Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite

VII. Ab. Ersch. d. leb. Geh. Die Empfind.
kann also weder einer Erstarrung, noch Schrecken die
Schuld geben, wenn sie die Wunden an den Sehnen
mit Stillschweigen ausgestanden.

Doch es haben auch Menschen geläugnet, daß sie
etwas empfänden, wenn man ihre Sehnen beschädigte [Spaltenumbruch] h.

Entzündete Theile schmerzen heftiger, wenn sie in
ihrem gesunden Zustande empfindlich gewesen, und ich
habe übrigens die Sehne, an einem Finger, der vom
Fingerwurm geschworen war, mitten im Eiter unem-
pfindlich gefunden i.

Was der berümte le Cat von den unempfindlichen
Enden der Nerven berührt, mag ich nicht in Erwägung
ziehen, weil solches eine Hipotesensache ist, und es schei-
net dieser berümte Mann das Zellgewebe zu den Nerven
rechnen zu wollen.

Man hat verschiedene Krankheitsberichte, von de-
nen es höchst ungewiß ist, ob überhaupt die Sehne gar
etwas gelitten, oder ob sich würklich der Sitz des Schmer-
zens in der Sehne befunden habe k.

Damit wir ferner die Versuche näher beleuchten
mögen, so sind es, wenn man solche mit den unsrigen
vergleicht, überhaupt sehr wenige l. Es haben die
meisten von unsern Gegnern eben solche Erfolge, als wir
gesehen, und sie haben gefunden, daß man Sehnen
ohne alle Merkmale des Schmerzens an Thieren m,

und
h p. 276. 277.
i Exp. 30.
k Lottieri hie und da. Petrioli
p. 250. Delius Fraenk. Anmerk.
T. 1. p.
262. 263.
l Am Menschen wenigstens 22.,
zu welchen nochvon den neulich vom
Berdot, und von unserm Wund-
arzte Ricou ausgeführt, und von
dem berümten Burckard hinzukom-
men. An den Thieren über 200.
Mem. T. IV. p. 154. u. w.
m Ein wenig empfindliche Seh-
ne Douglas bei Reimar p. 17. Lam-
[Spaltenumbruch] berti
p. 221. Fabbri
und selbst Rei-
mar.
Daß die sauren Feuchtigkeiten
wenig Empfindung machen Lorry
Iourn. de med. 1756. Dec. I. B.
Blanchi
hat kein Zeichen des
Schmerzens an den gereitzten Seh-
nen gesehen ep. 1. p. 48. Radnitz-
ky
S. 1. exp.
1. und obs. ad S. 1.
Oft findet Girard keinen in der
Thesi. Er hat keinen in Gegen-
wart des Whyft gesehen. Robert
Ramsay
beim Vavghan in diss. de
rheumatismo p.
18. 19. Keinen du
Bordeu
angef. Ort.
E e 5

VII. Ab. Erſch. d. leb. Geh. Die Empfind.
kann alſo weder einer Erſtarrung, noch Schrecken die
Schuld geben, wenn ſie die Wunden an den Sehnen
mit Stillſchweigen ausgeſtanden.

Doch es haben auch Menſchen gelaͤugnet, daß ſie
etwas empfaͤnden, wenn man ihre Sehnen beſchaͤdigte [Spaltenumbruch] h.

Entzuͤndete Theile ſchmerzen heftiger, wenn ſie in
ihrem geſunden Zuſtande empfindlich geweſen, und ich
habe uͤbrigens die Sehne, an einem Finger, der vom
Fingerwurm geſchworen war, mitten im Eiter unem-
pfindlich gefunden i.

Was der beruͤmte le Cat von den unempfindlichen
Enden der Nerven beruͤhrt, mag ich nicht in Erwaͤgung
ziehen, weil ſolches eine Hipoteſenſache iſt, und es ſchei-
net dieſer beruͤmte Mann das Zellgewebe zu den Nerven
rechnen zu wollen.

Man hat verſchiedene Krankheitsberichte, von de-
nen es hoͤchſt ungewiß iſt, ob uͤberhaupt die Sehne gar
etwas gelitten, oder ob ſich wuͤrklich der Sitz des Schmer-
zens in der Sehne befunden habe k.

