Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Abschn. und den Nerven.
einen Saft einspritzt, so verwandelt dieser von dem
grauen Brei, eine Portion in rothe Gefäßchen [Spaltenumbruch] (f), und
geht das Aussprizzen nach Wunsch von statten, so findet
man eine viel größere Portion Gefäße, und es nimt
die ganze Markrinde eine angenehme Röthe an sich (g).
Was also erst grau war, das besteht nun größtentheils
aus Gefäßen, und man kann wahrscheinlicher Weise ver-
muthen, daß die graue Markrinde durchgehends aus Ge-
fäßen bestehe. Man sezze den Fall, daß ein Theil aus
Gefäßen, und ein Theil nicht daraus bestünde. Woher
kömts nun, daß diese röhrige und veste Substanz ei-
nerlei Anblick, einerlei Farbe und einerlei Zartheit an
sich hat?

Es scheint daher der größte Theil der Markrinde
des Gehirns aus kleinen Schlagäderchens, Blutäderchen
und einem höchstzarten Zellgewebe zu bestehen, ob es
gleich sehr wahrscheinlich ist, daß dies Zellgewebe Urfache
davon sey, daß man nicht alles aussprizzen kann, wie-
wohl man deswegen nicht so augenscheinlich und mit
einem sinnlichem Erweise behaupten kann, daß die ganze
Markrinde, ohne alle Ausnahme, aus Gefäßen ge-
macht sey.

§. 13.
Das Mark des Gehirns.

Es nimt das entblößte Mark am untersten Theile
des Gehirns am Rükkenmarke, und in dem obern Theil
des von der Rinde [Spaltenumbruch] (h) bedeckten Gehirns, den innersten
Theil der Fortsäzze ein. Es ist weiß, oder es wird von
beigemischten Blute gelblich (i). Es ist röther, ie
iünger ein Mensch ist, und in den Mohren schwärzlich-

gelb
(f) RVYSCH Thes. 5. n. 46.
(g) Thes. 6. n. 73. Thes. 10.
n.
56. u. f.
(h) Vorhergehende 10te §.
(i) Daß es oft gelb sey, GUNZ
de cereb. program.
1. S. 6.

I. Abſchn. und den Nerven.
einen Saft einſpritzt, ſo verwandelt dieſer von dem
grauen Brei, eine Portion in rothe Gefaͤßchen [Spaltenumbruch] (f), und
geht das Ausſprizzen nach Wunſch von ſtatten, ſo findet
man eine viel groͤßere Portion Gefaͤße, und es nimt
die ganze Markrinde eine angenehme Roͤthe an ſich (g).
Was alſo erſt grau war, das beſteht nun groͤßtentheils
aus Gefaͤßen, und man kann wahrſcheinlicher Weiſe ver-
muthen, daß die graue Markrinde durchgehends aus Ge-
faͤßen beſtehe. Man ſezze den Fall, daß ein Theil aus
Gefaͤßen, und ein Theil nicht daraus beſtuͤnde. Woher
koͤmts nun, daß dieſe roͤhrige und veſte Subſtanz ei-
nerlei Anblick, einerlei Farbe und einerlei Zartheit an
ſich hat?

Es ſcheint daher der groͤßte Theil der Markrinde
des Gehirns aus kleinen Schlagaͤderchens, Blutaͤderchen
und einem hoͤchſtzarten Zellgewebe zu beſtehen, ob es
gleich ſehr wahrſcheinlich iſt, daß dies Zellgewebe Urfache
davon ſey, daß man nicht alles ausſprizzen kann, wie-
wohl man deswegen nicht ſo augenſcheinlich und mit
einem ſinnlichem Erweiſe behaupten kann, daß die ganze
Markrinde, ohne alle Ausnahme, aus Gefaͤßen ge-
macht ſey.

§. 13.
Das Mark des Gehirns.

Es nimt das entbloͤßte Mark am unterſten Theile
des Gehirns am Ruͤkkenmarke, und in dem obern Theil
des von der Rinde [Spaltenumbruch] (h) bedeckten Gehirns, den innerſten
Theil der Fortſaͤzze ein. Es iſt weiß, oder es wird von
beigemiſchten Blute gelblich (i). Es iſt roͤther, ie
iuͤnger ein Menſch iſt, und in den Mohren ſchwaͤrzlich-

