Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
der nach Art der Schlagadern klopfen, oder sich bei der
Zusammenziehung des Herzens erheben, noch, wenn
man sie verwundet, das Blut springend von sich ge-
ben [Spaltenumbruch] (p), noch, daß diese Sinus eine andere Bewegung,
als die Blutadern des übrigen Kopfes haben, und wech-
selsweise weiter werden, und einsinken sollten. Es hat
Fallop (q), Ridley (r), wie auch unser Wals-
dorf
(s) diese Wahrheit bereits wider den Vesal
verfochten.

Ferner so können überhaupt auch daher die Sinus
der harten Gehirnhaut nicht pulsiren, weil solche an der
Hirnschaale auf das genaueste anhängen (t), und sie
haben folglich in einem erwachsenen Menschen einen sehr
festen Knochen an sich sizzen, welcher aller Erweiterung
im Wege steht.

§. 23.
Die Blutadern des Gehirns.

Es bewegt sich also das Blut aus den Schlagadern
des Gehirns, so, wie im übrigen Körper nach den Blut-
adern hin. Diese findet man in der That von eben der
Beschaffenheit, wie die übrigen Blutadern im menschli-
chen Körper, sie sind aber, so viel ich mich erinnern kann,
ohne alle Klappen (u), hingegen zart, weiter, als ihre
Schlagadern, und in der ganzen Markrinde, dem Mar-
ke, den Furchen [Spaltenumbruch] (x), und in den inwendigen Hölun-
gen (y), ausgebreitet. Woher rühren nun folgende Aus-
sprüche? indem Aristoteles sich erklärt (z), daß das
Gehirn keine Blutader habe, und bei der Berührung

kalt
(p) Tom. IV. exp. 5.
(q) S. 135. b.
(r) Of the brain cap. 6. S. 50.
(s) S. 27. 28. 29.
(t) S. 92. u. s. f.
(u) RIOLAN. anacephalaeos.
S. 165.
(x) GAVTIER tab. 4. tab. 5
f. 2. tab. 6. f. 2. tab. 7. f. 2. 4.
tab. 8. BONHOMME tab.
1.
(y) GAVTIER tab. 5. f. 1.
tab. 7. f.
4.
(z) Hist. anim. Lib. I. cap. 16.

Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
der nach Art der Schlagadern klopfen, oder ſich bei der
Zuſammenziehung des Herzens erheben, noch, wenn
man ſie verwundet, das Blut ſpringend von ſich ge-
ben [Spaltenumbruch] (p), noch, daß dieſe Sinus eine andere Bewegung,
als die Blutadern des uͤbrigen Kopfes haben, und wech-
ſelsweiſe weiter werden, und einſinken ſollten. Es hat
Fallop (q), Ridley (r), wie auch unſer Wals-
dorf
(s) dieſe Wahrheit bereits wider den Veſal
verfochten.

Ferner ſo koͤnnen uͤberhaupt auch daher die Sinus
der harten Gehirnhaut nicht pulſiren, weil ſolche an der
Hirnſchaale auf das genaueſte anhaͤngen (t), und ſie
haben folglich in einem erwachſenen Menſchen einen ſehr
feſten Knochen an ſich ſizzen, welcher aller Erweiterung
im Wege ſteht.

§. 23.
Die Blutadern des Gehirns.

Es bewegt ſich alſo das Blut aus den Schlagadern
des Gehirns, ſo, wie im uͤbrigen Koͤrper nach den Blut-
adern hin. Dieſe findet man in der That von eben der
Beſchaffenheit, wie die uͤbrigen Blutadern im menſchli-
chen Koͤrper, ſie ſind aber, ſo viel ich mich erinnern kann,
ohne alle Klappen (u), hingegen zart, weiter, als ihre
Schlagadern, und in der ganzen Markrinde, dem Mar-
ke, den Furchen [Spaltenumbruch] (x), und in den inwendigen Hoͤlun-
gen (y), ausgebreitet. Woher ruͤhren nun folgende Aus-
ſpruͤche? indem Ariſtoteles ſich erklaͤrt (z), daß das
Gehirn keine Blutader habe, und bei der Beruͤhrung