Damit wir ferner die Verſuche naͤher beleuchten
moͤgen, ſo ſind es, wenn man ſolche mit den unſrigen
vergleicht, uͤberhaupt ſehr wenige l. Es haben die
meiſten von unſern Gegnern eben ſolche Erfolge, als wir
geſehen, und ſie haben gefunden, daß man Sehnen
ohne alle Merkmale des Schmerzens an Thieren m,

und
h p. 276. 277.
i Exp. 30.
k Lottieri hie und da. Petrioli
p. 250. Delius Fraenk. Anmerk.
T. 1. p.
262. 263.
l Am Menſchen wenigſtens 22.,
zu welchen nochvon den neulich vom
Berdot, und von unſerm Wund-
arzte Ricou ausgefuͤhrt, und von
dem beruͤmten Burckard hinzukom-
men. An den Thieren uͤber 200.
Mem. T. IV. p. 154. u. w.
m Ein wenig empfindliche Seh-
ne Douglas bei Reimar p. 17. Lam-
[Spaltenumbruch] berti
p. 221. Fabbri
und ſelbſt Rei-
mar.
Daß die ſauren Feuchtigkeiten
wenig Empfindung machen Lorry
Iourn. de med. 1756. Dec. I. B.
Blanchi
hat kein Zeichen des
Schmerzens an den gereitzten Seh-
nen geſehen ep. 1. p. 48. Radnitz-
ky
S. 1. exp.
1. und obſ. ad S. 1.
Oft findet Girard keinen in der
Theſi. Er hat keinen in Gegen-
wart des Whyft geſehen. Robert
Ramſay
beim Vavghan in diſſ. de
rheumatismo p.
18. 19. Keinen du
Bordeu
angef. Ort.
E e 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0477" n="441"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VII.</hi> Ab. Er&#x017F;ch. d. leb. Geh. Die Empfind.</hi></fw><lb/>
kann al&#x017F;o weder einer Er&#x017F;tarrung, noch Schrecken die<lb/>
Schuld geben, wenn &#x017F;ie die Wunden an den Sehnen<lb/>
mit Still&#x017F;chweigen ausge&#x017F;tanden.</p><lb/>
            <p>Doch es haben auch Men&#x017F;chen gela&#x0364;ugnet, daß &#x017F;ie<lb/>
etwas empfa&#x0364;nden, wenn man ihre Sehnen be&#x017F;cha&#x0364;digte <cb/>
<note place="foot" n="h"><hi rendition="#aq">p.</hi> 276. 277.</note>.</p><lb/>
            <p>Entzu&#x0364;ndete Theile &#x017F;chmerzen heftiger, wenn &#x017F;ie in<lb/>
ihrem ge&#x017F;unden Zu&#x017F;tande empfindlich gewe&#x017F;en, und ich<lb/>
habe u&#x0364;brigens die Sehne, an einem Finger, der vom<lb/>
Fingerwurm ge&#x017F;chworen war, mitten im Eiter unem-<lb/>
pfindlich gefunden <note place="foot" n="i"><hi rendition="#aq">Exp.</hi> 30.</note>.</p><lb/>
            <p>Was der beru&#x0364;mte <hi rendition="#fr">le Cat</hi> von den unempfindlichen<lb/>
Enden der Nerven beru&#x0364;hrt, mag ich nicht in Erwa&#x0364;gung<lb/>
ziehen, weil &#x017F;olches eine Hipote&#x017F;en&#x017F;ache i&#x017F;t, und es &#x017F;chei-<lb/>
net die&#x017F;er beru&#x0364;mte Mann das Zellgewebe zu den Nerven<lb/>
rechnen zu wollen.</p><lb/>
            <p>Man hat ver&#x017F;chiedene Krankheitsberichte, von de-<lb/>
nen es ho&#x0364;ch&#x017F;t ungewiß i&#x017F;t, ob u&#x0364;berhaupt die Sehne gar<lb/>
etwas gelitten, oder ob &#x017F;ich wu&#x0364;rklich der Sitz des Schmer-<lb/>
zens in der Sehne befunden habe <note place="foot" n="k"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Lottieri</hi></hi> hie und da. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Petrioli</hi><lb/>
p. 250. <hi rendition="#i">Delius</hi> Fraenk. Anmerk.<lb/>
T. 1. p.</hi> 262. 263.</note>.</p><lb/>
            <p>Damit wir ferner die Ver&#x017F;uche na&#x0364;her beleuchten<lb/>
mo&#x0364;gen, &#x017F;o &#x017F;ind es, wenn man &#x017F;olche mit den un&#x017F;rigen<lb/>
vergleicht, u&#x0364;berhaupt &#x017F;ehr wenige <note place="foot" n="l">Am Men&#x017F;chen wenig&#x017F;tens 22.,<lb/>
zu welchen nochvon den neulich vom<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Berdot,</hi></hi> und von un&#x017F;erm Wund-<lb/>
arzte <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ricou</hi></hi> ausgefu&#x0364;hrt, und von<lb/>
dem beru&#x0364;mten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Burckard</hi></hi> hinzukom-<lb/>
men. An den Thieren u&#x0364;ber 200.<lb/><hi rendition="#aq">Mem. T. IV. p.</hi> 154. u. w.</note>. Es haben die<lb/>
