Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite
IIII. Abschn. Das Reden.
§. 8.
Die fließigen Mitlauter. (liquidae).

Schwerer sind diese, welche bloß durch den Mund
hindurch fahren, und welche man die Halbvokale des
Mundes nennt (e). Der leichteste darunter, als das l.
wird hervorgebracht, wenn sich die Seiten der Zunge an
die untern Bakkenzäne, und an die Hundszäne, die
Zungenspizze hingegen sich an die vorigen Zäne, und den
festen Gaumen vorwerts anschließt, dabei sich zugleich
die Seiten der Zunge herabwenden, so daß sie also erha-
ben, wie eine Brükke, und in ihrem Gewebe dichter
wird. Auf solche Art entsteht mitten auf ihr zwischen
der Zunge und dem Gaumen ein enges Thal, aus dem
die Luft, sobald sich die Zunge in die Höhe hebt, und sich
an den Gaumen anlegt, längst den Seiten der Zunge
herausfährt (f). Die Zunge kann hierbei entweder Be-
bungen machen, oder auch ohne dieselbe würken (g).

Das r. unterscheidet sich vom l. vornemlich durch seine
heftige Zitterungen. Es legt sich nemlich die Zunge, wie
im l. ebenfalls an die vordern Bakkenzähne an, hierauf
neigt sich ihre Spizze gelinde (h), und nicht in solcher
Breite, als beim l, vorne, und nahe an den Gaumen an (i),
und indem die Luft durch das kleine Zwischenthal (k) her-
ausgestossen wird, so zittert nicht nur die Spizze der Zun-
ge, sondern auch der nächste Theil sehr geschwinde (l).
Es ist dieses daher ein schwerer Buchstabe für Personen,

deren
(e) [Spaltenumbruch] ammann. S. 70. 71. 72.
(f) ammann. S. 71. hol-
der.
S. 48. raphel.
(g) Dieses erfordert wallis.
wiewol unbillig.
(h) holder. S. 49.
(i) [Spaltenumbruch] helmont. S. 81.
(k) Daß sie sich wiederholt, und
schnell an den Gaumen lege, am-
man.
angef. Ort.
(l) holder. S. 49. 51. hel-
mont.
angef. Ort. fabrig. S. 41.
H. Phisiol. 3. B. A a a
IIII. Abſchn. Das Reden.
§. 8.
Die fließigen Mitlauter. (liquidae).

Schwerer ſind dieſe, welche bloß durch den Mund
hindurch fahren, und welche man die Halbvokale des
Mundes nennt (e). Der leichteſte darunter, als das l.
wird hervorgebracht, wenn ſich die Seiten der Zunge an
die untern Bakkenzaͤne, und an die Hundszaͤne, die
Zungenſpizze hingegen ſich an die vorigen Zaͤne, und den
feſten Gaumen vorwerts anſchließt, dabei ſich zugleich
die Seiten der Zunge herabwenden, ſo daß ſie alſo erha-
ben, wie eine Bruͤkke, und in ihrem Gewebe dichter
wird. Auf ſolche Art entſteht mitten auf ihr zwiſchen
der Zunge und dem Gaumen ein enges Thal, aus dem
die Luft, ſobald ſich die Zunge in die Hoͤhe hebt, und ſich
an den Gaumen anlegt, laͤngſt den Seiten der Zunge
herausfaͤhrt (f). Die Zunge kann hierbei entweder Be-
bungen machen, oder auch ohne dieſelbe wuͤrken (g).

Das r. unterſcheidet ſich vom l. vornemlich durch ſeine
heftige Zitterungen. Es legt ſich nemlich die Zunge, wie
im l. ebenfalls an die vordern Bakkenzaͤhne an, hierauf
neigt ſich ihre Spizze gelinde (h), und nicht in ſolcher
Breite, als beim l, vorne, und nahe an den Gaumen an (i),
und indem die Luft durch das kleine Zwiſchenthal (k) her-
ausgeſtoſſen wird, ſo zittert nicht nur die Spizze der Zun-
ge, ſondern auch der naͤchſte Theil ſehr geſchwinde (l).
Es iſt dieſes daher ein ſchwerer Buchſtabe fuͤr Perſonen,

