lebhaft und klar bleiben. Es wird sich eine andere Ge- legenheit zeigen, wo wir von diesem bewundernswürdi- gen Leben und der langen Fortdauer der Jdeen mit bes- serm Rechte reden können. Es ist hier genug, wenn ich die Sache selbst durch Versuche erweislich mache.
Es kann demnach diese Fortdauer der sinnlichen Bil- der, welche sich im Gehirn eines Menschen, wie in ei- nem Archive sammlen, durch verschiedene Gewaltthätig- keiten und Gehirnkrankheiten zernichtet werden.
Es verschwindet überhaupt das Gedächtniß, wenn das Uebel groß ist, oder nach dem Verluste des Ge- hirns [Spaltenumbruch]l, nach einem Geschwüre desselben, wenn die Hirnschwiele angefressen ist m, oder nach andern Gehirn- wunden n, oder nach dem Drucke, von einem harten Ge- wächse (gumate) o, oder, wenn das Gehirn in ein Was- ser zerfließt p, oder auch blos von der Erschütterung des Kopfes [Spaltenumbruch]q, von Kopfstössen q*, wie auch von andern Ursachen q+ mehr.
Es blieb ein Mensch, dem man das Gehirn ein- drückte, achtzehn Monate ganz dumm r, und man weiß, daß das Gedächtniß vergangen, als iemand einen Theil des Gehirns verlor s, welches auch durch einen Fall t verursacht worden. Es verfiel iemand in seine erste Kindheit wieder zurücke, bei dem man das Gehirn trocken, zerreiblich, und gelb angelaufen fand u, da
sich
lCaldani controvers. |zu Lib. 2. Tr. 1. contr. 7.
mla Peyronie mem. de l'Acad. 1741. Extr. de l'Acad. de Mont- pelli 1708.
nAmat. cent. 7. cur. 32. Von einer Verwundung mit dem Ver- luste des Auges Iordan. pest. phae- nom. p. 275. 276.
o Daher die Tollheit Heister in diss. Goekel n. 15.
pVieussens nov. vas. syst. ad fin.
qTanaron chirurg. T. 2. p. 351. Thue hinzu Diomed. Corn. obs. med. c. 24. Helwig obs. p. 230. Tulp. L. 4. c. 15.
q*Scultet. addit. obs. 38.
q+Arvieux mem. T. 1. p. 402.
rCabrol. alphab. obs. 21.
sCardan. in aphorisin Hipp. n. 451.
tValer. Max. L. 1. Plinius L. 7. c. 24.
uH. de Heers obs. p. 45.
Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
lebhaft und klar bleiben. Es wird ſich eine andere Ge- legenheit zeigen, wo wir von dieſem bewundernswuͤrdi- gen Leben und der langen Fortdauer der Jdeen mit beſ- ſerm Rechte reden koͤnnen. Es iſt hier genug, wenn ich die Sache ſelbſt durch Verſuche erweislich mache.
Es kann demnach dieſe Fortdauer der ſinnlichen Bil- der, welche ſich im Gehirn eines Menſchen, wie in ei- nem Archive ſammlen, durch verſchiedene Gewaltthaͤtig- keiten und Gehirnkrankheiten zernichtet werden.
Es verſchwindet uͤberhaupt das Gedaͤchtniß, wenn das Uebel groß iſt, oder nach dem Verluſte des Ge- hirns [Spaltenumbruch]l, nach einem Geſchwuͤre deſſelben, wenn die Hirnſchwiele angefreſſen iſt m, oder nach andern Gehirn- wunden n, oder nach dem Drucke, von einem harten Ge- waͤchſe (gumate) o, oder, wenn das Gehirn in ein Waſ- ſer zerfließt p, oder auch blos von der Erſchuͤtterung des Kopfes [Spaltenumbruch]q, von Kopfſtoͤſſen q*, wie auch von andern Urſachen q† mehr.
