Es ist bejahrten Personen, wenn sie nicht ehedem kurzsichtig gewesen sind, dieser Fehler gemein, daß sie weit entfernte Körper gut sehen, die nächsten aber nicht wohl unterscheiden können. Man sagt, ich weiß aber nicht, ob es der Erfahrung gemäß, das künstliche Arbei- ten an entfernten Objecten diesen Fehler hervorbringen sollen (t). An diesen Menschen sind die Augen platt, die Hornhaut wenig erhaben (u), die Crystallinse flächer (x), und das Auge so kurz (y), daß der Boden der Nezz- haut an die Hornhaut angrenzt. Man nennet aber den- jenigen weitsichtig, wenn der Punkt seines deutlichen Se- hens einen Fuß weit abliegt: an einigen entfernt er sich auf zwei (z) und drei Fuß (a) und darüber (b).
Die Ursache dieses Uebels ist grade aus dem Gegen- theil des obigen deutlich zu ersehen. Es sind an einem fla- chen Auge, die brechenden Kräfte kleiner, weil es ein Stükk von einer grössern Kugel ist (c), deren Brenn- punkt eine längere Distanz macht. Diese geringe Kräfte
sind
(t)[Spaltenumbruch]KEPLER prop. 64. STURM de presb. & myop. P. 35.
(u) An sich selbsten IURIN pag. 148. BAYLE p. 474. le CAT pag. 494. SCHEID vis. vit. pag. 25. Nach dem Cl. BUFFON ist die Harnhaut zu hart, um leicht bau- chig zu werden, T. III. pag. 332. doch soll es Weitsichtige mit con- vexer Hornhaut geben, la HIRE pag. 584.
(x) Die Alten nennen blos diese Ursache, wie in der myopia, blos die gar zu grosse Convexität der Crystallinse zur Ursache angiebt, SCHEINERUS p. 113. PLEMP L. l. c. 17. L. IV. p. 165. HONORA- TUS FABRI l. c. pr. 92. BRIGGS, SCHOTTUS, WOLF. dioptr. n. 399. 402. CHERUBIN p. 44. 45. [Spaltenumbruch]
Die Neuern nehmen sie, doch nicht allein, an: le CAT p. 494. STURM de presb. & myop. p. 35. BAYLE la HIRE p. 58. BOERHAAVE &c. Mehr schreibt ihr zu de la HIRE pag. 585.
(y)CARTES dioptr. c. I. pag. 96. PLEMP L. IV. prop. 40. L. V. c 27. & vormals PLATER & WOLF n 398. 401. le CAT pag. 494. STURM l. c. BUFFON III. pag. 332.
(z)PORTERFIELD T. II. pag. 420.
(a)PLEMP. prop. 55.
(b)IURIN sagt, daß bei ihm der focus auf 38 und 39 Zoll weit gehe p. 148.
(c)pag. 456.
Das Sehen. XVI. Buch.
§. 17. Das weite Sehen (presbyopia).
Es iſt bejahrten Perſonen, wenn ſie nicht ehedem kurzſichtig geweſen ſind, dieſer Fehler gemein, daß ſie weit entfernte Koͤrper gut ſehen, die naͤchſten aber nicht wohl unterſcheiden koͤnnen. Man ſagt, ich weiß aber nicht, ob es der Erfahrung gemaͤß, das kuͤnſtliche Arbei- ten an entfernten Objecten dieſen Fehler hervorbringen ſollen (t). An dieſen Menſchen ſind die Augen platt, die Hornhaut wenig erhaben (u), die Cryſtallinſe flaͤcher (x), und das Auge ſo kurz (y), daß der Boden der Nezz- haut an die Hornhaut angrenzt. Man nennet aber den- jenigen weitſichtig, wenn der Punkt ſeines deutlichen Se- hens einen Fuß weit abliegt: an einigen entfernt er ſich auf zwei (z) und drei Fuß (a) und daruͤber (b).
Die Urſache dieſes Uebels iſt grade aus dem Gegen- theil des obigen deutlich zu erſehen. Es ſind an einem fla- chen Auge, die brechenden Kraͤfte kleiner, weil es ein Stuͤkk von einer groͤſſern Kugel iſt (c), deren Brenn- punkt eine laͤngere Diſtanz macht. Dieſe geringe Kraͤfte
ſind
(t)[Spaltenumbruch]KEPLER prop. 64. STURM de presb. & myop. P. 35.
(u) An ſich ſelbſten IURIN pag. 148. BAYLE p. 474. le CAT pag. 494. SCHEID viſ. vit. pag. 25. Nach dem Cl. BUFFON iſt die Harnhaut zu hart, um leicht bau- chig zu werden, T. III. pag. 332. doch ſoll es Weitſichtige mit con- vexer Hornhaut geben, la HIRE pag. 584.
