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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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V. Abschn. Der Nuzzen.
diesen Saft führen, non Nuzzen seyn. Und so kan man
die Hipotese eines berühmten Mannes (d) in so fern gel-
ten lassen, daß der in grossem Drukke, besonders im Drukke
des Ausatmens ausgeleerte Speisegang kurz darauf, dem
nachfolgenden Safte einen kleineren Widerstand entgegen
sezze, und diesen leichter aufnehme (e).

Es steigt aber auch der Magen von dem Zwerchfelle
nieder (f), wenn wir einatmen, und er wird zugleich in
dem lebendigen Thiere von den Bauchmuskeln, gegen
den Rükken zu geprest. Solchergestalt wird der Ma-
gen viel nachdrükklicher, als von seinen Magenfasern
selbst, wenigstens im Menschen, erschüttert, gedrükkt,
die Speisen werden durch einander gemengt, und dieser
Sakk selbst endlich ausgeleert (g). Jch habe mich näm-
lich oft an Menschen wundern müssen, daß dieses Einge-
weide von den Fehlern der Nahrungsmittel so dünne, als
ein Pappier geworden, und dennoch seine Speise forttrei-
ben können; ich hätte auch nicht die Ursache von dieser
Standhaftigkeit entdekkt, wenn ich nicht die helfende
Kraft des Zwerchfells kennen lernen.

Die Gallenblase kann fast nur einzig und allein vom
Zwerchfelle ausgelehrt werden, da berühmte Zergliederer
diesem Behälter keine Muskelfasern gestatten (h).

Die Harnblase wird offenbar von den vereinigten
Kräften des Zwerchfelles, und der Bauchmuskeln aus-
geleert: und sie fängt sich fast nie ohne Bestreben an
auszuleeren (i). Wenn nun der Harn einmal zu fliessen

an-
(d) [Spaltenumbruch] Des vortrefl. Senaks Me-
moir. de l'Acad.
1724.
(e) Der Drukk des Darmfelles
und Zwerchfells ist die vornehmste
Ursache der Bewegung des Speise-
safies, BERTIER. angef. Ort.
S. 403.
(f) [Spaltenumbruch] 8 B. 1. A. 36 N.
(g) Selbst bis zum Erbrechen.
S. 313.
(h) Der ber. Cassebohm.
(i) Comm. in BOERH. T. III.
S. 271.
N n 4

V. Abſchn. Der Nuzzen.
dieſen Saft fuͤhren, non Nuzzen ſeyn. Und ſo kan man
die Hipoteſe eines beruͤhmten Mannes (d) in ſo fern gel-
ten laſſen, daß der in groſſem Drukke, beſonders im Drukke
des Ausatmens ausgeleerte Speiſegang kurz darauf, dem
nachfolgenden Safte einen kleineren Widerſtand entgegen
ſezze, und dieſen leichter aufnehme (e).

Es ſteigt aber auch der Magen von dem Zwerchfelle
nieder (f), wenn wir einatmen, und er wird zugleich in
dem lebendigen Thiere von den Bauchmuskeln, gegen
den Ruͤkken zu gepreſt. Solchergeſtalt wird der Ma-
gen viel nachdruͤkklicher, als von ſeinen Magenfaſern
ſelbſt, wenigſtens im Menſchen, erſchuͤttert, gedruͤkkt,
die Speiſen werden durch einander gemengt, und dieſer
Sakk ſelbſt endlich ausgeleert (g). Jch habe mich naͤm-
lich oft an Menſchen wundern muͤſſen, daß dieſes Einge-
weide von den Fehlern der Nahrungsmittel ſo duͤnne, als
ein Pappier geworden, und dennoch ſeine Speiſe forttrei-
ben koͤnnen; ich haͤtte auch nicht die Urſache von dieſer
Standhaftigkeit entdekkt, wenn ich nicht die helfende
Kraft des Zwerchfells kennen lernen.

Die Gallenblaſe kann faſt nur einzig und allein vom
Zwerchfelle ausgelehrt werden, da beruͤhmte Zergliederer
dieſem Behaͤlter keine Muskelfaſern geſtatten (h).

Die Harnblaſe wird offenbar von den vereinigten
Kraͤften des Zwerchfelles, und der Bauchmuskeln aus-
geleert: und ſie faͤngt ſich faſt nie ohne Beſtreben an
auszuleeren (i). Wenn nun der Harn einmal zu flieſſen

an-
(d) [Spaltenumbruch] Des vortrefl. Senaks Me-
moir. de l’Acad.
1724.
(e) Der Drukk des Darmfelles
und Zwerchfells iſt die vornehmſte
Urſache der Bewegung des Speiſe-
ſafies, BERTIER. angef. Ort.
S. 403.
(f) [Spaltenumbruch] 8 B. 1. A. 36 N.
(g) Selbſt bis zum Erbrechen.
S. 313.
(h) Der ber. Caſſebohm.
(i) Comm. in BOERH. T. III.
S. 271.
N n 4
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[565[567]/0573] V. Abſchn. Der Nuzzen. dieſen Saft fuͤhren, non Nuzzen ſeyn. Und ſo kan man die Hipoteſe eines beruͤhmten Mannes (d) in ſo fern gel- ten laſſen, daß der in groſſem Drukke, beſonders im Drukke des Ausatmens ausgeleerte Speiſegang kurz darauf, dem nachfolgenden Safte einen kleineren Widerſtand entgegen ſezze, und dieſen leichter aufnehme (e). Es ſteigt aber auch der Magen von dem Zwerchfelle nieder (f), wenn wir einatmen, und er wird zugleich in dem lebendigen Thiere von den Bauchmuskeln, gegen den Ruͤkken zu gepreſt. Solchergeſtalt wird der Ma- gen viel nachdruͤkklicher, als von ſeinen Magenfaſern ſelbſt, wenigſtens im Menſchen, erſchuͤttert, gedruͤkkt, die Speiſen werden durch einander gemengt, und dieſer Sakk ſelbſt endlich ausgeleert (g). Jch habe mich naͤm- lich oft an Menſchen wundern muͤſſen, daß dieſes Einge- weide von den Fehlern der Nahrungsmittel ſo duͤnne, als ein Pappier geworden, und dennoch ſeine Speiſe forttrei- ben koͤnnen; ich haͤtte auch nicht die Urſache von dieſer Standhaftigkeit entdekkt, wenn ich nicht die helfende Kraft des Zwerchfells kennen lernen. Die Gallenblaſe kann faſt nur einzig und allein vom Zwerchfelle ausgelehrt werden, da beruͤhmte Zergliederer dieſem Behaͤlter keine Muskelfaſern geſtatten (h). Die Harnblaſe wird offenbar von den vereinigten Kraͤften des Zwerchfelles, und der Bauchmuskeln aus- geleert: und ſie faͤngt ſich faſt nie ohne Beſtreben an auszuleeren (i). Wenn nun der Harn einmal zu flieſſen an- (d) Des vortrefl. Senaks Me- moir. de l’Acad. 1724. (e) Der Drukk des Darmfelles und Zwerchfells iſt die vornehmſte Urſache der Bewegung des Speiſe- ſafies, BERTIER. angef. Ort. S. 403. (f) 8 B. 1. A. 36 N. (g) Selbſt bis zum Erbrechen. S. 313. (h) Der ber. Caſſebohm. (i) Comm. in BOERH. T. III. S. 271. N n 4

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 565[567]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/573>, abgerufen am 22.11.2024.