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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

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V. Abschn. Die Pulsadern des Gehirns.
§. 40.
Ob das Gehirn diese Bewegung von der Luft
her bekomme.

Auch darinn haben die Alten die Wahrheit getrof-
fen, daß sie die Anmerkung gemacht, wie sich die Be-
wegung des Gehirns nach dem Athemholen richte. Es
pflegt sich aber gemeiniglich ein Jrrthum unter unsere
Meinungen zu mischen. Folglich war in dem Alterthu-
me die Hipotese sehr gemein, daß man die Luft durch
die Nase und durch die Löcher des Siebknochens ins Ge-
hirn ziehe, daß sie dieses ausdähne, und folglich die
nächste Materie zu den Lebensgeistern sei [Spaltenumbruch] (l).

Sie lehrten, daß diese Luft ebenfals wechselsweise
eingezogen, und wieder ausgestoßen werde (l*), damit
das Gehirn bei dem Ausathmen niedersinken, und im
Einathmen aufschwellen könnte. Sie zeichnen auch da-
zu die Wege an demienigen Knochen vor, welcher, wenn
er getrocknet wird, einem Siebe ähnlich ist, und sie be-
richteten, daß der feine Staub von den Tabacksblättern
das Gehirn geschwärzt (m), und daß Wasser zwischen
der harten Gehirnhaut und dem Gehirn einen Weg gefun-
den habe (m*). Man habe auch Exempel, daß eine
helle Feuchtigkeit aus der Nase geflossen (n), von der
es wahrscheinlich sey, daß sie vom Gehirn hergerührt

habe.
(l) GALEN. de util. respir.
ad fin. ORIBAS.
S. 8. 52. V.
BAVH. n. 320. SANCTO-
RIVS
angeführt. Ort. in 1. Fen.
AVICENNA
S. 330. FRA-
CASSAT.
de cerebr.
S. 328.
DVNCAN S. 89. ROSET-
TVS
nov. syst.
S. 27.
(l*) Daß es sich seltener, als
das Herz bewege, sagt C. BAVH.
S. 321.
(m) STELLA de Tabaco.
[Spaltenumbruch] S. 269. 282. TAPP. de Tabaco
FRACASSAT. de Cerebro

S. 328. LANCIS. de nox. pal.
effluv. Lib. I. P. I. cap.
14.
(m*) PACCHION. S. 34.
(n) BIDLOO in exercit.
HAGEDORN Cent. 1. n.
65.
Thue hinzu GLASER S. 84.
Durch solchen Ausfluß ist der Staar
gemildert. C. BARTHOLIN.
act. Hafniens. Vol. III.
S. 3 und
das Kopfwehe, COLLINS S. 1041.
V. Abſchn. Die Pulsadern des Gehirns.
§. 40.
Ob das Gehirn dieſe Bewegung von der Luft
her bekomme.

Auch darinn haben die Alten die Wahrheit getrof-
fen, daß ſie die Anmerkung gemacht, wie ſich die Be-
wegung des Gehirns nach dem Athemholen richte. Es
pflegt ſich aber gemeiniglich ein Jrrthum unter unſere
Meinungen zu miſchen. Folglich war in dem Alterthu-
me die Hipoteſe ſehr gemein, daß man die Luft durch
die Naſe und durch die Loͤcher des Siebknochens ins Ge-
hirn ziehe, daß ſie dieſes ausdaͤhne, und folglich die
naͤchſte Materie zu den Lebensgeiſtern ſei [Spaltenumbruch] (l).

