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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

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V. Abschn. Die Pulsadern des Gehirns.
Wasservorrathe, mehr Wasser hinein, weil es darinnen
weniger Widerstand findet [Spaltenumbruch] (k).

Es dringt auch in einigen Krankheiten mehr Blut
ins Gehirn ein, da in Personen, welche mit der Engli-
schen Krankheit behaftet sind, die Carotides und selbst
die Drosselblutadern weiter sind (l).

Man darf nicht daran zweifeln, daß das Blut
in einem stehenden Menschen (l*), wegen seiner Schwe-
re und mit kleinerer Geschwindigkeit, zum Kopfe hinauf-
steige, hingegen wieder geschwinder zurük laufe (m),
und, daß man daher in hizzigen Krankheiten eine auf-
rechte Lage vorziehe, damit das Geblüt nicht so stark ins
Gehirn steigen möge: daß dagegen, wenn man auf dem
Rükken liegt (n), die Geschwindigkeit des Bluts, wel-
ches zum Kopfe steigt, von seiner Schwere zunehme, so,
wie hingegen dessen Kraft, womit es zurükfließt, klei-
ner wird, davon sich also das Geblüte im Gehirn an-
häufen muß.

Es haben berühmte Männer geschlossen, daß das
Blut vom Herzen, derstalt nach dem Gehirn gehe, daß
es von dem Blute der niedersteigenden Aorte, in vielen
Stükken unterschieden sey, und einen Ueberfluß an sehr
schweren Theilen besizze (o), welche ihre Bewegung lan-
ge erhielten, oder, daß es auch sehr leichte, von selbst
bewegliche (p) Theile habe, welche überhaupt mit großen

Schwung-
(k) Lib. VI. S. 89.
(l) GLISSON de rachit.
cap.
2. S. 14.
(l*) Dieses widerspricht dem
nicht, was ich gesagt habe, L. VI.
S. 201, denn da habe ich blos ge-
wollt, daß die widerstehende Kraft
der Schwere nicht hindere, daß
nicht das Blut geschwinde zum
Kopf komme, deswegen ist es
[Spaltenumbruch] wahr, daß es, wenn man den von
der Schwere entstandenen Wider-
stand wegnimt, auch geschwinder
herbeiströme.
(m) Lib. VII. S. 341.
(n) BOND of the nigthmare
S. 10.
(o) Lib. VII. S. 415.
(p) Eben da S. 414.

V. Abſchn. Die Pulsadern des Gehirns.
Waſſervorrathe, mehr Waſſer hinein, weil es darinnen
weniger Widerſtand findet [Spaltenumbruch] (k).

Es dringt auch in einigen Krankheiten mehr Blut
ins Gehirn ein, da in Perſonen, welche mit der Engli-
ſchen Krankheit behaftet ſind, die Carotides und ſelbſt
die Droſſelblutadern weiter ſind (l).

Man darf nicht daran zweifeln, daß das Blut
in einem ſtehenden Menſchen (l*), wegen ſeiner Schwe-
re und mit kleinerer Geſchwindigkeit, zum Kopfe hinauf-
ſteige, hingegen wieder geſchwinder zuruͤk laufe (m),
und, daß man daher in hizzigen Krankheiten eine auf-
rechte Lage vorziehe, damit das Gebluͤt nicht ſo ſtark ins
Gehirn ſteigen moͤge: daß dagegen, wenn man auf dem
Ruͤkken liegt (n), die Geſchwindigkeit des Bluts, wel-
ches zum Kopfe ſteigt, von ſeiner Schwere zunehme, ſo,
wie hingegen deſſen Kraft, womit es zuruͤkfließt, klei-
ner wird, davon ſich alſo das Gebluͤte im Gehirn an-
haͤufen muß.

Es haben beruͤhmte Maͤnner geſchloſſen, daß das
Blut vom Herzen, derſtalt nach dem Gehirn gehe, daß
es von dem Blute der niederſteigenden Aorte, in vielen
Stuͤkken unterſchieden ſey, und einen Ueberfluß an ſehr
ſchweren Theilen beſizze (o), welche ihre Bewegung lan-
ge erhielten, oder, daß es auch ſehr leichte, von ſelbſt
bewegliche (p) Theile habe, welche uͤberhaupt mit großen

Schwung-
(k) Lib. VI. S. 89.
(l) GLISSON de rachit.
cap.
2. S. 14.
(l*) Dieſes widerſpricht dem
nicht, was ich geſagt habe, L. VI.
S. 201, denn da habe ich blos ge-
wollt, daß die widerſtehende Kraft
der Schwere nicht hindere, daß
nicht das Blut geſchwinde zum
Kopf komme, deswegen iſt es
[Spaltenumbruch] wahr, daß es, wenn man den von
der Schwere entſtandenen Wider-
ſtand wegnimt, auch geſchwinder
herbeiſtroͤme.
(m) Lib. VII. S. 341.
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S. 10.
(o) Lib. VII. S. 415.
(p) Eben da S. 414.
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[219/0255] V. Abſchn. Die Pulsadern des Gehirns. Waſſervorrathe, mehr Waſſer hinein, weil es darinnen weniger Widerſtand findet (k). Es dringt auch in einigen Krankheiten mehr Blut ins Gehirn ein, da in Perſonen, welche mit der Engli- ſchen Krankheit behaftet ſind, die Carotides und ſelbſt die Droſſelblutadern weiter ſind (l). Man darf nicht daran zweifeln, daß das Blut in einem ſtehenden Menſchen (l*), wegen ſeiner Schwe- re und mit kleinerer Geſchwindigkeit, zum Kopfe hinauf- ſteige, hingegen wieder geſchwinder zuruͤk laufe (m), und, daß man daher in hizzigen Krankheiten eine auf- rechte Lage vorziehe, damit das Gebluͤt nicht ſo ſtark ins Gehirn ſteigen moͤge: daß dagegen, wenn man auf dem Ruͤkken liegt (n), die Geſchwindigkeit des Bluts, wel- ches zum Kopfe ſteigt, von ſeiner Schwere zunehme, ſo, wie hingegen deſſen Kraft, womit es zuruͤkfließt, klei- ner wird, davon ſich alſo das Gebluͤte im Gehirn an- haͤufen muß. Es haben beruͤhmte Maͤnner geſchloſſen, daß das Blut vom Herzen, derſtalt nach dem Gehirn gehe, daß es von dem Blute der niederſteigenden Aorte, in vielen Stuͤkken unterſchieden ſey, und einen Ueberfluß an ſehr ſchweren Theilen beſizze (o), welche ihre Bewegung lan- ge erhielten, oder, daß es auch ſehr leichte, von ſelbſt bewegliche (p) Theile habe, welche uͤberhaupt mit großen Schwung- (k) Lib. VI. S. 89. (l) GLISSON de rachit. cap. 2. S. 14. (l*) Dieſes widerſpricht dem nicht, was ich geſagt habe, L. VI. S. 201, denn da habe ich blos ge- wollt, daß die widerſtehende Kraft der Schwere nicht hindere, daß nicht das Blut geſchwinde zum Kopf komme, deswegen iſt es wahr, daß es, wenn man den von der Schwere entſtandenen Wider- ſtand wegnimt, auch geſchwinder herbeiſtroͤme. (m) Lib. VII. S. 341. (n) BOND of the nigthmare S. 10. (o) Lib. VII. S. 415. (p) Eben da S. 414.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/255>, abgerufen am 22.11.2024.