(x) Die Alten nennen blos dieſe Urſache, wie in der myopia, blos die gar zu groſſe Convexitaͤt der Cryſtallinſe zur Urſache angiebt, SCHEINERUS p. 113. PLEMP L. l. c. 17. L. IV. p. 165. HONORA- TUS FABRI l. c. pr. 92. BRIGGS, SCHOTTUS, WOLF. dioptr. n. 399. 402. CHERUBIN p. 44. 45. [Spaltenumbruch]
Die Neuern nehmen ſie, doch nicht allein, an: le CAT p. 494. STURM de presb. & myop. p. 35. BAYLE la HIRE p. 58. BOERHAAVE &c. Mehr ſchreibt ihr zu de la HIRE pag. 585.
(y)CARTES dioptr. c. I. pag. 96. PLEMP L. IV. prop. 40. L. V. c 27. & vormals PLATER & WOLF n 398. 401. le CAT pag. 494. STURM l. c. BUFFON III. pag. 332.
(z)PORTERFIELD T. II. pag. 420.
(a)PLEMP. prop. 55.
(b)IURIN ſagt, daß bei ihm der focus auf 38 und 39 Zoll weit gehe p. 148.
(c)pag. 456.
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Das Sehen. XVI. Buch.
§. 17.
Das weite Sehen (presbyopia).
Es iſt bejahrten Perſonen, wenn ſie nicht ehedem
kurzſichtig geweſen ſind, dieſer Fehler gemein, daß ſie
weit entfernte Koͤrper gut ſehen, die naͤchſten aber nicht
wohl unterſcheiden koͤnnen. Man ſagt, ich weiß aber
nicht, ob es der Erfahrung gemaͤß, das kuͤnſtliche Arbei-
ten an entfernten Objecten dieſen Fehler hervorbringen
ſollen (t). An dieſen Menſchen ſind die Augen platt,
die Hornhaut wenig erhaben (u), die Cryſtallinſe flaͤcher
(x), und das Auge ſo kurz (y), daß der Boden der Nezz-
haut an die Hornhaut angrenzt. Man nennet aber den-
jenigen weitſichtig, wenn der Punkt ſeines deutlichen Se-
hens einen Fuß weit abliegt: an einigen entfernt er ſich
auf zwei (z) und drei Fuß (a) und daruͤber (b).
Die Urſache dieſes Uebels iſt grade aus dem Gegen-
theil des obigen deutlich zu erſehen. Es ſind an einem fla-
chen Auge, die brechenden Kraͤfte kleiner, weil es ein
Stuͤkk von einer groͤſſern Kugel iſt (c), deren Brenn-
punkt eine laͤngere Diſtanz macht. Dieſe geringe Kraͤfte
ſind
(t)
KEPLER prop. 64. STURM
de presb. & myop. P. 35.
(u) An ſich ſelbſten IURIN pag.
148. BAYLE p. 474. le CAT pag.
494. SCHEID viſ. vit. pag. 25.
Nach dem Cl. BUFFON iſt die
Harnhaut zu hart, um leicht bau-
chig zu werden, T. III. pag. 332.
doch ſoll es Weitſichtige mit con-
vexer Hornhaut geben, la HIRE
pag. 584.
(x) Die Alten nennen blos dieſe
Urſache, wie in der myopia, blos
die gar zu groſſe Convexitaͤt der
Cryſtallinſe zur Urſache angiebt,
SCHEINERUS p. 113. PLEMP L.
l. c. 17. L. IV. p. 165. HONORA-
TUS FABRI l. c. pr. 92. BRIGGS,
SCHOTTUS, WOLF. dioptr. n.
399. 402. CHERUBIN p. 44. 45.
Die Neuern nehmen ſie, doch nicht
allein, an: le CAT p. 494. STURM
de presb. & myop. p. 35. BAYLE
la HIRE p. 58. BOERHAAVE &c.
Mehr ſchreibt ihr zu de la HIRE
pag. 585.
(y) CARTES dioptr. c. I. pag.
96. PLEMP L. IV. prop. 40. L.
V. c 27. & vormals PLATER &
WOLF n 398. 401. le CAT pag.
494. STURM l. c. BUFFON III.
pag. 332.
(z) PORTERFIELD T. II. pag.
420.
(a) PLEMP. prop. 55.
(b) IURIN ſagt, daß bei ihm
der focus auf 38 und 39 Zoll weit
gehe p. 148.
(c) pag. 456.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1002. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1020>, abgerufen am 23.11.2024.
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