Sie lehrten, daß dieſe Luft ebenfals wechſelsweiſe
eingezogen, und wieder ausgeſtoßen werde (l*), damit
das Gehirn bei dem Ausathmen niederſinken, und im
Einathmen aufſchwellen koͤnnte. Sie zeichnen auch da-
zu die Wege an demienigen Knochen vor, welcher, wenn
er getrocknet wird, einem Siebe aͤhnlich iſt, und ſie be-
richteten, daß der feine Staub von den Tabacksblaͤttern
das Gehirn geſchwaͤrzt (m), und daß Waſſer zwiſchen
der harten Gehirnhaut und dem Gehirn einen Weg gefun-
den habe (m*). Man habe auch Exempel, daß eine
helle Feuchtigkeit aus der Naſe gefloſſen (n), von der
es wahrſcheinlich ſey, daß ſie vom Gehirn hergeruͤhrt

habe.
(l) GALEN. de util. reſpir.
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S. 8. 52. V.
BAVH. n. 320. SANCTO-
RIVS
angefuͤhrt. Ort. in 1. Fen.
AVICENNA
S. 330. FRA-
CASSAT.
de cerebr.
S. 328.
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S. 27.
(l*) Daß es ſich ſeltener, als
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FRACASSAT. de Cerebro

S. 328. LANCIS. de nox. pal.
effluv. Lib. I. P. I. cap.
14.
(m*) PACCHION. S. 34.
(n) BIDLOO in exercit.
HAGEDORN Cent. 1. n.
65.
Thue hinzu GLASER S. 84.
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[271/0307] V. Abſchn. Die Pulsadern des Gehirns. §. 40. Ob das Gehirn dieſe Bewegung von der Luft her bekomme. Auch darinn haben die Alten die Wahrheit getrof- fen, daß ſie die Anmerkung gemacht, wie ſich die Be- wegung des Gehirns nach dem Athemholen richte. Es pflegt ſich aber gemeiniglich ein Jrrthum unter unſere Meinungen zu miſchen. Folglich war in dem Alterthu- me die Hipoteſe ſehr gemein, daß man die Luft durch die Naſe und durch die Loͤcher des Siebknochens ins Ge- hirn ziehe, daß ſie dieſes ausdaͤhne, und folglich die naͤchſte Materie zu den Lebensgeiſtern ſei (l). Sie lehrten, daß dieſe Luft ebenfals wechſelsweiſe eingezogen, und wieder ausgeſtoßen werde (l*), damit das Gehirn bei dem Ausathmen niederſinken, und im Einathmen aufſchwellen koͤnnte. Sie zeichnen auch da- zu die Wege an demienigen Knochen vor, welcher, wenn er getrocknet wird, einem Siebe aͤhnlich iſt, und ſie be- richteten, daß der feine Staub von den Tabacksblaͤttern das Gehirn geſchwaͤrzt (m), und daß Waſſer zwiſchen der harten Gehirnhaut und dem Gehirn einen Weg gefun- den habe (m*). Man habe auch Exempel, daß eine helle Feuchtigkeit aus der Naſe gefloſſen (n), von der es wahrſcheinlich ſey, daß ſie vom Gehirn hergeruͤhrt habe. (l) GALEN. de util. reſpir. ad fin. ORIBAS. S. 8. 52. V. BAVH. n. 320. SANCTO- RIVS angefuͤhrt. Ort. in 1. Fen. AVICENNA S. 330. FRA- CASSAT. de cerebr. S. 328. DVNCAN S. 89. ROSET- TVS nov. ſyſt. S. 27. (l*) Daß es ſich ſeltener, als das Herz bewege, ſagt C. BAVH. S. 321. (m) STELLA de Tabaco. S. 269. 282. TAPP. de Tabaco FRACASSAT. de Cerebro S. 328. LANCIS. de nox. pal. effluv. Lib. I. P. I. cap. 14. (m*) PACCHION. S. 34. (n) BIDLOO in exercit. HAGEDORN Cent. 1. n. 65. Thue hinzu GLASER S. 84. Durch ſolchen Ausfluß iſt der Staar gemildert. C. BARTHOLIN. act. Hafniens. Vol. III. S. 3 und das Kopfwehe, COLLINS S. 1041.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/307>, abgerufen am 22.11.2024.