nur so kleine Nerven enthalten, daß sie einer nicht gerin- gen Sorgfalt völlig entwischen, und, daß man von der- gleichen Rerven überhaupt eine nur schwache Empfindung erwarten könne [Spaltenumbruch]n, da die Eingeweide, welche ich ge- wiß mit viel mehrern und deutlichen Nerven versehen sind, dennoch, wie wir sogleich sehen werden, fast ganz und gar unempfindlich sind. Wir glauben also, daß Sehnen keine andere Empsindlichkeit haben, als welche man den vorbeistreichenden Nerven Schuld geben kann.
Endlich so habe ich bei den podagrischen Schmerzen und da mir die Muskeln, wenn ich mich öfters der Lei- tern in den unterirdischen Gruben bediente, oder da mir dieselbe bei dem langwierigen Niedersteigen von steilen Bergen grosse Schmerzen machten, dennoch sehr genau angemerkt, daß die Sehnen überhaupt ohne alle Em- pfindung sind o. Jch sehe, daß viele berümte Män- ner von diesen Gründen veranlaßt werden, auf meine Seite zu treten p, welches auch so gar von denen gilt, die sonst mit uns nicht völlig einerlei Meinung sind q; ia ich finde, daß erfahrne Wundärzte die Sehnen nicht mehr so schonen r, sondern sie durchschneiden lassen, in- dem sie gestehen, daß dieienigen Zufälle von den Ner- ven herrühren, welche man den Sehnen Schuld zu ge- ben pflegt s.
§. 8.
nMem. T. 4. p. 33. Caldani lettr. 2. p. 282.
o Noch auch Moretti p. 509., von welchen noch andere Beweise da sind.
pHeuermann operat. T. 1. p. 49. Physiol. T. 3. p. 79. Larber in Palf. Anat. chir. L. 1. p. 252. H. Fracassini de affect. hypoch. p. 9. [Spaltenumbruch]
Balth. Lud. Tralles de opio Sect. 2. p. 189. 212. 322. dieses vortrefli- chen Arztes Beifall achte ich sehr hoch.
qAndreae de irritabil.
rBagieu des amputat. p. 525.
sHeuermann operat. T. 3. p. 202. 203.
VII. Ab. Erſch. d. leb. Geh. Die Empfind.
nur ſo kleine Nerven enthalten, daß ſie einer nicht gerin- gen Sorgfalt voͤllig entwiſchen, und, daß man von der- gleichen Rerven uͤberhaupt eine nur ſchwache Empfindung erwarten koͤnne [Spaltenumbruch]n, da die Eingeweide, welche ich ge- wiß mit viel mehrern und deutlichen Nerven verſehen ſind, dennoch, wie wir ſogleich ſehen werden, faſt ganz und gar unempfindlich ſind. Wir glauben alſo, daß Sehnen keine andere Empſindlichkeit haben, als welche man den vorbeiſtreichenden Nerven Schuld geben kann.
Endlich ſo habe ich bei den podagriſchen Schmerzen und da mir die Muskeln, wenn ich mich oͤfters der Lei- tern in den unterirdiſchen Gruben bediente, oder da mir dieſelbe bei dem langwierigen Niederſteigen von ſteilen Bergen groſſe Schmerzen machten, dennoch ſehr genau angemerkt, daß die Sehnen uͤberhaupt ohne alle Em- pfindung ſind o. Jch ſehe, daß viele beruͤmte Maͤn- ner von dieſen Gruͤnden veranlaßt werden, auf meine Seite zu treten p, welches auch ſo gar von denen gilt, die ſonſt mit uns nicht voͤllig einerlei Meinung ſind q; ia ich finde, daß erfahrne Wundaͤrzte die Sehnen nicht mehr ſo ſchonen r, ſondern ſie durchſchneiden laſſen, in- dem ſie geſtehen, daß dieienigen Zufaͤlle von den Ner- ven herruͤhren, welche man den Sehnen Schuld zu ge- ben pflegt s.
§. 8.
nMem. T. 4. p. 33. Caldani lettr. 2. p. 282.
o Noch auch Moretti p. 509., von welchen noch andere Beweiſe da ſind.
pHeuermann operat. T. 1. p. 49. Phyſiol. T. 3. p. 79. Larber in Palf. Anat. chir. L. 1. p. 252. H. Fracaſſini de affect. hypoch. p. 9. [Spaltenumbruch]
Balth. Lud. Tralles de opio Sect. 2. p. 189. 212. 322. dieſes vortrefli- chen Arztes Beifall achte ich ſehr hoch.
qAndreae de irritabil.
rBagieu des amputat. p. 525.
sHeuermann operat. T. 3. p. 202. 203.
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VII. Ab. Erſch. d. leb. Geh. Die Empfind.
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gleichen Rerven uͤberhaupt eine nur ſchwache Empfindung
erwarten koͤnne
n, da die Eingeweide, welche ich ge-
wiß mit viel mehrern und deutlichen Nerven verſehen
ſind, dennoch, wie wir ſogleich ſehen werden, faſt ganz
und gar unempfindlich ſind. Wir glauben alſo, daß
Sehnen keine andere Empſindlichkeit haben, als welche
man den vorbeiſtreichenden Nerven Schuld geben kann.
Endlich ſo habe ich bei den podagriſchen Schmerzen
und da mir die Muskeln, wenn ich mich oͤfters der Lei-
tern in den unterirdiſchen Gruben bediente, oder da mir
dieſelbe bei dem langwierigen Niederſteigen von ſteilen
Bergen groſſe Schmerzen machten, dennoch ſehr genau
angemerkt, daß die Sehnen uͤberhaupt ohne alle Em-
pfindung ſind o. Jch ſehe, daß viele beruͤmte Maͤn-
ner von dieſen Gruͤnden veranlaßt werden, auf meine
Seite zu treten p, welches auch ſo gar von denen gilt,
die ſonſt mit uns nicht voͤllig einerlei Meinung ſind q;
ia ich finde, daß erfahrne Wundaͤrzte die Sehnen nicht
mehr ſo ſchonen r, ſondern ſie durchſchneiden laſſen, in-
dem ſie geſtehen, daß dieienigen Zufaͤlle von den Ner-
ven herruͤhren, welche man den Sehnen Schuld zu ge-
ben pflegt s.
§. 8.
n Mem. T. 4. p. 33. Caldani
lettr. 2. p. 282.
o Noch auch Moretti p. 509.,
von welchen noch andere Beweiſe
da ſind.
p Heuermann operat. T. 1. p. 49.
Phyſiol. T. 3. p. 79. Larber in
Palf. Anat. chir. L. 1. p. 252. H.
Fracaſſini de affect. hypoch. p. 9.
Balth. Lud. Tralles de opio Sect. 2.
p. 189. 212. 322. dieſes vortrefli-
chen Arztes Beifall achte ich ſehr
hoch.
q Andreae de irritabil.
r Bagieu des amputat. p. 525.
s Heuermann operat. T. 3. p.
202. 203.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/481>, abgerufen am 15.06.2024.
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