deren
(e) [Spaltenumbruch] ammann. S. 70. 71. 72.
(f) ammann. S. 71. hol-
der.
S. 48. raphel.
(g) Dieſes erfordert walliſ.
wiewol unbillig.
(h) holder. S. 49.
(i) [Spaltenumbruch] helmont. S. 81.
(k) Daß ſie ſich wiederholt, und
ſchnell an den Gaumen lege, am-
man.
angef. Ort.
(l) holder. S. 49. 51. hel-
mont.
angef. Ort. fabrig. S. 41.
H. Phiſiol. 3. B. A a a
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0743" n="735[737]"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IIII.</hi> Ab&#x017F;chn. Das Reden.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 8.<lb/><hi rendition="#b">Die fließigen Mitlauter. (<hi rendition="#aq">liquidae</hi>).</hi></head><lb/>
            <p>Schwerer &#x017F;ind die&#x017F;e, welche bloß durch den Mund<lb/>
hindurch fahren, und welche man die Halbvokale des<lb/>
Mundes nennt <note place="foot" n="(e)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">ammann.</hi></hi></hi> S. 70. 71. 72.</note>. Der leichte&#x017F;te darunter, als das <hi rendition="#fr">l.</hi><lb/>
wird hervorgebracht, wenn &#x017F;ich die Seiten der Zunge an<lb/>
die untern Bakkenza&#x0364;ne, und an die Hundsza&#x0364;ne, die<lb/>
Zungen&#x017F;pizze hingegen &#x017F;ich an die vorigen Za&#x0364;ne, und den<lb/>
fe&#x017F;ten Gaumen vorwerts an&#x017F;chließt, dabei &#x017F;ich zugleich<lb/>
die Seiten der Zunge herabwenden, &#x017F;o daß &#x017F;ie al&#x017F;o erha-<lb/>
ben, wie eine Bru&#x0364;kke, und in ihrem Gewebe dichter<lb/>
wird. Auf &#x017F;olche Art ent&#x017F;teht mitten auf ihr zwi&#x017F;chen<lb/>
der Zunge und dem Gaumen ein enges Thal, aus dem<lb/>
die Luft, &#x017F;obald &#x017F;ich die Zunge in die Ho&#x0364;he hebt, und &#x017F;ich<lb/>
an den Gaumen anlegt, la&#x0364;ng&#x017F;t den Seiten der Zunge<lb/>
herausfa&#x0364;hrt <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">ammann.</hi></hi></hi> S. 71. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">hol-<lb/>
der.</hi></hi></hi> S. 48. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">raphel.</hi></hi></hi></note>. Die Zunge kann hierbei entweder Be-<lb/>
bungen machen, oder auch ohne die&#x017F;elbe wu&#x0364;rken <note place="foot" n="(g)">Die&#x017F;es erfordert <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">walli&#x017F;.</hi></hi></hi><lb/>
wiewol unbillig.</note>.</p><lb/>
            <p>Das <hi rendition="#fr">r.</hi> unter&#x017F;cheidet &#x017F;ich vom <hi rendition="#fr">l.</hi> vornemlich durch &#x017F;eine<lb/>
heftige Zitterungen. Es legt &#x017F;ich nemlich die Zunge, wie<lb/>
im <hi rendition="#fr">l.</hi> ebenfalls an die vordern Bakkenza&#x0364;hne an, hierauf<lb/>
neigt &#x017F;ich ihre Spizze gelinde <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">holder.</hi></hi></hi> S. 49.</note>, und nicht in &#x017F;olcher<lb/>
Breite, als beim <hi rendition="#fr">l,</hi> vorne, und nahe an den Gaumen an <note place="foot" n="(i)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">helmont.</hi></hi></hi> S. 81.</note>,<lb/>
und indem die Luft durch das kleine Zwi&#x017F;chenthal <note place="foot" n="(k)">Daß &#x017F;ie &#x017F;ich wiederholt, und<lb/>
&#x017F;chnell an den Gaumen lege, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">am-<lb/>
man.</hi></hi></hi> angef. Ort.</note> her-<lb/>
ausge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en wird, &#x017F;o zittert nicht nur die Spizze der Zun-<lb/>
ge, &#x017F;ondern auch der na&#x0364;ch&#x017F;te Theil &#x017F;ehr ge&#x017F;chwinde <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">holder.</hi></hi></hi> S. 49. 51. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">hel-<lb/>
mont.</hi></hi></hi> angef. Ort. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">fabrig.</hi></hi> S. 41.</note>.<lb/>
Es i&#x017F;t die&#x017F;es daher ein &#x017F;chwerer Buch&#x017F;tabe fu&#x0364;r Per&#x017F;onen,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">deren</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">H. Phi&#x017F;iol. 3. B.</hi> A a a</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[735[737]/0743] IIII. Abſchn. Das Reden. §. 8. Die fließigen Mitlauter. (liquidae). Schwerer ſind dieſe, welche bloß durch den Mund hindurch fahren, und welche man die Halbvokale des Mundes nennt (e). Der leichteſte darunter, als das l. wird hervorgebracht, wenn ſich die Seiten der Zunge an die untern Bakkenzaͤne, und an die Hundszaͤne, die Zungenſpizze hingegen ſich an die vorigen Zaͤne, und den feſten Gaumen vorwerts anſchließt, dabei ſich zugleich die Seiten der Zunge herabwenden, ſo daß ſie alſo erha- ben, wie eine Bruͤkke, und in ihrem Gewebe dichter wird. Auf ſolche Art entſteht mitten auf ihr zwiſchen der Zunge und dem Gaumen ein enges Thal, aus dem die Luft, ſobald ſich die Zunge in die Hoͤhe hebt, und ſich an den Gaumen anlegt, laͤngſt den Seiten der Zunge herausfaͤhrt (f). Die Zunge kann hierbei entweder Be- bungen machen, oder auch ohne dieſelbe wuͤrken (g). Das r. unterſcheidet ſich vom l. vornemlich durch ſeine heftige Zitterungen. Es legt ſich nemlich die Zunge, wie im l. ebenfalls an die vordern Bakkenzaͤhne an, hierauf neigt ſich ihre Spizze gelinde (h), und nicht in ſolcher Breite, als beim l, vorne, und nahe an den Gaumen an (i), und indem die Luft durch das kleine Zwiſchenthal (k) her- ausgeſtoſſen wird, ſo zittert nicht nur die Spizze der Zun- ge, ſondern auch der naͤchſte Theil ſehr geſchwinde (l). Es iſt dieſes daher ein ſchwerer Buchſtabe fuͤr Perſonen, deren (e) ammann. S. 70. 71. 72. (f) ammann. S. 71. hol- der. S. 48. raphel. (g) Dieſes erfordert walliſ. wiewol unbillig. (h) holder. S. 49. (i) helmont. S. 81. (k) Daß ſie ſich wiederholt, und ſchnell an den Gaumen lege, am- man. angef. Ort. (l) holder. S. 49. 51. hel- mont. angef. Ort. fabrig. S. 41. H. Phiſiol. 3. B. A a a

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/743
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 735[737]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/743>, abgerufen am 01.06.2024.