Wir können diejenigen Angelegenheiten nicht völlig ausser Acht lassen, welche das erste Zeitalter und die Em- sigkeit der neuen Zergliederer, durch das Unterbinden oder Zerstöhren der rükklaufenden Nerven zum Vorschein ge- bracht. Wenn man nämlich einen solchen rükklaufenden Nerven unterbindet, drükkt, oder durchschneidet, so hört an Thieren die halbe Stimme auf (u), und es hat Ga- len(x) eben diesen Erfolg an einem Menschen gesehen, dem der Wundarzt den rükklaufenden Nerven zerschnit- ten hatte, eben dieses bemerkte Amatus(y) an jeman- den, dessen rükklaufenden Nerven ein sublimirtes Quek- silber zernaget hatte, und vielleicht war eben so was vor- gegangen, an einem, bei dem ein Stos an den Anfang des Rükkens, eine siebentägige Sprachlosigkeit hervor- gebracht hatte (z).
Wenn man aber beide rükklaufende Nerven unterbin- det (a), so verliert sich die völlige Stimme in einem Thiere, und sie kömmt nicht wieder, wenn man gleich darauf das Band wieder wegnimmt (b). Der Erfolg ist einerlei, wenn man beiderlei Nerven mit einem Eisen durchschneidet, welchen Handgriff Galen(c), vor einer
gros-
(u)[Spaltenumbruch]VESAL. L. VIII. lezztes Ka- pitel, MASSA introduct S. 61. Mem. de chirurg. T. III. S. 8. mvralt exp. anat. S. 496. mar- tin Ess. of a soc. at. Edimb. T. II. S. 110
(x)De loc. adfect. L. I. c. 6. Ein ähnlich Beispiel hat gvil. de la motte chir. compl. T. II. obs. 212.
(y)Centur II. cur. 70.
(z)GALENVS de loc. adfect. L. I. c. 6.
(a)[Spaltenumbruch]MVRALT exper. anat. S. 58. galen. de Hipp. et Platon. decret. L. II. c. 6. pare administr. S. 41. massa. S. 61. Memoir. de chirurg. T. III. S. 81.
(b)VALSALVA beim mor- gagn. exp. XIII. n. 18. morg. ebendas. n. 29. Doch kam sie in des emetti Versuche wieder.
(c)De HIPPOCR. et PLA- TON. decretis. L II. c. 6 admin. anat. L. VIII. c. 5. oribas. S. 272.
I. Abſchn. Der Luftroͤhrenkopf.
§. 29. Die Erſcheinungen an dieſem Nerven.
Wir koͤnnen diejenigen Angelegenheiten nicht voͤllig auſſer Acht laſſen, welche das erſte Zeitalter und die Em- ſigkeit der neuen Zergliederer, durch das Unterbinden oder Zerſtoͤhren der ruͤkklaufenden Nerven zum Vorſchein ge- bracht. Wenn man naͤmlich einen ſolchen ruͤkklaufenden Nerven unterbindet, druͤkkt, oder durchſchneidet, ſo hoͤrt an Thieren die halbe Stimme auf (u), und es hat Ga- len(x) eben dieſen Erfolg an einem Menſchen geſehen, dem der Wundarzt den ruͤkklaufenden Nerven zerſchnit- ten hatte, eben dieſes bemerkte Amatus(y) an jeman- den, deſſen ruͤkklaufenden Nerven ein ſublimirtes Quek- ſilber zernaget hatte, und vielleicht war eben ſo was vor- gegangen, an einem, bei dem ein Stos an den Anfang des Ruͤkkens, eine ſiebentaͤgige Sprachloſigkeit hervor- gebracht hatte (z).
