§. 8. Man kann die Feuchtigkeit nicht sichtbar machen.
Es glaubten berümte Männer, wenn sich überhaupt in den Nervenfasern einige Feuchtigkeit befände, so müste diese, wie die Feuchtigkeit aus dem Speichelgan- ge in die Nebenröhre abfließt, aus einem durchschnittnen Nerven deutlich herausfliessen. Sie sagen, man habe den Versuch gemacht, es habe aber keine Feuchtigkeit zum Vorschein kommen wollen [Spaltenumbruch]e.
Jch mag hier wieder nicht weder den Malpighi- schen Gallert [Spaltenumbruch]f, noch den thierischen Geist mißbrau- chen, den einige berümte Männer g in der Gestalt eines Rauches von dem Bauche des Thieres gegen den Kopf hinaufsteigen, und nicht wieder zurücke kommen gesehen, indem er in Gestalt der Wasserblassen fortgegangen, und in dem ruhenden Thiere zugleich mit geruht habe h.
Folglich sind die gemeinen Versuche schon hinläng- lich, welche uns lehren, daß sich das elektrische Feuer durch die Schnüre, daß sich die magnetische Luft durch die Schweislöcher des Eisens hindurch bewege, und daß so viel andere zarte Gattungen von thierischen Früchten und kleinen Jnseckten und Pflanzen in den Gefässen aller- lei Arten von Flüßigkeiten tragen, ohne daß man diese Flüßigkeiten sichtbar machen könne; denn das Sichtbar- machen ist allein ein Vorrecht von einer dicken und ge- färbten Feuchtigkeit.
§. 9.
eGraaf de pancreat p. 32. Bid- loo l. c. Iournal des savans 1689. n. 19. Ortlob apud Frank. de succ. nutrit. p. 26. Bertier p. 75. Pascal. des fermens p. 217.
fp. 196.
gPower microscop. obs. n. 31.
hH. Regius in philos. natur. p. 320.
Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
§. 8. Man kann die Feuchtigkeit nicht ſichtbar machen.
Es glaubten beruͤmte Maͤnner, wenn ſich uͤberhaupt in den Nervenfaſern einige Feuchtigkeit befaͤnde, ſo muͤſte dieſe, wie die Feuchtigkeit aus dem Speichelgan- ge in die Nebenroͤhre abfließt, aus einem durchſchnittnen Nerven deutlich herausflieſſen. Sie ſagen, man habe den Verſuch gemacht, es habe aber keine Feuchtigkeit zum Vorſchein kommen wollen [Spaltenumbruch]e.
Jch mag hier wieder nicht weder den Malpighi- ſchen Gallert [Spaltenumbruch]f, noch den thieriſchen Geiſt mißbrau- chen, den einige beruͤmte Maͤnner g in der Geſtalt eines Rauches von dem Bauche des Thieres gegen den Kopf hinaufſteigen, und nicht wieder zuruͤcke kommen geſehen, indem er in Geſtalt der Waſſerblaſſen fortgegangen, und in dem ruhenden Thiere zugleich mit geruht habe h.
Folglich ſind die gemeinen Verſuche ſchon hinlaͤng- lich, welche uns lehren, daß ſich das elektriſche Feuer durch die Schnuͤre, daß ſich die magnetiſche Luft durch die Schweisloͤcher des Eiſens hindurch bewege, und daß ſo viel andere zarte Gattungen von thieriſchen Fruͤchten und kleinen Jnſeckten und Pflanzen in den Gefaͤſſen aller- lei Arten von Fluͤßigkeiten tragen, ohne daß man dieſe Fluͤßigkeiten ſichtbar machen koͤnne; denn das Sichtbar- machen iſt allein ein Vorrecht von einer dicken und ge- faͤrbten Feuchtigkeit.
§. 9.
eGraaf de pancreat p. 32. Bid- loo l. c. Iournal des ſavans 1689. n. 19. Ortlob apud Frank. de ſucc. nutrit. p. 26. Bertier p. 75. Paſcal. des fermens p. 217.
fp. 196.
gPower microſcop. obſ. n. 31.
hH. Regius in philoſ. natur. p. 320.
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Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
§. 8.
Man kann die Feuchtigkeit nicht ſichtbar
machen.
Es glaubten beruͤmte Maͤnner, wenn ſich uͤberhaupt
in den Nervenfaſern einige Feuchtigkeit befaͤnde, ſo
muͤſte dieſe, wie die Feuchtigkeit aus dem Speichelgan-
ge in die Nebenroͤhre abfließt, aus einem durchſchnittnen
Nerven deutlich herausflieſſen. Sie ſagen, man habe
den Verſuch gemacht, es habe aber keine Feuchtigkeit
zum Vorſchein kommen wollen
e.
Jch mag hier wieder nicht weder den Malpighi-
ſchen Gallert
f, noch den thieriſchen Geiſt mißbrau-
chen, den einige beruͤmte Maͤnner g in der Geſtalt eines
Rauches von dem Bauche des Thieres gegen den Kopf
hinaufſteigen, und nicht wieder zuruͤcke kommen geſehen,
indem er in Geſtalt der Waſſerblaſſen fortgegangen, und
in dem ruhenden Thiere zugleich mit geruht habe h.
Folglich ſind die gemeinen Verſuche ſchon hinlaͤng-
lich, welche uns lehren, daß ſich das elektriſche Feuer
durch die Schnuͤre, daß ſich die magnetiſche Luft durch
die Schweisloͤcher des Eiſens hindurch bewege, und daß
ſo viel andere zarte Gattungen von thieriſchen Fruͤchten
und kleinen Jnſeckten und Pflanzen in den Gefaͤſſen aller-
lei Arten von Fluͤßigkeiten tragen, ohne daß man dieſe
Fluͤßigkeiten ſichtbar machen koͤnne; denn das Sichtbar-
machen iſt allein ein Vorrecht von einer dicken und ge-
faͤrbten Feuchtigkeit.
§. 9.
e Graaf de pancreat p. 32. Bid-
loo l. c. Iournal des ſavans 1689.
n. 19. Ortlob apud Frank. de ſucc.
nutrit. p. 26. Bertier p. 75. Paſcal.
des fermens p. 217.
f p. 196.
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h H. Regius in philoſ. natur.
p. 320.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/614>, abgerufen am 22.11.2024.
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