habe, vermuthe ich daher, weil solches ein weisses und öhliges Wesen gewesen [Spaltenumbruch](u).
Was mich betrift, so habe ich nie einen Saft, der genannt zu werden verdiente, in so vielen Versuchen, und in Nervenwunden, oder Unterbindungen, finden können. Jch will diesem noch eine chimische Zerlegung der Nerven beifügen, damit ich nichts zu vergessen scheine, ob ich gleich ohne Mühe einsehe, daß man die besondere Natur der Nerven aus dieser gewaltsamen Bearbeitung nicht erlernen werde. Es gaben demnach die Nerven von ei- nem Menschen, welcher an einer krampfigen Krankheit gestorben war, nur wenig Oehl und flüchtiges Salz, hin- gegen eine große Menge Flegma, worinnen der eilfte Theil ein Salmiakgeist, wie vom Urin war [Spaltenumbruch](u*). Jch folgere nicht aus diesem Versuche, daß ein Alkali die Ur- sache von den Krämpfen sey; sondern ich schließe viel- mehr daher, daß sich die Nerven in der Feuerarbeit un- ter eben solchen Grundstoffen zeigen, dergleichen alle und iede Theile des menschlichen Körpers von sich geben.
§. 9. Die Lage und Beschaffenheit der Nerven.
Es laufen überhaupt die Nerven von ihrem Ur- sprunge, aus der Gehirnmasse, oder dem Rükkenmarke, an, bis zu ihren lezten Enden, auf eine ziemlich gleich- förmige Art, fort und zwar, wie die Gefäße, indem ihr Stamm nämlich gegen das Gehirn größer wird, und sich darauf die Aeste, und Aestabstammungen weiter hin begeben, so, daß die Größe des Stamms durch die ab- gesonderten Aeste allmälich vermindert wird.
Doch geht der Nerve in einigen Stükken auch von einer Schlagader und Blutader ab. Es ist die Schlag-
ader
(u) Angeführt. Ort.
(u*)MONROO S. 395.
U 3
VI. Abſchn. Die Nerven.
habe, vermuthe ich daher, weil ſolches ein weiſſes und oͤhliges Weſen geweſen [Spaltenumbruch](u).
Was mich betrift, ſo habe ich nie einen Saft, der genannt zu werden verdiente, in ſo vielen Verſuchen, und in Nervenwunden, oder Unterbindungen, finden koͤnnen. Jch will dieſem noch eine chimiſche Zerlegung der Nerven beifuͤgen, damit ich nichts zu vergeſſen ſcheine, ob ich gleich ohne Muͤhe einſehe, daß man die beſondere Natur der Nerven aus dieſer gewaltſamen Bearbeitung nicht erlernen werde. Es gaben demnach die Nerven von ei- nem Menſchen, welcher an einer krampfigen Krankheit geſtorben war, nur wenig Oehl und fluͤchtiges Salz, hin- gegen eine große Menge Flegma, worinnen der eilfte Theil ein Salmiakgeiſt, wie vom Urin war [Spaltenumbruch](u*). Jch folgere nicht aus dieſem Verſuche, daß ein Alkali die Ur- ſache von den Kraͤmpfen ſey; ſondern ich ſchließe viel- mehr daher, daß ſich die Nerven in der Feuerarbeit un- ter eben ſolchen Grundſtoffen zeigen, dergleichen alle und iede Theile des menſchlichen Koͤrpers von ſich geben.
§. 9. Die Lage und Beſchaffenheit der Nerven.
Es laufen uͤberhaupt die Nerven von ihrem Ur- ſprunge, aus der Gehirnmaſſe, oder dem Ruͤkkenmarke, an, bis zu ihren lezten Enden, auf eine ziemlich gleich- foͤrmige Art, fort und zwar, wie die Gefaͤße, indem ihr Stamm naͤmlich gegen das Gehirn groͤßer wird, und ſich darauf die Aeſte, und Aeſtabſtammungen weiter hin begeben, ſo, daß die Groͤße des Stamms durch die ab- geſonderten Aeſte allmaͤlich vermindert wird.
Doch geht der Nerve in einigen Stuͤkken auch von einer Schlagader und Blutader ab. Es iſt die Schlag-
ader
(u) Angefuͤhrt. Ort.
(u*)MONROO S. 395.
U 3
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VI. Abſchn. Die Nerven.
habe, vermuthe ich daher, weil ſolches ein weiſſes und
oͤhliges Weſen geweſen
(u).
Was mich betrift, ſo habe ich nie einen Saft, der
genannt zu werden verdiente, in ſo vielen Verſuchen, und
in Nervenwunden, oder Unterbindungen, finden koͤnnen.
Jch will dieſem noch eine chimiſche Zerlegung der Nerven
beifuͤgen, damit ich nichts zu vergeſſen ſcheine, ob ich
gleich ohne Muͤhe einſehe, daß man die beſondere Natur
der Nerven aus dieſer gewaltſamen Bearbeitung nicht
erlernen werde. Es gaben demnach die Nerven von ei-
nem Menſchen, welcher an einer krampfigen Krankheit
geſtorben war, nur wenig Oehl und fluͤchtiges Salz, hin-
gegen eine große Menge Flegma, worinnen der eilfte
Theil ein Salmiakgeiſt, wie vom Urin war
(u*). Jch
folgere nicht aus dieſem Verſuche, daß ein Alkali die Ur-
ſache von den Kraͤmpfen ſey; ſondern ich ſchließe viel-
mehr daher, daß ſich die Nerven in der Feuerarbeit un-
ter eben ſolchen Grundſtoffen zeigen, dergleichen alle und
iede Theile des menſchlichen Koͤrpers von ſich geben.
§. 9.
Die Lage und Beſchaffenheit der Nerven.
Es laufen uͤberhaupt die Nerven von ihrem Ur-
ſprunge, aus der Gehirnmaſſe, oder dem Ruͤkkenmarke,
an, bis zu ihren lezten Enden, auf eine ziemlich gleich-
foͤrmige Art, fort und zwar, wie die Gefaͤße, indem ihr
Stamm naͤmlich gegen das Gehirn groͤßer wird, und
ſich darauf die Aeſte, und Aeſtabſtammungen weiter hin
begeben, ſo, daß die Groͤße des Stamms durch die ab-
geſonderten Aeſte allmaͤlich vermindert wird.
Doch geht der Nerve in einigen Stuͤkken auch von
einer Schlagader und Blutader ab. Es iſt die Schlag-
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(u*) MONROO S. 395.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/345>, abgerufen am 23.11.2024.
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