nig zu folgern, weil man ausserdem in den Körpern der Unsinnigen oft nicht den mindesten Fehler antrift, so wie auch in den Unempfindlichen (f); ferner, weil keine ge- wisse Verbindung zwischen einer Krankheit der Seele, und der Krankheit eines bestimmten Theils des Gehirns zu entdekken ist; weil endlich die Merkmaale entgegen ge- sezzter Krankheiten in den Kranken, als in der Hirnwuth und Dummheit gemeinschaftlich anzutreffen sind: doch liesse sich dieser Einwurf der Neuern mit den Erscheinungen bei der Trunkenheit, und der Gehirnentzündung entschul- digen, denn in diesen entsteht aus einerlei Ursache erstlich ein Wahnwizz, denn bei wachsender Krankheit eine Schläf- rigkeit und eine Fühllosigkeit. So viel sieht man wol, daß das Gehirn gemeiniglich in den Krankheiten des Ge- müths leide; und wenn dieses bisweilen, in seltnen Fäl- len nicht zu leiden geschienen, so konnte das Uebel in den kleinern Elementen gestekkt, oder es dem Zergliedrer an Gedult gefehlt haben. Der vortrefliche Morgagni fügt noch diesem bei (f*), daß das Gehirn in allen Sinn- losen, oder doch das Mark, nach einer besondern Regel, härter, als gewöhnlich befunden werde.
Zwei-
(f)[Spaltenumbruch]HOME med. facts. p. 53.
(f*)[Spaltenumbruch]Sed & caus. morb. I. p. 59.
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I. Abſchnitt. Der Verſtand.
nig zu folgern, weil man auſſerdem in den Koͤrpern der Unſinnigen oft nicht den mindeſten Fehler antrift, ſo wie auch in den Unempfindlichen (f); ferner, weil keine ge- wiſſe Verbindung zwiſchen einer Krankheit der Seele, und der Krankheit eines beſtimmten Theils des Gehirns zu entdekken iſt; weil endlich die Merkmaale entgegen ge- ſezzter Krankheiten in den Kranken, als in der Hirnwuth und Dummheit gemeinſchaftlich anzutreffen ſind: doch lieſſe ſich dieſer Einwurf der Neuern mit den Erſcheinungen bei der Trunkenheit, und der Gehirnentzuͤndung entſchul- digen, denn in dieſen entſteht aus einerlei Urſache erſtlich ein Wahnwizz, denn bei wachſender Krankheit eine Schlaͤf- rigkeit und eine Fuͤhlloſigkeit. So viel ſieht man wol, daß das Gehirn gemeiniglich in den Krankheiten des Ge- muͤths leide; und wenn dieſes bisweilen, in ſeltnen Faͤl- len nicht zu leiden geſchienen, ſo konnte das Uebel in den kleinern Elementen geſtekkt, oder es dem Zergliedrer an Gedult gefehlt haben. Der vortrefliche Morgagni fuͤgt noch dieſem bei (f*), daß das Gehirn in allen Sinn- loſen, oder doch das Mark, nach einer beſondern Regel, haͤrter, als gewoͤhnlich befunden werde.
Zwei-
(f)[Spaltenumbruch]HOME med. facts. p. 53.
(f*)[Spaltenumbruch]Sed & cauſ. morb. I. p. 59.
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I. Abſchnitt. Der Verſtand.
nig zu folgern, weil man auſſerdem in den Koͤrpern der
Unſinnigen oft nicht den mindeſten Fehler antrift, ſo wie
auch in den Unempfindlichen (f); ferner, weil keine ge-
wiſſe Verbindung zwiſchen einer Krankheit der Seele,
und der Krankheit eines beſtimmten Theils des Gehirns
zu entdekken iſt; weil endlich die Merkmaale entgegen ge-
ſezzter Krankheiten in den Kranken, als in der Hirnwuth
und Dummheit gemeinſchaftlich anzutreffen ſind: doch
lieſſe ſich dieſer Einwurf der Neuern mit den Erſcheinungen
bei der Trunkenheit, und der Gehirnentzuͤndung entſchul-
digen, denn in dieſen entſteht aus einerlei Urſache erſtlich
ein Wahnwizz, denn bei wachſender Krankheit eine Schlaͤf-
rigkeit und eine Fuͤhlloſigkeit. So viel ſieht man wol,
daß das Gehirn gemeiniglich in den Krankheiten des Ge-
muͤths leide; und wenn dieſes bisweilen, in ſeltnen Faͤl-
len nicht zu leiden geſchienen, ſo konnte das Uebel in den
kleinern Elementen geſtekkt, oder es dem Zergliedrer an
Gedult gefehlt haben. Der vortrefliche Morgagni
fuͤgt noch dieſem bei (f*), daß das Gehirn in allen Sinn-
loſen, oder doch das Mark, nach einer beſondern Regel,
haͤrter, als gewoͤhnlich befunden werde.
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HOME med. facts. p. 53.
(f*)
Sed & cauſ. morb. I. p. 59.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1127>, abgerufen am 23.11.2024.
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