daß dadurch das deutliche Sehen einen Abgang leiden solte. Für mein Auge ist diese Distanz nicht einmal ein Zoll. Um aber die Vorstellung von einem gedoppelten Object hervorzubringen, so scheint dazu eine grössere Di- stanz erfordert zu werden (l).
Endlich gesteht es der berühmte Jurin selbst, daß schon die Verengerung des Sterns allein bisweilen zu ei- nem deutlichen Sehen schon hinlänglich sei, weil ein gar zu häufiges Licht das Sehen öfters verwirrt macht (n).
Doch wir können es auch nicht dabei bewenden lassen, was der berühmte Daviel, vor Kurzem behauptet, daß Menschen mit einem unbeweglichen Regenbogen, der we- gen des anhängenden Staars verlezzet oder zerrissen wor- den (n*), gut sehen können. Vielleicht hat dieser gute Freund von einem Gesichte geredet, welches zu den Ge- schäften des Lebens zureichend ist, und sich übrigens nicht um ein Gesicht bekümmert, welches auf verschiedene Wei- ten anzuwenden ist.
§. 28. Das Urtheil der Seele von dem Bilde auf der Nezzhaut.
Bisher haben wir nur dasjenige Bild in Betrach- tung gezogen, welches uns die umliegenden Körper auf der Nezzhaut abmahlt. Doch es ist überhaupt dieses Bild nicht das, was sich die Seele vorstellet, wie man leicht aus der Betrachtung des Bildes, oder aus den Erfah- rungen dererjenigen Menschen erkennet, die blind ge- bohren worden, und denen man mit einmal den Gebrauch der Augen giebt.
An
(l)[Spaltenumbruch]IURIN l. c. p. 134.
(n)pag. 145.
(n*)[Spaltenumbruch]K. swensk. wetensk. hand- ling 1759. Trim. I. Iourn. de me- dec. 1762. m. Mars.
Das Sehen. XVI. Buch.
daß dadurch das deutliche Sehen einen Abgang leiden ſolte. Fuͤr mein Auge iſt dieſe Diſtanz nicht einmal ein Zoll. Um aber die Vorſtellung von einem gedoppelten Object hervorzubringen, ſo ſcheint dazu eine groͤſſere Di- ſtanz erfordert zu werden (l).
Endlich geſteht es der beruͤhmte Jurin ſelbſt, daß ſchon die Verengerung des Sterns allein bisweilen zu ei- nem deutlichen Sehen ſchon hinlaͤnglich ſei, weil ein gar zu haͤufiges Licht das Sehen oͤfters verwirrt macht (n).
Doch wir koͤnnen es auch nicht dabei bewenden laſſen, was der beruͤhmte Daviel, vor Kurzem behauptet, daß Menſchen mit einem unbeweglichen Regenbogen, der we- gen des anhaͤngenden Staars verlezzet oder zerriſſen wor- den (n*), gut ſehen koͤnnen. Vielleicht hat dieſer gute Freund von einem Geſichte geredet, welches zu den Ge- ſchaͤften des Lebens zureichend iſt, und ſich uͤbrigens nicht um ein Geſicht bekuͤmmert, welches auf verſchiedene Wei- ten anzuwenden iſt.
§. 28. Das Urtheil der Seele von dem Bilde auf der Nezzhaut.
Bisher haben wir nur dasjenige Bild in Betrach- tung gezogen, welches uns die umliegenden Koͤrper auf der Nezzhaut abmahlt. Doch es iſt uͤberhaupt dieſes Bild nicht das, was ſich die Seele vorſtellet, wie man leicht aus der Betrachtung des Bildes, oder aus den Erfah- rungen dererjenigen Menſchen erkennet, die blind ge- bohren worden, und denen man mit einmal den Gebrauch der Augen giebt.
An
(l)[Spaltenumbruch]IURIN l. c. p. 134.
(n)pag. 145.
(n*)[Spaltenumbruch]K. ſwensk. wetensk. hand- ling 1759. Trim. I. Iourn. de me- dec. 1762. m. Mars.
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Das Sehen. XVI. Buch.
daß dadurch das deutliche Sehen einen Abgang leiden
ſolte. Fuͤr mein Auge iſt dieſe Diſtanz nicht einmal ein
Zoll. Um aber die Vorſtellung von einem gedoppelten
Object hervorzubringen, ſo ſcheint dazu eine groͤſſere Di-
ſtanz erfordert zu werden (l).
Endlich geſteht es der beruͤhmte Jurin ſelbſt, daß
ſchon die Verengerung des Sterns allein bisweilen zu ei-
nem deutlichen Sehen ſchon hinlaͤnglich ſei, weil ein gar
zu haͤufiges Licht das Sehen oͤfters verwirrt macht (n).
Doch wir koͤnnen es auch nicht dabei bewenden laſſen,
was der beruͤhmte Daviel, vor Kurzem behauptet, daß
Menſchen mit einem unbeweglichen Regenbogen, der we-
gen des anhaͤngenden Staars verlezzet oder zerriſſen wor-
den (n*), gut ſehen koͤnnen. Vielleicht hat dieſer gute
Freund von einem Geſichte geredet, welches zu den Ge-
ſchaͤften des Lebens zureichend iſt, und ſich uͤbrigens nicht
um ein Geſicht bekuͤmmert, welches auf verſchiedene Wei-
ten anzuwenden iſt.
§. 28.
Das Urtheil der Seele von dem Bilde auf
der Nezzhaut.
Bisher haben wir nur dasjenige Bild in Betrach-
tung gezogen, welches uns die umliegenden Koͤrper auf
der Nezzhaut abmahlt. Doch es iſt uͤberhaupt dieſes Bild
nicht das, was ſich die Seele vorſtellet, wie man leicht
aus der Betrachtung des Bildes, oder aus den Erfah-
rungen dererjenigen Menſchen erkennet, die blind ge-
bohren worden, und denen man mit einmal den Gebrauch
der Augen giebt.
An
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IURIN l. c. p. 134.
(n) pag. 145.
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ling 1759. Trim. I. Iourn. de me-
dec. 1762. m. Mars.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1026. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1044>, abgerufen am 23.11.2024.
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