möge ihres elastischen Wesens, herstellen zu lassen, und man siehet ferner daraus, daß sie, wenn sich der Mu- skel zusammen zieht, selbst kürzer werden, und, bei der Wiederherstellung, ihre natürliche Länge wieder be- kommen.
Es scheint das Fett die Fasern einzuschmieren, sie in der Bewegung schlüpfrig zu machen, und sich zwischen sie einzulegen, damit sie sich nicht unter einander reiben, und mit Schmerzen zusammen wachsen mögen.
Wenn sich gar zu viel Fett anhäuft, so dehnt es die Fleischfasern gar zu sehr auseinander, es verdrengt sie von ihren Nachbaren [Spaltenumbruch]k, zerstreut sie l, und ent- kräftet sie dergestallt, daß sie verschwinden, und keine mehr gesehen werden, welches in Krnnkheiten selten, bei Misgeburten aber sehr oft vorkömmt. Aristoteles nennt dieses Uebel eine Verwandelung des Fleisches zu Fett m.
§. 9. Die Schlagadern.
Durch dieses beschriebene Zellgewebe laufen die Schlag- und Blutadern eines Muskels. Gemeiniglich giebt es in einerlei Muskeln mehr Stämme, welches sich in den Eingeweiden ganz anders verhält, weil die mei- sten Muskeln lang zu sein pflegen. Es werfen sich die Blutgefäse durch die grossen Räume zwischen den Mu- skelstreifen, in den Muskel, ohne eine gewisse Stelle zu beobachten, und sie nähern sich weder dem Kopfe, noch dem Schwanze des Muskels mehr. Sie folgen den grössern Zwischenräumen zwischen den Mnskelstreifen, und sind oftmals geschlängelt, wenn sie angefüllt erschei-
nen,
kSaltzmann. de plur. musc. defectu.
lLeeuwenhoeck Epist. physiol. [Spaltenumbruch]
p. 362. auch von den sehnigen Fa- sern p. 321.
mHist. anim. L. III. c. 16.
T t 5
I. Abſchn. Der Muskelbau uͤberhaupt.
moͤge ihres elaſtiſchen Weſens, herſtellen zu laſſen, und man ſiehet ferner daraus, daß ſie, wenn ſich der Mu- skel zuſammen zieht, ſelbſt kuͤrzer werden, und, bei der Wiederherſtellung, ihre natuͤrliche Laͤnge wieder be- kommen.
Es ſcheint das Fett die Faſern einzuſchmieren, ſie in der Bewegung ſchluͤpfrig zu machen, und ſich zwiſchen ſie einzulegen, damit ſie ſich nicht unter einander reiben, und mit Schmerzen zuſammen wachſen moͤgen.
Wenn ſich gar zu viel Fett anhaͤuft, ſo dehnt es die Fleiſchfaſern gar zu ſehr auseinander, es verdrengt ſie von ihren Nachbaren [Spaltenumbruch]k, zerſtreut ſie l, und ent- kraͤftet ſie dergeſtallt, daß ſie verſchwinden, und keine mehr geſehen werden, welches in Krnnkheiten ſelten, bei Misgeburten aber ſehr oft vorkoͤmmt. Ariſtoteles nennt dieſes Uebel eine Verwandelung des Fleiſches zu Fett m.
§. 9. Die Schlagadern.
Durch dieſes beſchriebene Zellgewebe laufen die Schlag- und Blutadern eines Muskels. Gemeiniglich giebt es in einerlei Muskeln mehr Staͤmme, welches ſich in den Eingeweiden ganz anders verhaͤlt, weil die mei- ſten Muskeln lang zu ſein pflegen. Es werfen ſich die Blutgefaͤſe durch die groſſen Raͤume zwiſchen den Mu- skelſtreifen, in den Muskel, ohne eine gewiſſe Stelle zu beobachten, und ſie naͤhern ſich weder dem Kopfe, noch dem Schwanze des Muskels mehr. Sie folgen den groͤſſern Zwiſchenraͤumen zwiſchen den Mnskelſtreifen, und ſind oftmals geſchlaͤngelt, wenn ſie angefuͤllt erſchei-
nen,
kSaltzmann. de plur. muſc. defectu.
lLeeuwenhoeck Epiſt. phyſiol. [Spaltenumbruch]
p. 362. auch von den ſehnigen Fa- ſern p. 321.
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[665/0701]
I. Abſchn. Der Muskelbau uͤberhaupt.
moͤge ihres elaſtiſchen Weſens, herſtellen zu laſſen, und
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skel zuſammen zieht, ſelbſt kuͤrzer werden, und, bei der
Wiederherſtellung, ihre natuͤrliche Laͤnge wieder be-
kommen.
Es ſcheint das Fett die Faſern einzuſchmieren, ſie
in der Bewegung ſchluͤpfrig zu machen, und ſich zwiſchen
ſie einzulegen, damit ſie ſich nicht unter einander reiben,
und mit Schmerzen zuſammen wachſen moͤgen.
Wenn ſich gar zu viel Fett anhaͤuft, ſo dehnt es
die Fleiſchfaſern gar zu ſehr auseinander, es verdrengt
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k, zerſtreut ſie l, und ent-
kraͤftet ſie dergeſtallt, daß ſie verſchwinden, und keine
mehr geſehen werden, welches in Krnnkheiten ſelten,
bei Misgeburten aber ſehr oft vorkoͤmmt. Ariſtoteles
nennt dieſes Uebel eine Verwandelung des Fleiſches zu
Fett m.
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Die Schlagadern.
Durch dieſes beſchriebene Zellgewebe laufen die
Schlag- und Blutadern eines Muskels. Gemeiniglich
giebt es in einerlei Muskeln mehr Staͤmme, welches ſich
in den Eingeweiden ganz anders verhaͤlt, weil die mei-
ſten Muskeln lang zu ſein pflegen. Es werfen ſich die
Blutgefaͤſe durch die groſſen Raͤume zwiſchen den Mu-
skelſtreifen, in den Muskel, ohne eine gewiſſe Stelle zu
beobachten, und ſie naͤhern ſich weder dem Kopfe, noch
dem Schwanze des Muskels mehr. Sie folgen den
groͤſſern Zwiſchenraͤumen zwiſchen den Mnskelſtreifen,
und ſind oftmals geſchlaͤngelt, wenn ſie angefuͤllt erſchei-
nen,
k Saltzmann. de plur. muſc.
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l Leeuwenhoeck Epiſt. phyſiol.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 665. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/701>, abgerufen am 22.11.2024.
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