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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

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VII. Ab. Ersch. d. leb. Geh. Die Empfind.
ten Lorry einen Schlaf zu Wege bringe, so habe ich
doch in so vielen Versuchen, die viel zahlreicher und gar
nicht zum Behufe meiner Sache angestellt sind, ieder-
zeit mit Augen gesehen, daß Hunde allen Druck aufs
Gehirn nicht gern vertragen, und von einem grössern
Drucke allezeit eingeschläfert werden, und endlich zu rö-
cheln anfangen [Spaltenumbruch] u*.

Wenn das Gehirn, wie Salenus sagt, auch schon
von dem blossen Hirnhauthalter (meningophylax) ge-
druckt wird, welches ein Jnstrument bei den Hirnborun-
gen ist, so fällt das Thier den Augenblick nieder u**,
es erfolgte von einem Falle, und zwar, nachdem eine
lange Zeit dazwischen verflossen war, da das Hinter-
hauptsbein cariöse geworden war, und das Gehirn schlecht
davon bedeckt wurde, eine Ohnmacht, wenn man diesen
Ort berührte u+.

Und warum soll man nicht von Thieren diesen Aus-
gang erwarten, da er sich doch am Menschen sehr ge-
wöhnlich zuträgt. Es findet sich zwar die Schläfrigkeit
allein bei einer mehr wäßrigen Austretung, nach und nach
und langsam ein; doch überfället einen der Schlaf sehr
geschwinde, wenn irgend eine schlimme Ursache das Ge-
hirn belästigt. Es ist der Schlagfluß eigentlich eine
Zernichtung der Sinne und der willkürlichen Bewegun-
gen, wobei sich der Schlaf und das Schnarchen einfin-
det. Es entsteht dieses unter allen am gemeinste Uebel
davon, daß sich das Blut über das Gehirn ergießt [Spaltenumbruch] x.

Jch
u* Walsdorf p. 48. Das Gefühl,
Gedächtniß und Sinnen vergingen
an einem Aufgehänkten, Tour.
trough. Ireland p. 228. Bader obs.
Bilguer Iourn. med. 1764. Non-
noni
obs. 45. Caledsis Iourn. de
Trevoux. 1755. Febr.
u** Mem. des savans etrang. T.
III. p. 352-355. Verhand. van deHol-
landz maatsch. T. V. p.
543.
u+ Memoires de l'Acad. de
chirg. T. I. p.
378. 379.
x Die Apoplexie von dem zwi-
schen der Hirnschaale und der har-
ten Gehirnhaut vergossenen Vlute,
Chiflet obs. 6. Alberti Med. Leg.
T. 1. app. cas. 16. Tulp L. 1. obs.
6. Bonnet sepulchr. Anat. l. 1. Sect.
2. obs. 20. 22. 26. apend. obs. 2.
Schaarschmidt Relat. T. 4. p.
62.
63. von dem Blut, das sich zwischen
den Gehirnhäuten ergossen, Wepfer
de apopl. p.
336.
G g 5

VII. Ab. Erſch. d. leb. Geh. Die Empfind.
ten Lorry einen Schlaf zu Wege bringe, ſo habe ich
doch in ſo vielen Verſuchen, die viel zahlreicher und gar
nicht zum Behufe meiner Sache angeſtellt ſind, ieder-
zeit mit Augen geſehen, daß Hunde allen Druck aufs
Gehirn nicht gern vertragen, und von einem groͤſſern
Drucke allezeit eingeſchlaͤfert werden, und endlich zu roͤ-
cheln anfangen [Spaltenumbruch] u*.

Wenn das Gehirn, wie Salenus ſagt, auch ſchon
von dem bloſſen Hirnhauthalter (meningophylax) ge-
druckt wird, welches ein Jnſtrument bei den Hirnborun-
gen iſt, ſo faͤllt das Thier den Augenblick nieder u**,
es erfolgte von einem Falle, und zwar, nachdem eine
lange Zeit dazwiſchen verfloſſen war, da das Hinter-
hauptsbein carioͤſe geworden war, und das Gehirn ſchlecht
davon bedeckt wurde, eine Ohnmacht, wenn man dieſen
Ort beruͤhrte u†.

Und warum ſoll man nicht von Thieren dieſen Aus-
gang erwarten, da er ſich doch am Menſchen ſehr ge-
woͤhnlich zutraͤgt. Es findet ſich zwar die Schlaͤfrigkeit
allein bei einer mehr waͤßrigen Austretung, nach und nach
und langſam ein; doch uͤberfaͤllet einen der Schlaf ſehr
geſchwinde, wenn irgend eine ſchlimme Urſache das Ge-
hirn belaͤſtigt. Es iſt der Schlagfluß eigentlich eine
Zernichtung der Sinne und der willkuͤrlichen Bewegun-
gen, wobei ſich der Schlaf und das Schnarchen einfin-
det. Es entſteht dieſes unter allen am gemeinſte Uebel
davon, daß ſich das Blut uͤber das Gehirn ergießt [Spaltenumbruch] x.

