Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite
VI. Abschnitt. und den Nerven.
§. 13.
Das erste Nervenpaar Der Geruchsnerve.

Man hat diese Nerven spät genug unter die übrigen
aufgenommen [Spaltenumbruch] (u), indem die Alten, welche gemeiniglich
nur Thiere zu öfnen pflegten, an den Vierfüßigen ge-
wahr wurden, daß sich die Gehirnkammern selbsten,
welche gemeiniglich mit einem häufigen und klebrigen
Wesen angefüllt sind (x), zu einer Art eines hohlen Ke-
gels (y) verlängern und auf den Löchern des Siebbeins
aufliegen. Sie haben solche deswegen die zizzenförmi-
gen Fortsäzze
genannt, indem dieser Nerve solche Fi-
gur in dergleichen Thieren einigermassen bildet, und man
hat selbige für Schleimdurchseicher gehalten (z). Sie
zählten übrigens sieben Paar Nerven, indem sie von den
Sehnerven den Anfang machten (a), wie Marin ver-
sichert (b).

Da man aber nach und nach mehr Menschenkörper
zu öfnen anfing, so fanden die neuern Zerleger, daß diese
Kammern im Menschen verschlossen waren, daß sie sich
in kein hohles Horn verlängerten (c), und daß dasjenige
markige Horn, welches über den Löchern des Siebbeins
liegt, flach und dünne sei, und überhaupt, wie alle
übrige Nerven, aus der Oberfläche des Gehirns seinen

Ursprung
(u) Weil sie keine Zweige von
sich strekken, weil sie nicht ausser-
halb dem Munde zu sehen sind,
sagt GALEN de usu part. L. 9.
c.
9. und weil sie sehr weich sind,
sagt CARPVS p. 450.
(x) GALEN. de usu part. L. 8.
c.
6. u. s. f. SLEVOGT n. 33.
(y) WILLIS f. 2. D. D. FAL-
LOP.
angef. Ort. SLEVOGT an-
gef. Ort hat das Lamm, Kalb, die
Ziege, das Schwein. WILLIS
pag.
278. und COLLINS p. 1040.
das Kaninichen, eben der t. 55.
[Spaltenumbruch] f.
1. das Kameel, die Pariser.
Jm Schaaf DROVIN du cer-
veau tab.
4. Keines der Tursio.
TYSON.
(z) GALEN. de usu part. L. 8.
c. 6. Lib. 9. c.
1. u. s. f.
(a) GALEN. anat. nerv. De
usu part. Lib. 9. c.
1. u. f.
(b) Beim GALEN. anat. nerv.
cap.
6.
(c) Die lassen keine Feuchtigkeit
in die Nase durch LOWER p. 250.
und nicht einmal in Thieren.
H. Phisiol. 4. B. X
VI. Abſchnitt. und den Nerven.
§. 13.
Das erſte Nervenpaar Der Geruchsnerve.

Man hat dieſe Nerven ſpaͤt genug unter die uͤbrigen
aufgenommen [Spaltenumbruch] (u), indem die Alten, welche gemeiniglich
nur Thiere zu oͤfnen pflegten, an den Vierfuͤßigen ge-
wahr wurden, daß ſich die Gehirnkammern ſelbſten,
welche gemeiniglich mit einem haͤufigen und klebrigen
Weſen angefuͤllt ſind (x), zu einer Art eines hohlen Ke-
gels (y) verlaͤngern und auf den Loͤchern des Siebbeins
aufliegen. Sie haben ſolche deswegen die zizzenfoͤrmi-
gen Fortſaͤzze
genannt, indem dieſer Nerve ſolche Fi-
gur in dergleichen Thieren einigermaſſen bildet, und man
hat ſelbige fuͤr Schleimdurchſeicher gehalten (z). Sie
zaͤhlten uͤbrigens ſieben Paar Nerven, indem ſie von den
Sehnerven den Anfang machten (a), wie Marin ver-
ſichert (b).

