gen hat der Schöpfer, welcher wohl wuste, was vor grosse Triebräder zur Bewegung er in die Nerven, und ins reizbare Wesen der Muskeln hineingelegt hatte (a), auf die Vermerung der Geschwindigkeit in der Bewegung, und auf andre Vorteile mehr seine Absicht gerichtet, in- dem er erlaubte, daß die aufgewandten Kräfte Abgang leiden sollten.
Er hat aber auch demohngeachtet doch diesen Abgang auf allerlei Weise zu verringern gesucht, und das zwar in so fern, als es die Vortheile verstatteten, welche er durch- aus nicht verabsäumen wollte.
Es hat derselbe nirgend, so viel ich weis, einen Mus- kel von dem Ruhepunkte weiter weg verlegt, als das zu bewegende Gewichte, wenigstens nicht der Hauptabsicht gemäs, entfernt war. Jndessen geschicht es doch zufälliger Weise, daß bisweilen das Ende eines Muskels vom Ru- hepunkte weiter abliegt, als das Ende des zu bewegenden Gewichtes. Hiervon hat man an dem hohen Biegemus- kel, und dem langen Kopfe des tiefen ein Beispiel. Man sezze, daß man ein Gewicht nicht mit der Hand ergreifen, sondern irgendwo am Ellbogen, zwischen dem Gelenke desselben, an der Schulter oder Handwurzel anhängen wollte. Hier werden in der That diese Muskeln, welche über das Gelenke des Ellbogens weglaufen, dasselbe beu- gen und den Ellbogen folglich in die Höhe heben, und es wird diese Maschine ein wirklicher Hebel sein, an dem der Ruhepunkt an der Vergliederung des Ellbogens mit der Schulter, das Gewicht etwas von dieser Mitte der Bewe- gung ab, und die Gewalt noch viel weiter davon abliegt. Doch hat die Natur viel öfter ihr Augenmerk darauf ge- richtet, daß sie denjenigen Winkel vergrössern möchte (c), den der Muskel mit dem Knochen macht, in den er sich (b)
hin-
(a)[Spaltenumbruch]DESAGULIERS T. I. pag. 157.
(c)[Spaltenumbruch]
Diesen Nuzzen der Vorra- gungen bestimmet CHARLE- TON of voluntary mot. p. 533.
(b)pag. 494.
Thieriſche Bewegung. XI. Buch.
gen hat der Schoͤpfer, welcher wohl wuſte, was vor groſſe Triebraͤder zur Bewegung er in die Nerven, und ins reizbare Weſen der Muſkeln hineingelegt hatte (a), auf die Vermerung der Geſchwindigkeit in der Bewegung, und auf andre Vorteile mehr ſeine Abſicht gerichtet, in- dem er erlaubte, daß die aufgewandten Kraͤfte Abgang leiden ſollten.
Er hat aber auch demohngeachtet doch dieſen Abgang auf allerlei Weiſe zu verringern geſucht, und das zwar in ſo fern, als es die Vortheile verſtatteten, welche er durch- aus nicht verabſaͤumen wollte.
Es hat derſelbe nirgend, ſo viel ich weis, einen Muſ- kel von dem Ruhepunkte weiter weg verlegt, als das zu bewegende Gewichte, wenigſtens nicht der Hauptabſicht gemaͤs, entfernt war. Jndeſſen geſchicht es doch zufaͤlliger Weiſe, daß bisweilen das Ende eines Muſkels vom Ru- hepunkte weiter abliegt, als das Ende des zu bewegenden Gewichtes. Hiervon hat man an dem hohen Biegemuſ- kel, und dem langen Kopfe des tiefen ein Beiſpiel. Man ſezze, daß man ein Gewicht nicht mit der Hand ergreifen, ſondern irgendwo am Ellbogen, zwiſchen dem Gelenke deſſelben, an der Schulter oder Handwurzel anhaͤngen wollte. Hier werden in der That dieſe Muſkeln, welche uͤber das Gelenke des Ellbogens weglaufen, daſſelbe beu- gen und den Ellbogen folglich in die Hoͤhe heben, und es wird dieſe Maſchine ein wirklicher Hebel ſein, an dem der Ruhepunkt an der Vergliederung des Ellbogens mit der Schulter, das Gewicht etwas von dieſer Mitte der Bewe- gung ab, und die Gewalt noch viel weiter davon abliegt. Doch hat die Natur viel oͤfter ihr Augenmerk darauf ge- richtet, daß ſie denjenigen Winkel vergroͤſſern moͤchte (c), den der Muſkel mit dem Knochen macht, in den er ſich (b)
hin-
(a)[Spaltenumbruch]DESAGULIERS T. I. pag. 157.
(c)[Spaltenumbruch]
Dieſen Nuzzen der Vorra- gungen beſtimmet CHARLE- TON of voluntary mot. p. 533.
(b)pag. 494.
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Thieriſche Bewegung. XI. Buch.
gen hat der Schoͤpfer, welcher wohl wuſte, was vor groſſe
Triebraͤder zur Bewegung er in die Nerven, und ins
reizbare Weſen der Muſkeln hineingelegt hatte (a), auf
die Vermerung der Geſchwindigkeit in der Bewegung,
und auf andre Vorteile mehr ſeine Abſicht gerichtet, in-
dem er erlaubte, daß die aufgewandten Kraͤfte Abgang
leiden ſollten.
Er hat aber auch demohngeachtet doch dieſen Abgang
auf allerlei Weiſe zu verringern geſucht, und das zwar in
ſo fern, als es die Vortheile verſtatteten, welche er durch-
aus nicht verabſaͤumen wollte.
Es hat derſelbe nirgend, ſo viel ich weis, einen Muſ-
kel von dem Ruhepunkte weiter weg verlegt, als das zu
bewegende Gewichte, wenigſtens nicht der Hauptabſicht
gemaͤs, entfernt war. Jndeſſen geſchicht es doch zufaͤlliger
Weiſe, daß bisweilen das Ende eines Muſkels vom Ru-
hepunkte weiter abliegt, als das Ende des zu bewegenden
Gewichtes. Hiervon hat man an dem hohen Biegemuſ-
kel, und dem langen Kopfe des tiefen ein Beiſpiel. Man
ſezze, daß man ein Gewicht nicht mit der Hand ergreifen,
ſondern irgendwo am Ellbogen, zwiſchen dem Gelenke
deſſelben, an der Schulter oder Handwurzel anhaͤngen
wollte. Hier werden in der That dieſe Muſkeln, welche
uͤber das Gelenke des Ellbogens weglaufen, daſſelbe beu-
gen und den Ellbogen folglich in die Hoͤhe heben, und es
wird dieſe Maſchine ein wirklicher Hebel ſein, an dem der
Ruhepunkt an der Vergliederung des Ellbogens mit der
Schulter, das Gewicht etwas von dieſer Mitte der Bewe-
gung ab, und die Gewalt noch viel weiter davon abliegt.
Doch hat die Natur viel oͤfter ihr Augenmerk darauf ge-
richtet, daß ſie denjenigen Winkel vergroͤſſern moͤchte (c),
den der Muſkel mit dem Knochen macht, in den er ſich
hin-
(b)
(a)
DESAGULIERS T. I.
pag. 157.
(c)
Dieſen Nuzzen der Vorra-
gungen beſtimmet CHARLE-
TON of voluntary mot. p. 533.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/114>, abgerufen am 22.11.2024.
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