digkeit gesezzt sehen, in verschiedenen Weiten zu sehen. Man kann ferner, wenn die Linse des Staares wegen entweder herausgenommen oder niedergedrükket worden, dennoch in verschiedenen Entfernungen sehen, wie ich an einem vornehmen Mann bemerkte, ohne daß derselbe, eine andere Beihülfe nöthig gehabt, diese Fähigkeit wie- der zu erlangen (i). Denn obgleich alsdenn der Kranke (k), wegen der geschwächten Kräfte, eine Glaßlinse nöthig hatte, so ist ihm doch dieses und eben dasselbe Glas zu al- len verschiedenen Weiten hinlänglich.
Es haben auch die Mathematikker gezeiget, daß we- der eine veränderte Laage (l), noch eine andere Figur der Crystallinse (m), zu einerlei Veränderung, des deutlichen Sehpunkts hinreichend ist, dergleichen man von einem gesunden Menschen erwarten könne.
Folglich ist daß Sternbändchen, von dem Anspruche, ein Haupt-Jnstrument bei Veränderung des Auges zu sein (n), so weit entfernt, daß es überhaupt dabei gar nichts zu thun hat, und es scheinet blos die Linse zu halten (o): indessen daß die Traubenhaut in den Fischen eben diese Verrichtung auf sich nimmt.
Ueberhaupt treffe ich weder an der Crystallinse, noch ausserhalb derselben irgend einige Kräfte an, welche ihre Figur ändern könnten. An den Fischen sollte man glau- ben, daß die kleine Glokke (p), welche in die Linse inse- rirt ist, diese Linse nach der inwendigen Seite ziehen könn- te, wofern sie muskelhaft wäre. Doch es kann diese Be- wegung keinen Plazz haben, weil die Traubenhaut an der gläsernen angewachsen ist, und die gläserne an der
Linse
(i)[Spaltenumbruch]La HIRE Mem. de 1706. KENNEDY suppl. p. 58. TAY- LOR disease of the crystallin c. XI. HAMBERGER physiol. p. 519.
(k)PEMBERTON n. 3.
(l)IURIN p. 137. man durch- laufe c. 87.
(m)[Spaltenumbruch]ibid.
(n)PORTERFIELD T. II. pag. 10.
(o)Physiologia zu Amsterdam p. 499.
(p)pag. 391. 392.
IV. Abſchnitt. Das Sehen.
digkeit geſezzt ſehen, in verſchiedenen Weiten zu ſehen. Man kann ferner, wenn die Linſe des Staares wegen entweder herausgenommen oder niedergedruͤkket worden, dennoch in verſchiedenen Entfernungen ſehen, wie ich an einem vornehmen Mann bemerkte, ohne daß derſelbe, eine andere Beihuͤlfe noͤthig gehabt, dieſe Faͤhigkeit wie- der zu erlangen (i). Denn obgleich alsdenn der Kranke (k), wegen der geſchwaͤchten Kraͤfte, eine Glaßlinſe noͤthig hatte, ſo iſt ihm doch dieſes und eben daſſelbe Glas zu al- len verſchiedenen Weiten hinlaͤnglich.
Es haben auch die Mathematikker gezeiget, daß we- der eine veraͤnderte Laage (l), noch eine andere Figur der Cryſtallinſe (m), zu einerlei Veraͤnderung, des deutlichen Sehpunkts hinreichend iſt, dergleichen man von einem geſunden Menſchen erwarten koͤnne.
Folglich iſt daß Sternbaͤndchen, von dem Anſpruche, ein Haupt-Jnſtrument bei Veraͤnderung des Auges zu ſein (n), ſo weit entfernt, daß es uͤberhaupt dabei gar nichts zu thun hat, und es ſcheinet blos die Linſe zu halten (o): indeſſen daß die Traubenhaut in den Fiſchen eben dieſe Verrichtung auf ſich nimmt.