kalt
(p) Tom. IV. exp. 5.
(q) S. 135. b.
(r) Of the brain cap. 6. S. 50.
(s) S. 27. 28. 29.
(t) S. 92. u. ſ. f.
(u) RIOLAN. anacephalaeos.
S. 165.
(x) GAVTIER tab. 4. tab. 5
f. 2. tab. 6. f. 2. tab. 7. f. 2. 4.
tab. 8. BONHOMME tab.
1.
(y) GAVTIER tab. 5. f. 1.
tab. 7. f.
4.
(z) Hiſt. anim. Lib. I. cap. 16.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0260" n="224"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Gehirn und die Nerven. <hi rendition="#aq">X.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
der nach Art der Schlagadern klopfen, oder &#x017F;ich bei der<lb/>
Zu&#x017F;ammenziehung des Herzens erheben, noch, wenn<lb/>
man &#x017F;ie verwundet, das Blut &#x017F;pringend von &#x017F;ich ge-<lb/>
ben <cb/>
<note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq">Tom. IV. exp.</hi> 5.</note>, noch, daß die&#x017F;e Sinus eine andere Bewegung,<lb/>
als die Blutadern des u&#x0364;brigen Kopfes haben, und wech-<lb/>
&#x017F;elswei&#x017F;e weiter werden, und ein&#x017F;inken &#x017F;ollten. Es hat<lb/><hi rendition="#fr">Fallop</hi> <note place="foot" n="(q)">S. 135. <hi rendition="#aq">b.</hi></note>, <hi rendition="#fr">Ridley</hi> <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq">Of the brain cap.</hi> 6. S. 50.</note>, wie auch un&#x017F;er <hi rendition="#fr">Wals-<lb/>
dorf</hi> <note place="foot" n="(s)">S. 27. 28. 29.</note> die&#x017F;e Wahrheit bereits wider den <hi rendition="#fr">Ve&#x017F;al</hi><lb/>
verfochten.</p><lb/>
            <p>Ferner &#x017F;o ko&#x0364;nnen u&#x0364;berhaupt auch daher die Sinus<lb/>
der harten Gehirnhaut nicht pul&#x017F;iren, weil &#x017F;olche an der<lb/>
Hirn&#x017F;chaale auf das genaue&#x017F;te anha&#x0364;ngen <note place="foot" n="(t)">S. 92. u. &#x017F;. f.</note>, und &#x017F;ie<lb/>
haben folglich in einem erwach&#x017F;enen Men&#x017F;chen einen &#x017F;ehr<lb/>
fe&#x017F;ten Knochen an &#x017F;ich &#x017F;izzen, welcher aller Erweiterung<lb/>
im Wege &#x017F;teht.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 23.<lb/>
Die Blutadern des Gehirns.</head><lb/>
            <p>Es bewegt &#x017F;ich al&#x017F;o das Blut aus den Schlagadern<lb/>
des Gehirns, &#x017F;o, wie im u&#x0364;brigen Ko&#x0364;rper nach den Blut-<lb/>
adern hin. Die&#x017F;e findet man in der That von eben der<lb/>
Be&#x017F;chaffenheit, wie die u&#x0364;brigen Blutadern im men&#x017F;chli-<lb/>
chen Ko&#x0364;rper, &#x017F;ie &#x017F;ind aber, &#x017F;o viel ich mich erinnern kann,<lb/>
ohne alle Klappen <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">RIOLAN.</hi> anacephalaeos.</hi><lb/>
S. 165.</note>, hingegen zart, weiter, als ihre<lb/>
Schlagadern, und in der ganzen Markrinde, dem Mar-<lb/>
ke, den Furchen <cb/>
<note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">GAVTIER</hi> tab. 4. tab. 5<lb/>
f. 2. tab. 6. f. 2. tab. 7. f. 2. 4.<lb/>
tab. 8. <hi rendition="#g">BONHOMME</hi> tab.</hi> 1.</note>, und in den inwendigen Ho&#x0364;lun-<lb/>
gen <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">GAVTIER</hi> tab. 5. f. 1.<lb/>
tab. 7. f.</hi> 4.</note>, ausgebreitet. Woher ru&#x0364;hren nun folgende Aus-<lb/>
&#x017F;pru&#x0364;che? indem <hi rendition="#fr">Ari&#x017F;toteles</hi> &#x017F;ich erkla&#x0364;rt <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq">Hi&#x017F;t. anim. Lib. I. cap.</hi> 16.</note>, daß das<lb/>
Gehirn keine Blutader habe, und bei der Beru&#x0364;hrung<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kalt</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[224/0260] Das Gehirn und die Nerven. X. Buch. der nach Art der Schlagadern klopfen, oder ſich bei der Zuſammenziehung des Herzens erheben, noch, wenn man ſie verwundet, das Blut ſpringend von ſich ge- ben (p), noch, daß dieſe Sinus eine andere Bewegung, als die Blutadern des uͤbrigen Kopfes haben, und wech- ſelsweiſe weiter werden, und einſinken ſollten. Es hat Fallop (q), Ridley (r), wie auch unſer Wals- dorf (s) dieſe Wahrheit bereits wider den Veſal verfochten. Ferner ſo koͤnnen uͤberhaupt auch daher die Sinus der harten Gehirnhaut nicht pulſiren, weil ſolche an der Hirnſchaale auf das genaueſte anhaͤngen (t), und ſie haben folglich in einem erwachſenen Menſchen einen ſehr feſten Knochen an ſich ſizzen, welcher aller Erweiterung im Wege ſteht. §. 23. Die Blutadern des Gehirns. Es bewegt ſich alſo das Blut aus den Schlagadern des Gehirns, ſo, wie im uͤbrigen Koͤrper nach den Blut- adern hin. Dieſe findet man in der That von eben der Beſchaffenheit, wie die uͤbrigen Blutadern im menſchli- chen Koͤrper, ſie ſind aber, ſo viel ich mich erinnern kann, ohne alle Klappen (u), hingegen zart, weiter, als ihre Schlagadern, und in der ganzen Markrinde, dem Mar- ke, den Furchen (x), und in den inwendigen Hoͤlun- gen (y), ausgebreitet. Woher ruͤhren nun folgende Aus- ſpruͤche? indem Ariſtoteles ſich erklaͤrt (z), daß das Gehirn keine Blutader habe, und bei der Beruͤhrung kalt (p) Tom. IV. exp. 5. (q) S. 135. b. (r) Of the brain cap. 6. S. 50. (s) S. 27. 28. 29. (t) S. 92. u. ſ. f. (u) RIOLAN. anacephalaeos. S. 165. (x) GAVTIER tab. 4. tab. 5 f. 2. tab. 6. f. 2. tab. 7. f. 2. 4. tab. 8. BONHOMME tab. 1. (y) GAVTIER tab. 5. f. 1. tab. 7. f. 4. (z) Hiſt. anim. Lib. I. cap. 16.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/260
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/260>, abgerufen am 22.11.2024.