§. 2. Die harte Membrane der Gehirnmasse überhaupt.
Es ist diese Membran überhaupt im Menschen hart, oder von einem festen Gewebe, und ich kenne keine ein- zige, welche fester wäre: Sie ist hingegen in einigen Fischen durchgehens knorplich [Spaltenumbruch](y), hingegen in den klei- nen vierfüßigen, und in den Vögeln zärter und weicher.
Sie bestehet offenbar aus einem in einander ge- schlungenen Zellgewebe (z), welches auch das Messer bestätigt. Trocknet man sie auf, so löset sie sich in der- gleichen Plättchens auf, und wenn man sie im Wasser liegen läßt (a), so zerfasert sie sich zu Flokken, Blätt- chens und Fäden, und sie zertheilt sich endlich von selb- sten zu einem zellförmigen Gewebe, alsdenn, wenn sie die Nerven begleitet (b).
Es geschicht auch oft, daß sich dieses Zellgewebe auseinander begiebt, und zwischen den zusammenhängen- den Fasern lose Räume entstehen läßt, oder es verwan- delt sich auch die harte Haut in ein Netz [Spaltenumbruch](c), welches ihr zuweilen dergestalt begegnet, daß sich die Lappen des Ge- hirns vermittelst der Zwischenräume zwischen der Sichel unter einander verbinden.
Sie hat außer dem Zellgewebe eine Menge von Blut und Pulsadern, aber keine Nerven; dieienigen, welche der berühmte Antonius Maria Valsalva(d),
aus
(y) Ein Krampffisch, anat. of a Cramp Fish. S. 63.
(z) Auch in Elephanten A. KAAV nov. act. Petrop. Tom. I. S. 354.
(a)DAVID CHRIST. SCHO. BINGER in diss. de textu cellul.
(b)ZINN Mem de l'Acad. de Berlin. Tom. 9. S. 331.
(c) Daß dieses im Fisch, dener nicht nennt, natürlich sey. COL- LINS S. 980.
(d)Epist. 12. n. 35. diss. 1. n. 3. besonders SIMONCELL. bei dem PACCHIONI epist. ad FAN- TON. S. 164 und noch ver kurzen BERTIN. osteolog. T. II. S. 65.
832.
Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
§. 2. Die harte Membrane der Gehirnmaſſe uͤberhaupt.
Es iſt dieſe Membran uͤberhaupt im Menſchen hart, oder von einem feſten Gewebe, und ich kenne keine ein- zige, welche feſter waͤre: Sie iſt hingegen in einigen Fiſchen durchgehens knorplich [Spaltenumbruch](y), hingegen in den klei- nen vierfuͤßigen, und in den Voͤgeln zaͤrter und weicher.
Sie beſtehet offenbar aus einem in einander ge- ſchlungenen Zellgewebe (z), welches auch das Meſſer beſtaͤtigt. Trocknet man ſie auf, ſo loͤſet ſie ſich in der- gleichen Plaͤttchens auf, und wenn man ſie im Waſſer liegen laͤßt (a), ſo zerfaſert ſie ſich zu Flokken, Blaͤtt- chens und Faͤden, und ſie zertheilt ſich endlich von ſelb- ſten zu einem zellfoͤrmigen Gewebe, alsdenn, wenn ſie die Nerven begleitet (b).
Es geſchicht auch oft, daß ſich dieſes Zellgewebe auseinander begiebt, und zwiſchen den zuſammenhaͤngen- den Faſern loſe Raͤume entſtehen laͤßt, oder es verwan- delt ſich auch die harte Haut in ein Netz [Spaltenumbruch](c), welches ihr zuweilen dergeſtalt begegnet, daß ſich die Lappen des Ge- hirns vermittelſt der Zwiſchenraͤume zwiſchen der Sichel unter einander verbinden.
Sie hat außer dem Zellgewebe eine Menge von Blut und Pulsadern, aber keine Nerven; dieienigen, welche der beruͤhmte Antonius Maria Valſalva(d),
aus
(y) Ein Krampffiſch, anat. of a Cramp Fiſh. S. 63.
(z) Auch in Elephanten A. KAAV nov. act. Petrop. Tom. I. S. 354.
(a)DAVID CHRIST. SCHO. BINGER in diſſ. de textu cellul.
(b)ZINN Mem de l’Acad. de Berlin. Tom. 9. S. 331.
(c) Daß dieſes im Fiſch, dener nicht nennt, natuͤrlich ſey. COL- LINS S. 980.
(d)Epiſt. 12. n. 35. diſſ. 1. n. 3. beſonders SIMONCELL. bei dem PACCHIONI epiſt. ad FAN- TON. S. 164 und noch ver kurzen BERTIN. oſteolog. T. II. S. 65.
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Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
§. 2.
Die harte Membrane der Gehirnmaſſe
uͤberhaupt.
Es iſt dieſe Membran uͤberhaupt im Menſchen hart,
oder von einem feſten Gewebe, und ich kenne keine ein-
zige, welche feſter waͤre: Sie iſt hingegen in einigen
Fiſchen durchgehens knorplich
(y), hingegen in den klei-
nen vierfuͤßigen, und in den Voͤgeln zaͤrter und weicher.
Sie beſtehet offenbar aus einem in einander ge-
ſchlungenen Zellgewebe (z), welches auch das Meſſer
beſtaͤtigt. Trocknet man ſie auf, ſo loͤſet ſie ſich in der-
gleichen Plaͤttchens auf, und wenn man ſie im Waſſer
liegen laͤßt (a), ſo zerfaſert ſie ſich zu Flokken, Blaͤtt-
chens und Faͤden, und ſie zertheilt ſich endlich von ſelb-
ſten zu einem zellfoͤrmigen Gewebe, alsdenn, wenn ſie
die Nerven begleitet (b).
Es geſchicht auch oft, daß ſich dieſes Zellgewebe
auseinander begiebt, und zwiſchen den zuſammenhaͤngen-
den Faſern loſe Raͤume entſtehen laͤßt, oder es verwan-
delt ſich auch die harte Haut in ein Netz
(c), welches ihr
zuweilen dergeſtalt begegnet, daß ſich die Lappen des Ge-
hirns vermittelſt der Zwiſchenraͤume zwiſchen der Sichel
unter einander verbinden.
Sie hat außer dem Zellgewebe eine Menge von
Blut und Pulsadern, aber keine Nerven; dieienigen,
welche der beruͤhmte Antonius Maria Valſalva (d),
aus
(y) Ein Krampffiſch, anat. of a
Cramp Fiſh. S. 63.
(z) Auch in Elephanten A. KAAV
nov. act. Petrop. Tom. I. S. 354.
(a) DAVID CHRIST. SCHO.
BINGER in diſſ. de textu cellul.
(b) ZINN Mem de l’Acad. de
Berlin. Tom. 9. S. 331.
(c) Daß dieſes im Fiſch, dener
nicht nennt, natuͤrlich ſey. COL-
LINS S. 980.
(d) Epiſt. 12. n. 35. diſſ. 1. n. 3.
beſonders SIMONCELL. bei dem
PACCHIONI epiſt. ad FAN-
TON. S. 164 und noch ver kurzen
BERTIN. oſteolog. T. II. S. 65.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/174>, abgerufen am 25.11.2024.
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