Ueberhaupt treffe ich weder an der Cryſtallinſe, noch auſſerhalb derſelben irgend einige Kraͤfte an, welche ihre Figur aͤndern koͤnnten. An den Fiſchen ſollte man glau- ben, daß die kleine Glokke (p), welche in die Linſe inſe- rirt iſt, dieſe Linſe nach der inwendigen Seite ziehen koͤnn- te, wofern ſie muſkelhaft waͤre. Doch es kann dieſe Be- wegung keinen Plazz haben, weil die Traubenhaut an der glaͤſernen angewachſen iſt, und die glaͤſerne an der
Linſe
(i)[Spaltenumbruch]La HIRE Mém. de 1706. KENNEDY ſuppl. p. 58. TAY- LOR diſeaſe of the cryſtallin c. XI. HAMBERGER phyſiol. p. 519.
(k)PEMBERTON n. 3.
(l)IURIN p. 137. man durch- laufe c. 87.
(m)[Spaltenumbruch]ibid.
(n)PORTERFIELD T. II. pag. 10.
(o)Phyſiologia zu Amſterdam p. 499.
(p)pag. 391. 392.
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IV. Abſchnitt. Das Sehen.
digkeit geſezzt ſehen, in verſchiedenen Weiten zu ſehen.
Man kann ferner, wenn die Linſe des Staares wegen
entweder herausgenommen oder niedergedruͤkket worden,
dennoch in verſchiedenen Entfernungen ſehen, wie ich an
einem vornehmen Mann bemerkte, ohne daß derſelbe,
eine andere Beihuͤlfe noͤthig gehabt, dieſe Faͤhigkeit wie-
der zu erlangen (i). Denn obgleich alsdenn der Kranke
(k), wegen der geſchwaͤchten Kraͤfte, eine Glaßlinſe noͤthig
hatte, ſo iſt ihm doch dieſes und eben daſſelbe Glas zu al-
len verſchiedenen Weiten hinlaͤnglich.
Es haben auch die Mathematikker gezeiget, daß we-
der eine veraͤnderte Laage (l), noch eine andere Figur der
Cryſtallinſe (m), zu einerlei Veraͤnderung, des deutlichen
Sehpunkts hinreichend iſt, dergleichen man von einem
geſunden Menſchen erwarten koͤnne.
Folglich iſt daß Sternbaͤndchen, von dem Anſpruche,
ein Haupt-Jnſtrument bei Veraͤnderung des Auges zu
ſein (n), ſo weit entfernt, daß es uͤberhaupt dabei gar nichts
zu thun hat, und es ſcheinet blos die Linſe zu halten (o):
indeſſen daß die Traubenhaut in den Fiſchen eben dieſe
Verrichtung auf ſich nimmt.
Ueberhaupt treffe ich weder an der Cryſtallinſe, noch
auſſerhalb derſelben irgend einige Kraͤfte an, welche ihre
Figur aͤndern koͤnnten. An den Fiſchen ſollte man glau-
ben, daß die kleine Glokke (p), welche in die Linſe inſe-
rirt iſt, dieſe Linſe nach der inwendigen Seite ziehen koͤnn-
te, wofern ſie muſkelhaft waͤre. Doch es kann dieſe Be-
wegung keinen Plazz haben, weil die Traubenhaut an
der glaͤſernen angewachſen iſt, und die glaͤſerne an der
Linſe
(i)
La HIRE Mém. de 1706.
KENNEDY ſuppl. p. 58. TAY-
LOR diſeaſe of the cryſtallin c. XI.
HAMBERGER phyſiol. p. 519.
(k) PEMBERTON n. 3.
(l) IURIN p. 137. man durch-
laufe c. 87.
(m)
ibid.
(n) PORTERFIELD T. II.
pag. 10.
(o) Phyſiologia zu Amſterdam
p. 499.
(p) pag. 391. 392.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1021. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1039>, abgerufen am 23.11.2024.
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