ein, daß sich das r übel ausprechen lasse (z), wofern der Gaumen übel gebildet wäre.
Von einem gar zu holen Gaumen, den die Zunge nicht zu erreichen vermochte, entstand ein Fehler in der Sprache (a).
Daß Personen schnarren, wenn die Wege am Gau- men, und neben den Zähnen zu gros sind, daß durch sie der Schleim abtröpfeln kann, dieses ist eine feine Ver- muthung, welche Sanctorius angiebt (b).
Jch lese in den Schriften, daß es bei den Chinesen gemein sei, die obern Zähne (c) vor den untern vorragen zu haben, und dieses soll die Ursache seyn, daß sie das r. nicht auszusprechen vermögen, und dieser Buchstabe in ihrer Sprache nicht vorkomme, so wie dieser Buch- stabe in der mexikanischen Sprache, und den benach- barten Völkern von Neuengland (d) vermißt wird: wiewohl ich den besondern Fehler dieser Völker nicht kenne.
Aus dem Mangel der Zähne können alte Personen das s. f. und i. nicht wohl aussprechen (e), und entsteht die- ser Fehler ebenfalls, wenn die Zähne gar zu weit aus einander, oder auch gar zu dichte (f) beisammen stehen. Ehe den Kindern die Zähne nicht nachgewachsen sind, so können sie viele Buchstaben nicht aussprechen (g).
An einem Knaben, dessen Unterlippe zu dünne war, siel die Aussprache des Buchstaben f. weg (h).
Jch übergehe das Stummseyn, welches überhaupt von dem Fehler der Nerven, von Fällen von hohen Oertern (i), von Verlezzungen des Rükkgrads (k), von
Wun-
(z)[Spaltenumbruch]HOLDER. S. 76.
(a)VYLHORN edit. chir. heister. S. 798.
(b)Methodus vitand. error. S. 1. 182.
(c) Bei dem du halde.
(d)WALLIS. S. 21.
(e)AMMANN. S. 39.
(f)[Spaltenumbruch]
S. 114.
(g)AMMANN. S. 39.
(h) Ebenders. S. 74. 1 5.
(i)SCHELH. S. 33. pana- rolvs II. obs. 30. cornar. hist. rar. cap. 15.
(k)GALEn loc. adfect. L. I. c. 6.
A a a 4
IIII. Abſchn. Das Reden.
ein, daß ſich das r uͤbel auſprechen laſſe (z), wofern der Gaumen uͤbel gebildet waͤre.
Von einem gar zu holen Gaumen, den die Zunge nicht zu erreichen vermochte, entſtand ein Fehler in der Sprache (a).
Daß Perſonen ſchnarren, wenn die Wege am Gau- men, und neben den Zaͤhnen zu gros ſind, daß durch ſie der Schleim abtroͤpfeln kann, dieſes iſt eine feine Ver- muthung, welche Sanctorius angiebt (b).
Jch leſe in den Schriften, daß es bei den Chineſen gemein ſei, die obern Zaͤhne (c) vor den untern vorragen zu haben, und dieſes ſoll die Urſache ſeyn, daß ſie das r. nicht auszuſprechen vermoͤgen, und dieſer Buchſtabe in ihrer Sprache nicht vorkomme, ſo wie dieſer Buch- ſtabe in der mexikaniſchen Sprache, und den benach- barten Voͤlkern von Neuengland (d) vermißt wird: wiewohl ich den beſondern Fehler dieſer Voͤlker nicht kenne.
Aus dem Mangel der Zaͤhne koͤnnen alte Perſonen das ſ. f. und i. nicht wohl ausſprechen (e), und entſteht die- ſer Fehler ebenfalls, wenn die Zaͤhne gar zu weit aus einander, oder auch gar zu dichte (f) beiſammen ſtehen. Ehe den Kindern die Zaͤhne nicht nachgewachſen ſind, ſo koͤnnen ſie viele Buchſtaben nicht ausſprechen (g).
An einem Knaben, deſſen Unterlippe zu duͤnne war, ſiel die Ausſprache des Buchſtaben f. weg (h).
Jch uͤbergehe das Stummſeyn, welches uͤberhaupt von dem Fehler der Nerven, von Faͤllen von hohen Oertern (i), von Verlezzungen des Ruͤkkgrads (k), von
Wun-
(z)[Spaltenumbruch]HOLDER. S. 76.
(a)VYLHORN edit. chir. heiſter. S. 798.
(b)Methodus vitand. error. S. 1. 182.
(c) Bei dem du halde.
(d)WALLIS. S. 21.
(e)AMMANN. S. 39.
(f)[Spaltenumbruch]
S. 114.
(g)AMMANN. S. 39.
(h) Ebenderſ. S. 74. 1 5.
(i)SCHELH. S. 33. pana- rolvſ II. obſ. 30. cornar. hiſt. rar. cap. 15.
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[741[743]/0749]
IIII. Abſchn. Das Reden.
ein, daß ſich das r uͤbel auſprechen laſſe (z), wofern der
Gaumen uͤbel gebildet waͤre.
Von einem gar zu holen Gaumen, den die Zunge
nicht zu erreichen vermochte, entſtand ein Fehler in der
Sprache (a).
Daß Perſonen ſchnarren, wenn die Wege am Gau-
men, und neben den Zaͤhnen zu gros ſind, daß durch
ſie der Schleim abtroͤpfeln kann, dieſes iſt eine feine Ver-
muthung, welche Sanctorius angiebt (b).
Jch leſe in den Schriften, daß es bei den Chineſen
gemein ſei, die obern Zaͤhne (c) vor den untern vorragen
zu haben, und dieſes ſoll die Urſache ſeyn, daß ſie das
r. nicht auszuſprechen vermoͤgen, und dieſer Buchſtabe
in ihrer Sprache nicht vorkomme, ſo wie dieſer Buch-
ſtabe in der mexikaniſchen Sprache, und den benach-
barten Voͤlkern von Neuengland (d) vermißt wird:
wiewohl ich den beſondern Fehler dieſer Voͤlker nicht
kenne.
Aus dem Mangel der Zaͤhne koͤnnen alte Perſonen
das ſ. f. und i. nicht wohl ausſprechen (e), und entſteht die-
ſer Fehler ebenfalls, wenn die Zaͤhne gar zu weit aus
einander, oder auch gar zu dichte (f) beiſammen ſtehen.
Ehe den Kindern die Zaͤhne nicht nachgewachſen ſind,
ſo koͤnnen ſie viele Buchſtaben nicht ausſprechen (g).
An einem Knaben, deſſen Unterlippe zu duͤnne war,
ſiel die Ausſprache des Buchſtaben f. weg (h).
Jch uͤbergehe das Stummſeyn, welches uͤberhaupt
von dem Fehler der Nerven, von Faͤllen von hohen
Oertern (i), von Verlezzungen des Ruͤkkgrads (k), von
Wun-
(z)
HOLDER. S. 76.
(a) VYLHORN edit. chir.
heiſter. S. 798.
(b) Methodus vitand. error. S.
1. 182.
(c) Bei dem du halde.
(d) WALLIS. S. 21.
(e) AMMANN. S. 39.
(f)
S. 114.
(g) AMMANN. S. 39.
(h) Ebenderſ. S. 74. 1 5.
(i) SCHELH. S. 33. pana-
rolvſ II. obſ. 30. cornar.
hiſt. rar. cap. 15.
(k) GALEn loc. adfect. L. I.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 741[743]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/749>, abgerufen am 22.11.2024.
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