unsern Tagen, andre Gedanken hiervon hegen, und eine jede thierische Faser mit der Kraft sich zu verkürzen, nicht mit der todten, sondern mit der lebendigen, welche mit der unsrigen einerley ist, aufs freigebigste beschenken.
Sie haben sich auch durch gewisse Versuche verschan- zen, und durch die Einschrumpfungen, der nicht musku- lösen Theile (s), durch die Schwankungen der Membra- nen (t) und durch die so genannte motus tonicos (Span- nungskräfte des Lebens) (u), wie auch durch das Zurükk- ziehen der zerschnittnen Theile rechtfertigen wollen (x), wozu sie auch die Kräfte der Gifte zu Hülfe genommen. Und daher folgerten sie endlich, daß auch die Haut (y), der Mutterkuchen (z), das Zellgewebe (a), die Dekken der Gehirnmasse (b), die Membranen im Eie (c), und die Nerven reizbar (d) sein müssen.
Doch ich halte dieses für viel zu übertrieben, nach- dem man die Versuche darüber wiederholt hat. Es be- wegt sich nämlich weder von selbst, noch nach dem Reize,
das
[Spaltenumbruch]de febribus. MORGAN. p. 139. KRüGER. diff. elat. et toni. WINTER. orat. inaug. p. 86. LORRY des Alimens. T. I p 27. BIKKER. pag. 44. 45. 46. 47. v. GEUNS. p. 20.
(s)LORRY, Journ. de Med. 1757. Janv.
(t)ASTRUC. des tumeurs. p 58.
(u)KüHN. nonnull. mot. musc. mom. p. 9.
(x)LORRY 1756. M. Dec. Am Gekröse; an den Eingeweiden, 1757. Jan. am Mittelfelle, ibid. an der Haut, 1756. Dec.
(y)BIANCHI. etc.
(z)BIKKER. p. 50. CAAR- RERE fedus animi et corp. p. 18.
(a)[Spaltenumbruch]BIKKER. nat. hum. p. 50. v. GEUNS. p. 20.
(b)BIKKER. ibid. BAR- THES. in duodecim quaest. p. 28. Es glaubt der berühmte Mann, der Einwurf sei vergebens, daß man sagt, daß sowol die harte Gehirn- haut, als das Knochenhäutgen an den Knochen feste sizze, und er ver- muthet, ob sie gleich unbeweglich sind, daß sie dennoch von kramf- haften Bewegungen angegriffen werden können.
(c)BIKKER. ibid.
(d)GAUBIUS p. 268. v. GEUNS. p. 19. BIANCHI Ep. I. p. 173. edit. VANDER- MONDE.
B 4
II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
unſern Tagen, andre Gedanken hiervon hegen, und eine jede thieriſche Faſer mit der Kraft ſich zu verkuͤrzen, nicht mit der todten, ſondern mit der lebendigen, welche mit der unſrigen einerley iſt, aufs freigebigſte beſchenken.
Sie haben ſich auch durch gewiſſe Verſuche verſchan- zen, und durch die Einſchrumpfungen, der nicht muſku- loͤſen Theile (s), durch die Schwankungen der Membra- nen (t) und durch die ſo genannte motus tonicos (Span- nungskraͤfte des Lebens) (u), wie auch durch das Zuruͤkk- ziehen der zerſchnittnen Theile rechtfertigen wollen (x), wozu ſie auch die Kraͤfte der Gifte zu Huͤlfe genommen. Und daher folgerten ſie endlich, daß auch die Haut (y), der Mutterkuchen (z), das Zellgewebe (a), die Dekken der Gehirnmaſſe (b), die Membranen im Eie (c), und die Nerven reizbar (d) ſein muͤſſen.
Doch ich halte dieſes fuͤr viel zu uͤbertrieben, nach- dem man die Verſuche daruͤber wiederholt hat. Es be- wegt ſich naͤmlich weder von ſelbſt, noch nach dem Reize,
das
[Spaltenumbruch]de febribus. MORGAN. p. 139. KRüGER. diff. elat. et toni. WINTER. orat. inaug. p. 86. LORRY des Alimens. T. I p 27. BIKKER. pag. 44. 45. 46. 47. v. GEUNS. p. 20.
