Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite

V. Abschn. Die Pulsadern des Gehirns.
die Höhe; dahingegen sinkt es im Einathmen, durch eben
diese Blutader herab, und nähert sich dem Herzen.

Wenn man daher die Schlag- und Blutadern des
Kopfes durchschneidet, oder unterbindet [Spaltenumbruch] (u), so wird
diese Bewegung gehemmt, und es wächset durch das,
von der Holader hinauf gespritzte Blut (x), oder auch,
wenn die Brust zusammen gedrükt wird (y), oder, wenn
das Athemholen beschwerlich fällt [Spaltenumbruch] (z), die Bewegung
des Gehirns größer. Es kann zwar diese Erscheinung
in einem Thiere, das noch lebt, und eine ganze Hirn-
schaale hat (a), sich nicht bis dahin erstrekken, daß sich
das Gehirn wirklich bewegen sollte; aber es ist doch auch
kein Zweifel, daß sich nicht das Blutaderblut in den
Blutadern des Kopfes und des Gehirns stärker anhäu-
fen könnte, daß sich die Blutadern insgesamt ausdäh-
nen, und alles dasienige zusammendrükken können soll-
ten, welches sich zwischen den aufgeschwollenen Blut-
adern befindet (a*).

§. 39.
Man hat von der Bewegung des Gehirns vor-
längst schon Begriffe gehabt.

Es läßt sich die Sache von der wechselweisen Be-
wegung des Gehirns, so leicht in Augenschein nehmen,
daß sie ohnmöglich lange verborgen bleiben konnte. Pli-
nius
macht die Anmerkung (a+), daß unter allen Thie-
ren das Kind das einzige sey, bei dem das Gehirn klo-
pfe; das Gehirn bewegt sich beständig, und in Kindern

deut-
(u) LAMVRE S. 548. 555.
BAGLIV S. 581. Doch er läu-
gnete, daß sie ganz aufhörten.
(x) LAMVRE S. 551. 552.
(y) T. 1. exp. 78.
(z) HOVSSET exp. 20.
(a) Lib. VI. S. 335. EMETT
Lib. II.
S. 17. LORRY S. 305.
(a*) LORRY S. 312.
(a+) Lib. XI. cap. 37.

V. Abſchn. Die Pulsadern des Gehirns.
die Hoͤhe; dahingegen ſinkt es im Einathmen, durch eben
dieſe Blutader herab, und naͤhert ſich dem Herzen.

Wenn man daher die Schlag- und Blutadern des
Kopfes durchſchneidet, oder unterbindet [Spaltenumbruch] (u), ſo wird
dieſe Bewegung gehemmt, und es waͤchſet durch das,
von der Holader hinauf geſpritzte Blut (x), oder auch,
wenn die Bruſt zuſammen gedruͤkt wird (y), oder, wenn
das Athemholen beſchwerlich faͤllt [Spaltenumbruch] (z), die Bewegung
des Gehirns groͤßer. Es kann zwar dieſe Erſcheinung
in einem Thiere, das noch lebt, und eine ganze Hirn-
ſchaale hat (a), ſich nicht bis dahin erſtrekken, daß ſich
das Gehirn wirklich bewegen ſollte; aber es iſt doch auch
kein Zweifel, daß ſich nicht das Blutaderblut in den
Blutadern des Kopfes und des Gehirns ſtaͤrker anhaͤu-
fen koͤnnte, daß ſich die Blutadern insgeſamt ausdaͤh-
nen, und alles dasienige zuſammendruͤkken koͤnnen ſoll-
ten, welches ſich zwiſchen den aufgeſchwollenen Blut-
adern befindet (a*).

§. 39.
Man hat von der Bewegung des Gehirns vor-
laͤngſt ſchon Begriffe gehabt.

Es laͤßt ſich die Sache von der wechſelweiſen Be-
wegung des Gehirns, ſo leicht in Augenſchein nehmen,
daß ſie ohnmoͤglich lange verborgen bleiben konnte. Pli-
nius
macht die Anmerkung (a†), daß unter allen Thie-
ren das Kind das einzige ſey, bei dem das Gehirn klo-
pfe; das Gehirn bewegt ſich beſtaͤndig, und in Kindern