Wenn man aber beide ruͤkklaufende Nerven unterbin- det (a), ſo verliert ſich die voͤllige Stimme in einem Thiere, und ſie koͤmmt nicht wieder, wenn man gleich darauf das Band wieder wegnimmt (b). Der Erfolg iſt einerlei, wenn man beiderlei Nerven mit einem Eiſen durchſchneidet, welchen Handgriff Galen(c), vor einer
groſ-
(u)[Spaltenumbruch]VESAL. L. VIII. lezztes Ka- pitel, MASSA introduct S. 61. Mem. de chirurg. T. III. S. 8. mvralt exp. anat. S. 496. mar- tin Eſſ. of a ſoc. at. Edimb. T. II. S. 110
(x)De loc. adfect. L. I. c. 6. Ein aͤhnlich Beiſpiel hat gvil. de la motte chir. compl. T. II. obſ. 212.
(y)Centur II. cur. 70.
(z)GALENVS de loc. adfect. L. I. c. 6.
(a)[Spaltenumbruch]MVRALT exper. anat. S. 58. galen. de Hipp. et Platon. decret. L. II. c. 6. pare adminiſtr. S. 41. maſſa. S. 61. Memoir. de chirurg. T. III. S. 81.
(b)VALSALVA beim mor- gagn. exp. XIII. n. 18. morg. ebendaſ. n. 29. Doch kam ſie in des emetti Verſuche wieder.
(c)De HIPPOCR. et PLA- TON. decretis. L II. c. 6 admin. anat. L. VIII. c. 5. oribaſ. S. 272.
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[635[637]/0643]
I. Abſchn. Der Luftroͤhrenkopf.
§. 29.
Die Erſcheinungen an dieſem Nerven.
Wir koͤnnen diejenigen Angelegenheiten nicht voͤllig
auſſer Acht laſſen, welche das erſte Zeitalter und die Em-
ſigkeit der neuen Zergliederer, durch das Unterbinden oder
Zerſtoͤhren der ruͤkklaufenden Nerven zum Vorſchein ge-
bracht. Wenn man naͤmlich einen ſolchen ruͤkklaufenden
Nerven unterbindet, druͤkkt, oder durchſchneidet, ſo hoͤrt
an Thieren die halbe Stimme auf (u), und es hat Ga-
len (x) eben dieſen Erfolg an einem Menſchen geſehen,
dem der Wundarzt den ruͤkklaufenden Nerven zerſchnit-
ten hatte, eben dieſes bemerkte Amatus (y) an jeman-
den, deſſen ruͤkklaufenden Nerven ein ſublimirtes Quek-
ſilber zernaget hatte, und vielleicht war eben ſo was vor-
gegangen, an einem, bei dem ein Stos an den Anfang
des Ruͤkkens, eine ſiebentaͤgige Sprachloſigkeit hervor-
gebracht hatte (z).
Wenn man aber beide ruͤkklaufende Nerven unterbin-
det (a), ſo verliert ſich die voͤllige Stimme in einem
Thiere, und ſie koͤmmt nicht wieder, wenn man gleich
darauf das Band wieder wegnimmt (b). Der Erfolg
iſt einerlei, wenn man beiderlei Nerven mit einem Eiſen
durchſchneidet, welchen Handgriff Galen (c), vor einer
groſ-
(u)
VESAL. L. VIII. lezztes Ka-
pitel, MASSA introduct S. 61.
Mem. de chirurg. T. III. S. 8.
mvralt exp. anat. S. 496. mar-
tin Eſſ. of a ſoc. at. Edimb. T. II.
S. 110
(x) De loc. adfect. L. I. c. 6. Ein
aͤhnlich Beiſpiel hat gvil. de la
motte chir. compl. T. II. obſ.
212.
(y) Centur II. cur. 70.
(z) GALENVS de loc. adfect.
L. I. c. 6.
(a)
MVRALT exper. anat. S.
58. galen. de Hipp. et Platon.
decret. L. II. c. 6. pare adminiſtr.
S. 41. maſſa. S. 61. Memoir. de
chirurg. T. III. S. 81.
(b) VALSALVA beim mor-
gagn. exp. XIII. n. 18. morg.
ebendaſ. n. 29. Doch kam ſie in
des emetti Verſuche wieder.
(c) De HIPPOCR. et PLA-
TON. decretis. L II. c. 6 admin.
anat. L. VIII. c. 5. oribaſ. S. 272.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 635[637]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/643>, abgerufen am 23.11.2024.
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