Da man aber nach und nach mehr Menſchenkoͤrper
zu oͤfnen anfing, ſo fanden die neuern Zerleger, daß dieſe
Kammern im Menſchen verſchloſſen waren, daß ſie ſich
in kein hohles Horn verlaͤngerten (c), und daß dasjenige
markige Horn, welches uͤber den Loͤchern des Siebbeins
liegt, flach und duͤnne ſei, und uͤberhaupt, wie alle
uͤbrige Nerven, aus der Oberflaͤche des Gehirns ſeinen

Urſprung
(u) Weil ſie keine Zweige von
ſich ſtrekken, weil ſie nicht auſſer-
halb dem Munde zu ſehen ſind,
ſagt GALEN de uſu part. L. 9.
c.
9. und weil ſie ſehr weich ſind,
ſagt CARPVS p. 450.
(x) GALEN. de uſu part. L. 8.
c.
6. u. ſ. f. SLEVOGT n. 33.
(y) WILLIS f. 2. D. D. FAL-
LOP.
angef. Ort. SLEVOGT an-
gef. Ort hat das Lamm, Kalb, die
Ziege, das Schwein. WILLIS
pag.
278. und COLLINS p. 1040.
das Kaninichen, eben der t. 55.
[Spaltenumbruch] f.
1. das Kameel, die Pariſer.
Jm Schaaf DROVIN du cer-
veau tab.
4. Keines der Turſio.
TYSON.
(z) GALEN. de uſu part. L. 8.
c. 6. Lib. 9. c.
1. u. ſ. f.
(a) GALEN. anat. nerv. De
uſu part. Lib. 9. c.
1. u. f.
(b) Beim GALEN. anat. nerv.
cap.
6.
(c) Die laſſen keine Feuchtigkeit
in die Naſe durch LOWER p. 250.
und nicht einmal in Thieren.
H. Phiſiol. 4. B. X
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0357" n="321"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VI.</hi> Ab&#x017F;chnitt. und den Nerven.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 13.<lb/>
Das er&#x017F;te Nervenpaar Der Geruchsnerve.</head><lb/>
            <p>Man hat die&#x017F;e Nerven &#x017F;pa&#x0364;t genug unter die u&#x0364;brigen<lb/>
aufgenommen <cb/>
<note place="foot" n="(u)">Weil &#x017F;ie keine Zweige von<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;trekken, weil &#x017F;ie nicht au&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
halb dem Munde zu &#x017F;ehen &#x017F;ind,<lb/>
&#x017F;agt <hi rendition="#aq">GALEN de u&#x017F;u part. L. 9.<lb/>
c.</hi> 9. und weil &#x017F;ie &#x017F;ehr weich &#x017F;ind,<lb/>
&#x017F;agt <hi rendition="#aq">CARPVS p.</hi> 450.</note>, indem die Alten, welche gemeiniglich<lb/>
nur Thiere zu o&#x0364;fnen pflegten, an den Vierfu&#x0364;ßigen ge-<lb/>
wahr wurden, daß &#x017F;ich die Gehirnkammern &#x017F;elb&#x017F;ten,<lb/>
welche gemeiniglich mit einem ha&#x0364;ufigen und klebrigen<lb/>
We&#x017F;en angefu&#x0364;llt &#x017F;ind <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq">GALEN. de u&#x017F;u part. L. 8.<lb/>
c.</hi> 6. u. &#x017F;. f. <hi rendition="#aq">SLEVOGT n.</hi> 33.</note>, zu einer Art eines hohlen Ke-<lb/>
gels <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq">WILLIS f. 2. D. D. FAL-<lb/>
LOP.</hi> angef. Ort. <hi rendition="#aq">SLEVOGT</hi> an-<lb/>
gef. Ort hat das Lamm, Kalb, die<lb/>
Ziege, das Schwein. <hi rendition="#aq">WILLIS<lb/>
pag.</hi> 278. und <hi rendition="#aq">COLLINS p.</hi> 1040.<lb/>
das Kaninichen, eben der <hi rendition="#aq">t. 55.<lb/><cb/>
f.</hi> 1. das Kameel, die Pari&#x017F;er.<lb/>
Jm Schaaf <hi rendition="#aq">DROVIN du cer-<lb/>
veau tab.</hi> 4. Keines der <hi rendition="#aq">Tur&#x017F;io.<lb/>
TYSON.</hi></note> verla&#x0364;ngern und auf den Lo&#x0364;chern des Siebbeins<lb/>
aufliegen. Sie haben &#x017F;olche deswegen die <hi rendition="#fr">zizzenfo&#x0364;rmi-<lb/>
gen Fort&#x017F;a&#x0364;zze</hi> genannt, indem die&#x017F;er Nerve &#x017F;olche Fi-<lb/>
gur in dergleichen Thieren einigerma&#x017F;&#x017F;en bildet, und man<lb/>
hat &#x017F;elbige fu&#x0364;r Schleimdurch&#x017F;eicher gehalten <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq">GALEN. de u&#x017F;u part. L. 8.<lb/>
