sen, wenn er die Jrrtümer aus meinem grossen Wercke austilgt, welches ohne seine kritische Hülfe nur davon verunstaltet werden würde. Jch ha- be dieses Werk zu dem Ende unternommen, da- mit die Nachkommen dasjenige in einem Auszuge beisammen lesen können, was uns zuverläßiges bis zur Mitte des achtzehnten Jarhunderts bekannt geworden. Sie können es aber mit aller Zuver- läßigkeit, auch alsdenn lesen, wenn man gleich Albins Kritiken, welche gegen alle Fehler unerbitt- lich sind, dabei Statt finden lässet. Dahingegen soll es mir gewis nicht nahe gehen, dasjenige, mei- ner Gewohnheit nach, zu verbessern, was unser Lehrer mit Nuzzen daran auszusezzen gehabt, sondern es soll mir das gröste Vergnügen sein, mei- ne Feler zu zernichten (1). Jch habe folglich eine andre Ursache, mich zu betrüben. Es zieht mich nämlich Albin vor den Richterstul, nicht nur der gegenwärtigen Zeit, sondern auch des noch folgenden Weltalters. Er klagt mich an, daß ich meinen Lehrer, diesen so berümten Zergliederer,
mit-
(1) Siehe den T. I. meiner kleinern Werke, die vor dieser Vorrede herausgekommen.
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Vorrede.
ſen, wenn er die Jrrtuͤmer aus meinem groſſen Wercke austilgt, welches ohne ſeine kritiſche Huͤlfe nur davon verunſtaltet werden wuͤrde. Jch ha- be dieſes Werk zu dem Ende unternommen, da- mit die Nachkommen dasjenige in einem Auszuge beiſammen leſen koͤnnen, was uns zuverlaͤßiges bis zur Mitte des achtzehnten Jarhunderts bekannt geworden. Sie koͤnnen es aber mit aller Zuver- laͤßigkeit, auch alsdenn leſen, wenn man gleich Albins Kritiken, welche gegen alle Fehler unerbitt- lich ſind, dabei Statt finden laͤſſet. Dahingegen ſoll es mir gewis nicht nahe gehen, dasjenige, mei- ner Gewohnheit nach, zu verbeſſern, was unſer Lehrer mit Nuzzen daran auszuſezzen gehabt, ſondern es ſoll mir das groͤſte Vergnuͤgen ſein, mei- ne Feler zu zernichten (1). Jch habe folglich eine andre Urſache, mich zu betruͤben. Es zieht mich naͤmlich Albin vor den Richterſtul, nicht nur der gegenwaͤrtigen Zeit, ſondern auch des noch folgenden Weltalters. Er klagt mich an, daß ich meinen Lehrer, dieſen ſo beruͤmten Zergliederer,
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(1) Siehe den T. I. meiner kleinern Werke, die vor dieſer Vorrede herausgekommen.
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[VII/0011]
Vorrede.
ſen, wenn er die Jrrtuͤmer aus meinem groſſen
Wercke austilgt, welches ohne ſeine kritiſche Huͤlfe
nur davon verunſtaltet werden wuͤrde. Jch ha-
be dieſes Werk zu dem Ende unternommen, da-
mit die Nachkommen dasjenige in einem Auszuge
beiſammen leſen koͤnnen, was uns zuverlaͤßiges
bis zur Mitte des achtzehnten Jarhunderts bekannt
geworden. Sie koͤnnen es aber mit aller Zuver-
laͤßigkeit, auch alsdenn leſen, wenn man gleich
Albins Kritiken, welche gegen alle Fehler unerbitt-
lich ſind, dabei Statt finden laͤſſet. Dahingegen
ſoll es mir gewis nicht nahe gehen, dasjenige, mei-
ner Gewohnheit nach, zu verbeſſern, was unſer
Lehrer mit Nuzzen daran auszuſezzen gehabt,
ſondern es ſoll mir das groͤſte Vergnuͤgen ſein, mei-
ne Feler zu zernichten (1). Jch habe folglich
eine andre Urſache, mich zu betruͤben. Es zieht
mich naͤmlich Albin vor den Richterſtul, nicht nur
der gegenwaͤrtigen Zeit, ſondern auch des noch
folgenden Weltalters. Er klagt mich an, daß ich
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(1) Siehe den T. I. meiner kleinern Werke, die vor dieſer
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. VII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/11>, abgerufen am 27.11.2024.
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