mei&#x017F;ten von un&#x017F;ern Gegnern eben &#x017F;olche Erfolge, als wir<lb/>
ge&#x017F;ehen, und &#x017F;ie haben gefunden, daß man Sehnen<lb/>
ohne alle Merkmale des Schmerzens an Thieren <note place="foot" n="m">Ein wenig empfindliche Seh-<lb/>
ne <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Douglas</hi></hi> bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Reimar</hi> p. 17. <hi rendition="#i">Lam-<lb/><cb/>
berti</hi> p. 221. <hi rendition="#i">Fabbri</hi></hi> und &#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Rei-<lb/>
mar.</hi></hi> Daß die &#x017F;auren Feuchtigkeiten<lb/>
wenig Empfindung machen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Lorry</hi><lb/>
Iourn. de med. 1756. Dec. I. B.<lb/>
B<hi rendition="#i">lanchi</hi></hi> hat kein Zeichen des<lb/>
Schmerzens an den gereitzten Seh-<lb/>
nen ge&#x017F;ehen <hi rendition="#aq">ep. 1. p. 48. <hi rendition="#i">Radnitz-<lb/>
ky</hi> S. 1. exp.</hi> 1. und <hi rendition="#aq">ob&#x017F;. ad S.</hi> 1.<lb/>
Oft findet <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Girard</hi></hi> keinen in der<lb/>
The&#x017F;i. Er hat keinen in Gegen-<lb/>
wart des <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Whyft</hi></hi> ge&#x017F;ehen. <hi rendition="#aq">Robert<lb/><hi rendition="#i">Ram&#x017F;ay</hi></hi> beim <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Vavghan</hi> in di&#x017F;&#x017F;. de<lb/>
rheumatismo p.</hi> 18. 19. Keinen <hi rendition="#aq">du<lb/>
B<hi rendition="#i">ordeu</hi></hi> angef. Ort.</note>,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E e 5</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[441/0477] VII. Ab. Erſch. d. leb. Geh. Die Empfind. kann alſo weder einer Erſtarrung, noch Schrecken die Schuld geben, wenn ſie die Wunden an den Sehnen mit Stillſchweigen ausgeſtanden. Doch es haben auch Menſchen gelaͤugnet, daß ſie etwas empfaͤnden, wenn man ihre Sehnen beſchaͤdigte h. Entzuͤndete Theile ſchmerzen heftiger, wenn ſie in ihrem geſunden Zuſtande empfindlich geweſen, und ich habe uͤbrigens die Sehne, an einem Finger, der vom Fingerwurm geſchworen war, mitten im Eiter unem- pfindlich gefunden i. Was der beruͤmte le Cat von den unempfindlichen Enden der Nerven beruͤhrt, mag ich nicht in Erwaͤgung ziehen, weil ſolches eine Hipoteſenſache iſt, und es ſchei- net dieſer beruͤmte Mann das Zellgewebe zu den Nerven rechnen zu wollen. Man hat verſchiedene Krankheitsberichte, von de- nen es hoͤchſt ungewiß iſt, ob uͤberhaupt die Sehne gar etwas gelitten, oder ob ſich wuͤrklich der Sitz des Schmer- zens in der Sehne befunden habe k. Damit wir ferner die Verſuche naͤher beleuchten moͤgen, ſo ſind es, wenn man ſolche mit den unſrigen vergleicht, uͤberhaupt ſehr wenige l. Es haben die meiſten von unſern Gegnern eben ſolche Erfolge, als wir geſehen, und ſie haben gefunden, daß man Sehnen ohne alle Merkmale des Schmerzens an Thieren m, und h p. 276. 277. i Exp. 30. k Lottieri hie und da. Petrioli p. 250. Delius Fraenk. Anmerk. T. 1. p. 262. 263. l Am Menſchen wenigſtens 22., zu welchen nochvon den neulich vom Berdot, und von unſerm Wund- arzte Ricou ausgefuͤhrt, und von dem beruͤmten Burckard hinzukom- men. An den Thieren uͤber 200. Mem. T. IV. p. 154. u. w. m Ein wenig empfindliche Seh- ne Douglas bei Reimar p. 17. Lam- berti p. 221. Fabbri und ſelbſt Rei- mar. Daß die ſauren Feuchtigkeiten wenig Empfindung machen Lorry Iourn. de med. 1756. Dec. I. B. Blanchi hat kein Zeichen des Schmerzens an den gereitzten Seh- nen geſehen ep. 1. p. 48. Radnitz- ky S. 1. exp. 1. und obſ. ad S. 1. Oft findet Girard keinen in der Theſi. Er hat keinen in Gegen- wart des Whyft geſehen. Robert Ramſay beim Vavghan in diſſ. de rheumatismo p. 18. 19. Keinen du Bordeu angef. Ort. E e 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/477
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/477>, abgerufen am 22.11.2024.