen ſo lange, als
die Sonne uͤber dem Horizonte iſt. Einige Thiere ſchla-
fen auch in ihren Winterquartiren noch viel laͤnger. Den
Winter uͤber ſchlaͤft das Murmelthier, und wenn es ſich
endlich erwekken laͤſt, ſchlaͤft es doch gleich wieder ein (r); ſo
ſchlaͤft
(o)
SUPPRIAM p. 26.
(p) Hamb Magaz. T. VI p. 3.
(q) Hiſt de l’Acad. 1754 Ein
Mann welcher 83. und einer der
150 Jahr alt war THOMAS PA-
REC verſchlief den groͤſten Theil
ſeines Lebens L. Magaz 1753 p 601.
(r)
Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann.
4. obſ 122 Iourn. Helv. 1743 p.
553 HARDER apiar. obſ 122 CI-
TOIS abſtin. conſolentan p. 75.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1155>, abgerufen am 23.11.2024.
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