gelb
(f) RVYSCH Theſ. 5. n. 46.
(g) Theſ. 6. n. 73. Theſ. 10.
n.
56. u. f.
(h) Vorhergehende 10te §.
(i) Daß es oft gelb ſey, GUNZ
de cereb. program.
1. S. 6.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0081" n="45"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Ab&#x017F;chn. und den Nerven.</hi></fw><lb/>
einen Saft ein&#x017F;pritzt, &#x017F;o verwandelt die&#x017F;er von dem<lb/>
grauen Brei, eine Portion in rothe Gefa&#x0364;ßchen <cb/>
<note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">RVYSCH</hi> The&#x017F;. 5. n.</hi> 46.</note>, und<lb/>
geht das Aus&#x017F;prizzen nach Wun&#x017F;ch von &#x017F;tatten, &#x017F;o findet<lb/>
man eine viel gro&#x0364;ßere Portion Gefa&#x0364;ße, und es nimt<lb/>
die ganze Markrinde eine angenehme Ro&#x0364;the an &#x017F;ich <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">The&#x017F;. 6. n. 73. The&#x017F;. 10.<lb/>
n.</hi> 56. u. f.</note>.<lb/>
Was al&#x017F;o er&#x017F;t grau war, das be&#x017F;teht nun gro&#x0364;ßtentheils<lb/>
aus Gefa&#x0364;ßen, und man kann wahr&#x017F;cheinlicher Wei&#x017F;e ver-<lb/>
muthen, daß die graue Markrinde durchgehends aus Ge-<lb/>
fa&#x0364;ßen be&#x017F;tehe. Man &#x017F;ezze den Fall, daß ein Theil aus<lb/>
Gefa&#x0364;ßen, und ein Theil nicht daraus be&#x017F;tu&#x0364;nde. Woher<lb/>
ko&#x0364;mts nun, daß die&#x017F;e ro&#x0364;hrige und ve&#x017F;te Sub&#x017F;tanz ei-<lb/>
nerlei Anblick, einerlei Farbe und einerlei Zartheit an<lb/>
&#x017F;ich hat?</p><lb/>
            <p>Es &#x017F;cheint daher der gro&#x0364;ßte Theil der Markrinde<lb/>
des Gehirns aus kleinen Schlaga&#x0364;derchens, Bluta&#x0364;derchen<lb/>
und einem ho&#x0364;ch&#x017F;tzarten Zellgewebe zu be&#x017F;tehen, ob es<lb/>
gleich &#x017F;ehr wahr&#x017F;cheinlich i&#x017F;t, daß dies Zellgewebe Urfache<lb/>
davon &#x017F;ey, daß man nicht alles aus&#x017F;prizzen kann, wie-<lb/>
wohl man deswegen nicht &#x017F;o augen&#x017F;cheinlich und mit<lb/>
einem &#x017F;innlichem Erwei&#x017F;e behaupten kann, daß die ganze<lb/>
Markrinde, ohne alle Ausnahme, aus Gefa&#x0364;ßen ge-<lb/>
macht &#x017F;ey.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 13.<lb/>
Das Mark des Gehirns.</head><lb/>
            <p>Es nimt das entblo&#x0364;ßte Mark am unter&#x017F;ten Theile<lb/>
des Gehirns am Ru&#x0364;kkenmarke, und in dem obern Theil<lb/>
des von der Rinde <cb/>
<note place="foot" n="(h)">Vorhergehende 10te §.</note> bedeckten Gehirns, den inner&#x017F;ten<lb/>
Theil der Fort&#x017F;a&#x0364;zze ein. Es i&#x017F;t weiß, oder es wird von<lb/>
beigemi&#x017F;chten Blute gelblich <note place="foot" n="(i)">Daß es oft gelb &#x017F;ey, <hi rendition="#aq">GUNZ<lb/>
de cereb. program.</hi> 1. S. 6.</note>. Es i&#x017F;t ro&#x0364;ther, ie<lb/>
iu&#x0364;nger ein Men&#x017F;ch i&#x017F;t, und in den Mohren &#x017F;chwa&#x0364;rzlich-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gelb</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0081] I. Abſchn. und den Nerven. einen Saft einſpritzt, ſo verwandelt dieſer von dem grauen Brei, eine Portion in rothe Gefaͤßchen (f), und geht das Ausſprizzen nach Wunſch von ſtatten, ſo findet man eine viel groͤßere Portion Gefaͤße, und es nimt die ganze Markrinde eine angenehme Roͤthe an ſich (g). Was alſo erſt grau war, das beſteht nun groͤßtentheils aus Gefaͤßen, und man kann wahrſcheinlicher Weiſe ver- muthen, daß die graue Markrinde durchgehends aus Ge- faͤßen beſtehe. Man ſezze den Fall, daß ein Theil aus Gefaͤßen, und ein Theil nicht daraus beſtuͤnde. Woher koͤmts nun, daß dieſe roͤhrige und veſte Subſtanz ei- nerlei Anblick, einerlei Farbe und einerlei Zartheit an ſich hat? Es ſcheint daher der groͤßte Theil der Markrinde des Gehirns aus kleinen Schlagaͤderchens, Blutaͤderchen und einem hoͤchſtzarten Zellgewebe zu beſtehen, ob es gleich ſehr wahrſcheinlich iſt, daß dies Zellgewebe Urfache davon ſey, daß man nicht alles ausſprizzen kann, wie- wohl man deswegen nicht ſo augenſcheinlich und mit einem ſinnlichem Erweiſe behaupten kann, daß die ganze Markrinde, ohne alle Ausnahme, aus Gefaͤßen ge- macht ſey. §. 13. Das Mark des Gehirns. Es nimt das entbloͤßte Mark am unterſten Theile des Gehirns am Ruͤkkenmarke, und in dem obern Theil des von der Rinde (h) bedeckten Gehirns, den innerſten Theil der Fortſaͤzze ein. Es iſt weiß, oder es wird von beigemiſchten Blute gelblich (i). Es iſt roͤther, ie iuͤnger ein Menſch iſt, und in den Mohren ſchwaͤrzlich- gelb (f) RVYSCH Theſ. 5. n. 46. (g) Theſ. 6. n. 73. Theſ. 10. n. 56. u. f. (h) Vorhergehende 10te §. (i) Daß es oft gelb ſey, GUNZ de cereb. program. 1. S. 6.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/81
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/81>, abgerufen am 22.11.2024.