Ridley[Spaltenumbruch]s glaubt, der Sehnerve bekomme etwas von |dem Hintern, indem dieser, vermittelst des langen Fortsatzes, mit dem kleinen Gehirne in Verbindung steht. Es ward Ridley ferner, von diesen Anmer- kungen selbst gezwungen, anzunehmen, daß sowohl das kleine Gehirn, auch Empfindungen haben t, als auch das grosse Gehirn oder die Seele, deren Wachhaus das grosse Gehirn ist, zu den Lebensbewegungen seine Gei- ster, mit Munterkeit, oder nur schläfrig absenden könne u.
Doch wir haben bereits an einem Orte, und wenn ich nicht irre, überflüßig gezeigt, daß im kleinen Ge- hirne gar nichts besonders vorkomme, welches zu dem Lebensgeschäfte tüchtiger sei, als das grosse Gehirn x, und daß die Wunden an diesem Eingeweide nicht so zu- verläßig tödlich sind [Spaltenumbruch]y, daß man von ihm entweder ein- zig und allein, oder doch vornämlich die Kräfte der Le- benswerkzeuge herleiten müßte. Wir haben auch ge- zeigt, daß vom kleinen Gehirne der fünfte Nerve, der größtentheils der Empfindung und Bewegung gewidmet ist, entspringe z, und daß in der That, nach Verletzung des kleinen Gehirns, an den, dem Willen untergeord- neten Muskeln, Krämpfe hervorgebracht werden a.
Man weiß dagegen, daß die Wunden, und an- dre Verletzungen des grossen Gehirns, allerdings auch die Kräfte des Herzens, und des Lebens zerstören b, und daß hierinnen schwerlich an dem kleinen Gehirne ein Unterscheid zu bemerken sei, wenn man die Wunden des untern Theils, und an dem Grunde der Hirnschale vergleicht. Von den Wunden des verlängerten Markes erfolgt eine Oefnung des Leibes b*.
Es
sp. 196.
tp. 173.
up. 186.
xL. IV. p. 476. L. X. p. 345 seqq. Sauvages physiolog. p. 168. Des Hais de hemipleg.
yp. 347. 348.
zp. 209. & L. IV. p. 478.
ap. 351.
bp. 348.
b*Viridet. du bon chyle p. 567.
Q q 2
VIII. Abſchnitt. Die Muthmaſſungen.
Ridley[Spaltenumbruch]s glaubt, der Sehnerve bekomme etwas von |dem Hintern, indem dieſer, vermittelſt des langen Fortſatzes, mit dem kleinen Gehirne in Verbindung ſteht. Es ward Ridley ferner, von dieſen Anmer- kungen ſelbſt gezwungen, anzunehmen, daß ſowohl das kleine Gehirn, auch Empfindungen haben t, als auch das groſſe Gehirn oder die Seele, deren Wachhaus das groſſe Gehirn iſt, zu den Lebensbewegungen ſeine Gei- ſter, mit Munterkeit, oder nur ſchlaͤfrig abſenden koͤnne u.
Doch wir haben bereits an einem Orte, und wenn ich nicht irre, uͤberfluͤßig gezeigt, daß im kleinen Ge- hirne gar nichts beſonders vorkomme, welches zu dem Lebensgeſchaͤfte tuͤchtiger ſei, als das groſſe Gehirn x, und daß die Wunden an dieſem Eingeweide nicht ſo zu- verlaͤßig toͤdlich ſind [Spaltenumbruch]y, daß man von ihm entweder ein- zig und allein, oder doch vornaͤmlich die Kraͤfte der Le- benswerkzeuge herleiten muͤßte. Wir haben auch ge- zeigt, daß vom kleinen Gehirne der fuͤnfte Nerve, der groͤßtentheils der Empfindung und Bewegung gewidmet iſt, entſpringe z, und daß in der That, nach Verletzung des kleinen Gehirns, an den, dem Willen untergeord- neten Muskeln, Kraͤmpfe hervorgebracht werden a.
Man weiß dagegen, daß die Wunden, und an- dre Verletzungen des groſſen Gehirns, allerdings auch die Kraͤfte des Herzens, und des Lebens zerſtoͤren b, und daß hierinnen ſchwerlich an dem kleinen Gehirne ein Unterſcheid zu bemerken ſei, wenn man die Wunden des untern Theils, und an dem Grunde der Hirnſchale vergleicht. Von den Wunden des verlaͤngerten Markes erfolgt eine Oefnung des Leibes b*.
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sp. 196.
tp. 173.
up. 186.
xL. IV. p. 476. L. X. p. 345 ſeqq. Sauvages phyſiolog. p. 168. Des Hais de hemipleg.
yp. 347. 348.
zp. 209. & L. IV. p. 478.
ap. 351.
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b*Viridet. du bon chyle p. 567.
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VIII. Abſchnitt. Die Muthmaſſungen.
Ridley
s glaubt, der Sehnerve bekomme etwas
von |dem Hintern, indem dieſer, vermittelſt des langen
Fortſatzes, mit dem kleinen Gehirne in Verbindung
ſteht. Es ward Ridley ferner, von dieſen Anmer-
kungen ſelbſt gezwungen, anzunehmen, daß ſowohl das
kleine Gehirn, auch Empfindungen haben t, als auch
das groſſe Gehirn oder die Seele, deren Wachhaus das
groſſe Gehirn iſt, zu den Lebensbewegungen ſeine Gei-
ſter, mit Munterkeit, oder nur ſchlaͤfrig abſenden
koͤnne u.
Doch wir haben bereits an einem Orte, und wenn
ich nicht irre, uͤberfluͤßig gezeigt, daß im kleinen Ge-
hirne gar nichts beſonders vorkomme, welches zu dem
Lebensgeſchaͤfte tuͤchtiger ſei, als das groſſe Gehirn x,
und daß die Wunden an dieſem Eingeweide nicht ſo zu-
verlaͤßig toͤdlich ſind
y, daß man von ihm entweder ein-
zig und allein, oder doch vornaͤmlich die Kraͤfte der Le-
benswerkzeuge herleiten muͤßte. Wir haben auch ge-
zeigt, daß vom kleinen Gehirne der fuͤnfte Nerve, der
groͤßtentheils der Empfindung und Bewegung gewidmet
iſt, entſpringe z, und daß in der That, nach Verletzung
des kleinen Gehirns, an den, dem Willen untergeord-
neten Muskeln, Kraͤmpfe hervorgebracht werden a.
Man weiß dagegen, daß die Wunden, und an-
dre Verletzungen des groſſen Gehirns, allerdings auch die
Kraͤfte des Herzens, und des Lebens zerſtoͤren b, und
daß hierinnen ſchwerlich an dem kleinen Gehirne ein
Unterſcheid zu bemerken ſei, wenn man die Wunden
des untern Theils, und an dem Grunde der Hirnſchale
vergleicht. Von den Wunden des verlaͤngerten Markes
erfolgt eine Oefnung des Leibes b*.
Es
s p. 196.
t p. 173.
u p. 186.
x L. IV. p. 476. L. X. p. 345
ſeqq. Sauvages phyſiolog. p. 168.
Des Hais de hemipleg.
y p. 347. 348.
z p. 209. & L. IV. p. 478.
a p. 351.
b p. 348.
b* Viridet. du bon chyle
p. 567.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 611. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/647>, abgerufen am 22.11.2024.
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