Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.Das Gehirn und die Nerven. X. Buch. von einem faulen Fließwasser zerfressen [Spaltenumbruch]
d. Ein andrerKranke verlor das Gedächtniß ebenfalls, er empfand im Kopfe Schmerzen, gerieth in eine Schläfrigkeit, und man fand, daß ein Geschwür die Hirnschwiele verderbt hatte e. Ein andrer, welcher nach zerbrochner Hirn- schaale in Schlaf vorfiel, bekam, als man den Eiter wegschafte, der sich über die Hirnschwiele ergossen hatte, den Gebrauch der Sinnen wieder, welcher aber wieder ver- gieng, so bald sich in einigen Tagen neuer Eiter wieder erzeugt hatte, und die Hirnschwiele drückte, ia es kamen die Sinnen wieder, wenn der Wundarzt mit seinem Jn- strumente die Hirnschwiele reinigte und frei machte f. An einem andern Kinde, welches den Gebrauch der Sin- nen verlor, hatte ein Eitergeschwür einen Theil von der Hirnschwiele zerstört f*). Ein Mann verlor nach plötzlichen Kopfschmerzen, und da ihm eine Seite ge- lähmt ward, den Gebrauch der Sinnen, da sich an dem gestreiften Körper ein Blutklumpe zeigte, der eine solche Lage hatte, daß er die Hirnschwiele drückte g, und man stellte in einem ähnlichen Falle, da der Blutklumpe zum Theil zerfloß und verschwand, eine Zeitlang den Ge- brauch der Vernunft wieder her [Spaltenumbruch] h. So fand sich in ei- ner Wunde, welche bis zur Hirnschwiele durchgedrun- gen war, alsman das Blut wegräumte, womit die Hirnschwiele belästigt war, so gleich die Kraft der Seele wieder ein i. Da man in ein Geschwür des Gehirns Rosenhonig einspritzte, und vier Unzen davon bis zur Hirnschwiele herabflossen, so fiel der Kranke, als ein Todter, zur Erde, und zwar, weil der eingespritzte Saft die Hirnschwiele beschwerte k. Es d La Peyronie p. 210. e p. 211. f p. 212. 213. g p. 214. 215. Vier ähnliche Exempel p. 215. 216. 217. h p. 217. i Marchet. obs. 4. k La Peyronie mem. de chir.
T. I. P. 2. p. 166. Das Gehirn und die Nerven. X. Buch. von einem faulen Fließwaſſer zerfreſſen [Spaltenumbruch]
d. Ein andrerKranke verlor das Gedaͤchtniß ebenfalls, er empfand im Kopfe Schmerzen, gerieth in eine Schlaͤfrigkeit, und man fand, daß ein Geſchwuͤr die Hirnſchwiele verderbt hatte e. Ein andrer, welcher nach zerbrochner Hirn- ſchaale in Schlaf vorfiel, bekam, als man den Eiter wegſchafte, der ſich uͤber die Hirnſchwiele ergoſſen hatte, den Gebrauch der Sinnen wieder, welcher aber wieder ver- gieng, ſo bald ſich in einigen Tagen neuer Eiter wieder erzeugt hatte, und die Hirnſchwiele druͤckte, ia es kamen die Sinnen wieder, wenn der Wundarzt mit ſeinem Jn- ſtrumente die Hirnſchwiele reinigte und frei machte f. An einem andern Kinde, welches den Gebrauch der Sin- nen verlor, hatte ein Eitergeſchwuͤr einen Theil von der Hirnſchwiele zerſtoͤrt f*). Ein Mann verlor nach ploͤtzlichen Kopfſchmerzen, und da ihm eine Seite ge- laͤhmt ward, den Gebrauch der Sinnen, da ſich an dem geſtreiften Koͤrper ein Blutklumpe zeigte, der eine ſolche Lage hatte, daß er die Hirnſchwiele druͤckte g, und man ſtellte in einem aͤhnlichen Falle, da der Blutklumpe zum Theil zerfloß und verſchwand, eine Zeitlang den Ge- brauch der Vernunft wieder her [Spaltenumbruch] h. So fand ſich in ei- ner Wunde, welche bis zur Hirnſchwiele durchgedrun- gen war, alsman das Blut wegraͤumte, womit die Hirnſchwiele belaͤſtigt war, ſo gleich die Kraft der Seele wieder ein i. Da man in ein Geſchwuͤr des Gehirns Roſenhonig einſpritzte, und vier Unzen davon bis zur Hirnſchwiele herabfloſſen, ſo fiel der Kranke, als ein Todter, zur Erde, und zwar, weil der eingeſpritzte Saft die Hirnſchwiele beſchwerte k. Es d La Peyronie p. 210. e p. 211. f p. 212. 213. g p. 214. 215. Vier aͤhnliche Exempel p. 215. 216. 217. h p. 217. i Marchet. obſ. 4. k La Peyronie mem. de chir.
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Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
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d. Ein andrer
Kranke verlor das Gedaͤchtniß ebenfalls, er empfand im
Kopfe Schmerzen, gerieth in eine Schlaͤfrigkeit, und
man fand, daß ein Geſchwuͤr die Hirnſchwiele verderbt
hatte e. Ein andrer, welcher nach zerbrochner Hirn-
ſchaale in Schlaf vorfiel, bekam, als man den Eiter
wegſchafte, der ſich uͤber die Hirnſchwiele ergoſſen hatte,
den Gebrauch der Sinnen wieder, welcher aber wieder ver-
gieng, ſo bald ſich in einigen Tagen neuer Eiter wieder
erzeugt hatte, und die Hirnſchwiele druͤckte, ia es kamen
die Sinnen wieder, wenn der Wundarzt mit ſeinem Jn-
ſtrumente die Hirnſchwiele reinigte und frei machte f.
An einem andern Kinde, welches den Gebrauch der Sin-
nen verlor, hatte ein Eitergeſchwuͤr einen Theil von
der Hirnſchwiele zerſtoͤrt f*). Ein Mann verlor nach
ploͤtzlichen Kopfſchmerzen, und da ihm eine Seite ge-
laͤhmt ward, den Gebrauch der Sinnen, da ſich an dem
geſtreiften Koͤrper ein Blutklumpe zeigte, der eine ſolche
Lage hatte, daß er die Hirnſchwiele druͤckte g, und man
ſtellte in einem aͤhnlichen Falle, da der Blutklumpe zum
Theil zerfloß und verſchwand, eine Zeitlang den Ge-
brauch der Vernunft wieder her
h. So fand ſich in ei-
ner Wunde, welche bis zur Hirnſchwiele durchgedrun-
gen war, alsman das Blut wegraͤumte, womit die
Hirnſchwiele belaͤſtigt war, ſo gleich die Kraft der Seele
wieder ein i. Da man in ein Geſchwuͤr des Gehirns
Roſenhonig einſpritzte, und vier Unzen davon bis zur
Hirnſchwiele herabfloſſen, ſo fiel der Kranke, als ein
Todter, zur Erde, und zwar, weil der eingeſpritzte Saft
die Hirnſchwiele beſchwerte k.
Es
d La Peyronie p. 210.
e p. 211.
f p. 212. 213.
g p. 214. 215. Vier aͤhnliche
Exempel p. 215. 216. 217.
h p. 217.
i Marchet. obſ. 4.
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