c. 6. Lib. 9. c.</hi> 1. u. &#x017F;. f.</note>. Sie<lb/>
za&#x0364;hlten u&#x0364;brigens &#x017F;ieben Paar Nerven, indem &#x017F;ie von den<lb/>
Sehnerven den Anfang machten <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">GALEN. anat. nerv. De<lb/>
u&#x017F;u part. Lib. 9. c.</hi> 1. u. f.</note>, wie <hi rendition="#fr">Marin</hi> ver-<lb/>
&#x017F;ichert <note place="foot" n="(b)">Beim <hi rendition="#aq">GALEN. anat. nerv.<lb/>
cap.</hi> 6.</note>.</p><lb/>
            <p>Da man aber nach und nach mehr Men&#x017F;chenko&#x0364;rper<lb/>
zu o&#x0364;fnen anfing, &#x017F;o fanden die neuern Zerleger, daß die&#x017F;e<lb/>
Kammern im Men&#x017F;chen ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en waren, daß &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
in kein hohles Horn verla&#x0364;ngerten <note place="foot" n="(c)">Die la&#x017F;&#x017F;en keine Feuchtigkeit<lb/>
in die Na&#x017F;e durch <hi rendition="#aq">LOWER p.</hi> 250.<lb/>
und nicht einmal in Thieren.</note>, und daß dasjenige<lb/>
markige Horn, welches u&#x0364;ber den Lo&#x0364;chern des Siebbeins<lb/>
liegt, flach und du&#x0364;nne &#x017F;ei, und u&#x0364;berhaupt, wie alle<lb/>
u&#x0364;brige Nerven, aus der Oberfla&#x0364;che des Gehirns &#x017F;einen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ur&#x017F;prung</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">H. Phi&#x017F;iol. 4. B.</hi> X</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[321/0357] VI. Abſchnitt. und den Nerven. §. 13. Das erſte Nervenpaar Der Geruchsnerve. Man hat dieſe Nerven ſpaͤt genug unter die uͤbrigen aufgenommen (u), indem die Alten, welche gemeiniglich nur Thiere zu oͤfnen pflegten, an den Vierfuͤßigen ge- wahr wurden, daß ſich die Gehirnkammern ſelbſten, welche gemeiniglich mit einem haͤufigen und klebrigen Weſen angefuͤllt ſind (x), zu einer Art eines hohlen Ke- gels (y) verlaͤngern und auf den Loͤchern des Siebbeins aufliegen. Sie haben ſolche deswegen die zizzenfoͤrmi- gen Fortſaͤzze genannt, indem dieſer Nerve ſolche Fi- gur in dergleichen Thieren einigermaſſen bildet, und man hat ſelbige fuͤr Schleimdurchſeicher gehalten (z). Sie zaͤhlten uͤbrigens ſieben Paar Nerven, indem ſie von den Sehnerven den Anfang machten (a), wie Marin ver- ſichert (b). Da man aber nach und nach mehr Menſchenkoͤrper zu oͤfnen anfing, ſo fanden die neuern Zerleger, daß dieſe Kammern im Menſchen verſchloſſen waren, daß ſie ſich in kein hohles Horn verlaͤngerten (c), und daß dasjenige markige Horn, welches uͤber den Loͤchern des Siebbeins liegt, flach und duͤnne ſei, und uͤberhaupt, wie alle uͤbrige Nerven, aus der Oberflaͤche des Gehirns ſeinen Urſprung (u) Weil ſie keine Zweige von ſich ſtrekken, weil ſie nicht auſſer- halb dem Munde zu ſehen ſind, ſagt GALEN de uſu part. L. 9. c. 9. und weil ſie ſehr weich ſind, ſagt CARPVS p. 450. (x) GALEN. de uſu part. L. 8. c. 6. u. ſ. f. SLEVOGT n. 33. (y) WILLIS f. 2. D. D. FAL- LOP. angef. Ort. SLEVOGT an- gef. Ort hat das Lamm, Kalb, die Ziege, das Schwein. WILLIS pag. 278. und COLLINS p. 1040. das Kaninichen, eben der t. 55. f. 1. das Kameel, die Pariſer. Jm Schaaf DROVIN du cer- veau tab. 4. Keines der Turſio. TYSON. (z) GALEN. de uſu part. L. 8. c. 6. Lib. 9. c. 1. u. ſ. f. (a) GALEN. anat. nerv. De uſu part. Lib. 9. c. 1. u. f. (b) Beim GALEN. anat. nerv. cap. 6. (c) Die laſſen keine Feuchtigkeit in die Naſe durch LOWER p. 250. und nicht einmal in Thieren. H. Phiſiol. 4. B. X

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/357
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/357>, abgerufen am 22.11.2024.