Jch
u* Walsdorf p. 48. Das Gefuͤhl,
Gedaͤchtniß und Sinnen vergingen
an einem Aufgehaͤnkten, Tour.
trough. Ireland p. 228. Bader obſ.
Bilguer Iourn. med. 1764. Non-
noni
obſ. 45. Caledſis Iourn. de
Trevoux. 1755. Febr.
u** Mem. des ſavans etrang. T.
III. p. 352-355. Verhand. van deHol-
landz maatſch. T. V. p.
543.
u† Memoires de l’Acad. de
chirg. T. I. p.
378. 379.
x Die Apoplexie von dem zwi-
ſchen der Hirnſchaale und der har-
ten Gehirnhaut vergoſſenen Vlute,
Chiflet obſ. 6. Alberti Med. Leg.
T. 1. app. caſ. 16. Tulp L. 1. obſ.
6. Bonnet ſepulchr. Anat. l. 1. Sect.
2. obſ. 20. 22. 26. apend. obſ. 2.
Schaarſchmidt Relat. T. 4. p.
62.
63. von dem Blut, das ſich zwiſchen
den Gehirnhaͤuten ergoſſen, Wepfer
de apopl. p.
336.
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[473/0509] VII. Ab. Erſch. d. leb. Geh. Die Empfind. ten Lorry einen Schlaf zu Wege bringe, ſo habe ich doch in ſo vielen Verſuchen, die viel zahlreicher und gar nicht zum Behufe meiner Sache angeſtellt ſind, ieder- zeit mit Augen geſehen, daß Hunde allen Druck aufs Gehirn nicht gern vertragen, und von einem groͤſſern Drucke allezeit eingeſchlaͤfert werden, und endlich zu roͤ- cheln anfangen u*. Wenn das Gehirn, wie Salenus ſagt, auch ſchon von dem bloſſen Hirnhauthalter (meningophylax) ge- druckt wird, welches ein Jnſtrument bei den Hirnborun- gen iſt, ſo faͤllt das Thier den Augenblick nieder u**, es erfolgte von einem Falle, und zwar, nachdem eine lange Zeit dazwiſchen verfloſſen war, da das Hinter- hauptsbein carioͤſe geworden war, und das Gehirn ſchlecht davon bedeckt wurde, eine Ohnmacht, wenn man dieſen Ort beruͤhrte u†. Und warum ſoll man nicht von Thieren dieſen Aus- gang erwarten, da er ſich doch am Menſchen ſehr ge- woͤhnlich zutraͤgt. Es findet ſich zwar die Schlaͤfrigkeit allein bei einer mehr waͤßrigen Austretung, nach und nach und langſam ein; doch uͤberfaͤllet einen der Schlaf ſehr geſchwinde, wenn irgend eine ſchlimme Urſache das Ge- hirn belaͤſtigt. Es iſt der Schlagfluß eigentlich eine Zernichtung der Sinne und der willkuͤrlichen Bewegun- gen, wobei ſich der Schlaf und das Schnarchen einfin- det. Es entſteht dieſes unter allen am gemeinſte Uebel davon, daß ſich das Blut uͤber das Gehirn ergießt x. Jch u* Walsdorf p. 48. Das Gefuͤhl, Gedaͤchtniß und Sinnen vergingen an einem Aufgehaͤnkten, Tour. trough. Ireland p. 228. Bader obſ. Bilguer Iourn. med. 1764. Non- noni obſ. 45. Caledſis Iourn. de Trevoux. 1755. Febr. u** Mem. des ſavans etrang. T. III. p. 352-355. Verhand. van deHol- landz maatſch. T. V. p. 543. u† Memoires de l’Acad. de chirg. T. I. p. 378. 379. x Die Apoplexie von dem zwi- ſchen der Hirnſchaale und der har- ten Gehirnhaut vergoſſenen Vlute, Chiflet obſ. 6. Alberti Med. Leg. T. 1. app. caſ. 16. Tulp L. 1. obſ. 6. Bonnet ſepulchr. Anat. l. 1. Sect. 2. obſ. 20. 22. 26. apend. obſ. 2. Schaarſchmidt Relat. T. 4. p. 62. 63. von dem Blut, das ſich zwiſchen den Gehirnhaͤuten ergoſſen, Wepfer de apopl. p. 336. G g 5

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/509>, abgerufen am 22.11.2024.