(s)LORRY, Journ. de Med. 1757. Janv.
(t)ASTRUC. des tumeurs. p 58.
(u)KüHN. nonnull. mot. muſc. mom. p. 9.
(x)LORRY 1756. M. Dec. Am Gekroͤſe; an den Eingeweiden, 1757. Jan. am Mittelfelle, ibid. an der Haut, 1756. Dec.
(y)BIANCHI. etc.
(z)BIKKER. p. 50. CAAR- RERE fedus animi et corp. p. 18.
(a)[Spaltenumbruch]BIKKER. nat. hum. p. 50. v. GEUNS. p. 20.
(b)BIKKER. ibid. BAR- THES. in duodecim quæſt. p. 28. Es glaubt der beruͤhmte Mann, der Einwurf ſei vergebens, daß man ſagt, daß ſowol die harte Gehirn- haut, als das Knochenhaͤutgen an den Knochen feſte ſizze, und er ver- muthet, ob ſie gleich unbeweglich ſind, daß ſie dennoch von kramf- haften Bewegungen angegriffen werden koͤnnen.
(c)BIKKER. ibid.
(d)GAUBIUS p. 268. v. GEUNS. p. 19. BIANCHI Ep. I. p. 173. edit. VANDER- MONDE.
B 4
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II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
unſern Tagen, andre Gedanken hiervon hegen, und eine
jede thieriſche Faſer mit der Kraft ſich zu verkuͤrzen, nicht
mit der todten, ſondern mit der lebendigen, welche mit
der unſrigen einerley iſt, aufs freigebigſte beſchenken.
Sie haben ſich auch durch gewiſſe Verſuche verſchan-
zen, und durch die Einſchrumpfungen, der nicht muſku-
loͤſen Theile (s), durch die Schwankungen der Membra-
nen (t) und durch die ſo genannte motus tonicos (Span-
nungskraͤfte des Lebens) (u), wie auch durch das Zuruͤkk-
ziehen der zerſchnittnen Theile rechtfertigen wollen (x),
wozu ſie auch die Kraͤfte der Gifte zu Huͤlfe genommen.
Und daher folgerten ſie endlich, daß auch die Haut (y),
der Mutterkuchen (z), das Zellgewebe (a), die Dekken
der Gehirnmaſſe (b), die Membranen im Eie (c), und
die Nerven reizbar (d) ſein muͤſſen.
Doch ich halte dieſes fuͤr viel zu uͤbertrieben, nach-
dem man die Verſuche daruͤber wiederholt hat. Es be-
wegt ſich naͤmlich weder von ſelbſt, noch nach dem Reize,
das
(r)
(s) LORRY, Journ. de Med.
1757. Janv.
(t) ASTRUC. des tumeurs.
p 58.
(u) KüHN. nonnull. mot.
muſc. mom. p. 9.
(x) LORRY 1756. M. Dec.
Am Gekroͤſe; an den Eingeweiden,
1757. Jan. am Mittelfelle, ibid.
an der Haut, 1756. Dec.
(y) BIANCHI. etc.
(z) BIKKER. p. 50. CAAR-
RERE fedus animi et corp. p. 18.
(a)
BIKKER. nat. hum. p. 50.
v. GEUNS. p. 20.
(b) BIKKER. ibid. BAR-
THES. in duodecim quæſt. p. 28.
Es glaubt der beruͤhmte Mann, der
Einwurf ſei vergebens, daß man
ſagt, daß ſowol die harte Gehirn-
haut, als das Knochenhaͤutgen an
den Knochen feſte ſizze, und er ver-
muthet, ob ſie gleich unbeweglich
ſind, daß ſie dennoch von kramf-
haften Bewegungen angegriffen
werden koͤnnen.
(c) BIKKER. ibid.
(d) GAUBIUS p. 268. v.
GEUNS. p. 19. BIANCHI
Ep. I. p. 173. edit. VANDER-
MONDE.
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B 4
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/41>, abgerufen am 28.12.2024.
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