Es blieb ein Menſch, dem man das Gehirn ein- druͤckte, achtzehn Monate ganz dumm r, und man weiß, daß das Gedaͤchtniß vergangen, als iemand einen Theil des Gehirns verlor s, welches auch durch einen Fall t verurſacht worden. Es verfiel iemand in ſeine erſte Kindheit wieder zuruͤcke, bei dem man das Gehirn trocken, zerreiblich, und gelb angelaufen fand u, da
ſich
lCaldani controverſ. |zu Lib. 2. Tr. 1. contr. 7.
mla Peyronie mem. de l’Acad. 1741. Extr. de l’Acad. de Mont- pelli 1708.
nAmat. cent. 7. cur. 32. Von einer Verwundung mit dem Ver- luſte des Auges Iordan. peſt. phae- nom. p. 275. 276.
o Daher die Tollheit Heiſter in diſſ. Goekel n. 15.
pVieuſſens nov. vaſ. ſyſt. ad fin.
qTanaron chirurg. T. 2. p. 351. Thue hinzu Diomed. Corn. obſ. med. c. 24. Helwig obſ. p. 230. Tulp. L. 4. c. 15.
q*Scultet. addit. obſ. 38.
q†Arvieux mem. T. 1. p. 402.
rCabrol. alphab. obſ. 21.
sCardan. in aphoriſin Hipp. n. 451.
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Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
lebhaft und klar bleiben. Es wird ſich eine andere Ge-
legenheit zeigen, wo wir von dieſem bewundernswuͤrdi-
gen Leben und der langen Fortdauer der Jdeen mit beſ-
ſerm Rechte reden koͤnnen. Es iſt hier genug, wenn
ich die Sache ſelbſt durch Verſuche erweislich mache.
Es kann demnach dieſe Fortdauer der ſinnlichen Bil-
der, welche ſich im Gehirn eines Menſchen, wie in ei-
nem Archive ſammlen, durch verſchiedene Gewaltthaͤtig-
keiten und Gehirnkrankheiten zernichtet werden.
Es verſchwindet uͤberhaupt das Gedaͤchtniß, wenn
das Uebel groß iſt, oder nach dem Verluſte des Ge-
hirns
l, nach einem Geſchwuͤre deſſelben, wenn die
Hirnſchwiele angefreſſen iſt m, oder nach andern Gehirn-
wunden n, oder nach dem Drucke, von einem harten Ge-
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ſer zerfließt p, oder auch blos von der Erſchuͤtterung des
Kopfes
q, von Kopfſtoͤſſen q*, wie auch von andern
Urſachen q† mehr.
Es blieb ein Menſch, dem man das Gehirn ein-
druͤckte, achtzehn Monate ganz dumm r, und man weiß,
daß das Gedaͤchtniß vergangen, als iemand einen Theil
des Gehirns verlor s, welches auch durch einen Fall t
verurſacht worden. Es verfiel iemand in ſeine erſte
Kindheit wieder zuruͤcke, bei dem man das Gehirn
trocken, zerreiblich, und gelb angelaufen fand u, da
ſich
l Caldani controverſ. |zu Lib.
2. Tr. 1. contr. 7.
m la Peyronie mem. de l’Acad.
1741. Extr. de l’Acad. de Mont-
pelli 1708.
n Amat. cent. 7. cur. 32. Von
einer Verwundung mit dem Ver-
luſte des Auges Iordan. peſt. phae-
nom. p. 275. 276.
o Daher die Tollheit Heiſter in
diſſ. Goekel n. 15.
p Vieuſſens nov. vaſ. ſyſt. ad
fin.
q Tanaron chirurg. T. 2. p. 351.
Thue hinzu Diomed. Corn. obſ. med.
c. 24. Helwig obſ. p. 230. Tulp.
L. 4. c. 15.
q* Scultet. addit. obſ. 38.
q† Arvieux mem. T. 1. p. 402.
r Cabrol. alphab. obſ. 21.
s Cardan. in aphoriſin Hipp.
n. 451.
t Valer. Max. L. 1. Plinius L. 7.
c. 24.
u H. de Heers obſ. p. 45.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/532>, abgerufen am 14.06.2024.
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