deut-
(u) LAMVRE S. 548. 555.
BAGLIV S. 581. Doch er laͤu-
gnete, daß ſie ganz aufhoͤrten.
(x) LAMVRE S. 551. 552.
(y) T. 1. exp. 78.
(z) HOVSSET exp. 20.
(a) Lib. VI. S. 335. EMETT
Lib. II.
S. 17. LORRY S. 305.
(a*) LORRY S. 312.
(a†) Lib. XI. cap. 37.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0305" n="269"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">V.</hi> Ab&#x017F;chn. Die Pulsadern des Gehirns.</hi></fw><lb/>
die Ho&#x0364;he; dahingegen &#x017F;inkt es im Einathmen, durch eben<lb/>
die&#x017F;e Blutader herab, und na&#x0364;hert &#x017F;ich dem Herzen.</p><lb/>
            <p>Wenn man daher die Schlag- und Blutadern des<lb/>
Kopfes durch&#x017F;chneidet, oder unterbindet <cb/>
<note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LAMVRE</hi></hi> S. 548. 555.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BAGLIV</hi></hi> S. 581. Doch er la&#x0364;u-<lb/>
gnete, daß &#x017F;ie ganz aufho&#x0364;rten.</note>, &#x017F;o wird<lb/>
die&#x017F;e Bewegung gehemmt, und es wa&#x0364;ch&#x017F;et durch das,<lb/>
von der Holader hinauf ge&#x017F;pritzte Blut <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LAMVRE</hi></hi> S. 551. 552.</note>, oder auch,<lb/>
wenn die Bru&#x017F;t zu&#x017F;ammen gedru&#x0364;kt wird <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq">T. 1. exp.</hi> 78.</note>, oder, wenn<lb/>
das Athemholen be&#x017F;chwerlich fa&#x0364;llt <cb/>
<note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">HOVSSET</hi> exp.</hi> 20.</note>, die Bewegung<lb/>
des Gehirns gro&#x0364;ßer. Es kann zwar die&#x017F;e Er&#x017F;cheinung<lb/>
in einem Thiere, das noch lebt, und eine ganze Hirn-<lb/>
&#x017F;chaale hat <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">Lib. VI.</hi> S. 335. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">EMETT</hi><lb/>
Lib. II.</hi> S. 17. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LORRY</hi></hi> S. 305.</note>, &#x017F;ich nicht bis dahin er&#x017F;trekken, daß &#x017F;ich<lb/>
das Gehirn wirklich bewegen &#x017F;ollte; aber es i&#x017F;t doch auch<lb/>
kein Zweifel, daß &#x017F;ich nicht das Blutaderblut in den<lb/>
Blutadern des Kopfes und des Gehirns &#x017F;ta&#x0364;rker anha&#x0364;u-<lb/>
fen ko&#x0364;nnte, daß &#x017F;ich die Blutadern insge&#x017F;amt ausda&#x0364;h-<lb/>
nen, und alles dasienige zu&#x017F;ammendru&#x0364;kken ko&#x0364;nnen &#x017F;oll-<lb/>
ten, welches &#x017F;ich zwi&#x017F;chen den aufge&#x017F;chwollenen Blut-<lb/>
adern befindet <note place="foot" n="(a*)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LORRY</hi></hi> S. 312.</note>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 39.<lb/>
Man hat von der Bewegung des Gehirns vor-<lb/>
la&#x0364;ng&#x017F;t &#x017F;chon Begriffe gehabt.</head><lb/>
            <p>Es la&#x0364;ßt &#x017F;ich die Sache von der wech&#x017F;elwei&#x017F;en Be-<lb/>
wegung des Gehirns, &#x017F;o leicht in Augen&#x017F;chein nehmen,<lb/>
daß &#x017F;ie ohnmo&#x0364;glich lange verborgen bleiben konnte. <hi rendition="#fr">Pli-<lb/>
nius</hi> macht die Anmerkung <note place="foot" n="(a&#x2020;)"><hi rendition="#aq">Lib. XI. cap.</hi> 37.</note>, daß unter allen Thie-<lb/>
ren das Kind das einzige &#x017F;ey, bei dem das Gehirn klo-<lb/>
pfe; das Gehirn bewegt &#x017F;ich be&#x017F;ta&#x0364;ndig, und in Kindern<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">deut-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[269/0305] V. Abſchn. Die Pulsadern des Gehirns. die Hoͤhe; dahingegen ſinkt es im Einathmen, durch eben dieſe Blutader herab, und naͤhert ſich dem Herzen. Wenn man daher die Schlag- und Blutadern des Kopfes durchſchneidet, oder unterbindet (u), ſo wird dieſe Bewegung gehemmt, und es waͤchſet durch das, von der Holader hinauf geſpritzte Blut (x), oder auch, wenn die Bruſt zuſammen gedruͤkt wird (y), oder, wenn das Athemholen beſchwerlich faͤllt (z), die Bewegung des Gehirns groͤßer. Es kann zwar dieſe Erſcheinung in einem Thiere, das noch lebt, und eine ganze Hirn- ſchaale hat (a), ſich nicht bis dahin erſtrekken, daß ſich das Gehirn wirklich bewegen ſollte; aber es iſt doch auch kein Zweifel, daß ſich nicht das Blutaderblut in den Blutadern des Kopfes und des Gehirns ſtaͤrker anhaͤu- fen koͤnnte, daß ſich die Blutadern insgeſamt ausdaͤh- nen, und alles dasienige zuſammendruͤkken koͤnnen ſoll- ten, welches ſich zwiſchen den aufgeſchwollenen Blut- adern befindet (a*). §. 39. Man hat von der Bewegung des Gehirns vor- laͤngſt ſchon Begriffe gehabt. Es laͤßt ſich die Sache von der wechſelweiſen Be- wegung des Gehirns, ſo leicht in Augenſchein nehmen, daß ſie ohnmoͤglich lange verborgen bleiben konnte. Pli- nius macht die Anmerkung (a†), daß unter allen Thie- ren das Kind das einzige ſey, bei dem das Gehirn klo- pfe; das Gehirn bewegt ſich beſtaͤndig, und in Kindern deut- (u) LAMVRE S. 548. 555. BAGLIV S. 581. Doch er laͤu- gnete, daß ſie ganz aufhoͤrten. (x) LAMVRE S. 551. 552. (y) T. 1. exp. 78. (z) HOVSSET exp. 20. (a) Lib. VI. S. 335. EMETT Lib. II. S. 17. LORRY S. 305. (a*) LORRY S. 312. (a†) Lib. XI. cap. 37.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/305
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/305>, abgerufen am 22.11.2024.