ist: und sie bedienen sich des Beweisgrundes, daß, wenn gleich die Kräfte des Körpers vollkommen wären, dennoch das Blut blos, wenn die Lunge Schaden gelitten, in Schwindsüchtigen, zerfliesse, und zwar so, daß es geschikkt sey, durch die Schweislöcher der Haut zu verdünsten (c). Es fügt noch der berühmte Quelmalz(d) hinzu, es scheine die dichtere Lungenschagader zum Verdichten des Blutes gemacht zu seyn (e).
Andre muthmaßen, es würden die Kügelchen, und alle Arten der zarten Säfte hier vornämlich gebilder, und sie empfiengen hier ihre Maaße (f).
Daß die Röthe des Blutes ursprünglich (g), und zwar aus der Verdichtung selbst, und von der Berührung der Luft entspringe (h), wird geglaubt, weil das Blut in der Holader, wenn es die Kräfte der Muskeln em- pfunden, demohngeachtet doch schwärzlich wird, und da- gegen in der Lungenschlagader (i), und in den Schlaga- dern röther ist (k).
Jndessen lehren doch die meisten, auch Boerhaave, daß es mit der Dichtheit Wärme bekomme, ob schon Hamberger sehr wiederspricht, und dagegen einwendet, daß von der Wärme alle Körper dünne, von der Kälte dicht werden, und hierinnen hat er einen grossen Schein der Wahrheit auf seiner Seite (l). Man erinnert aber
auch,
(c)[Spaltenumbruch]BOERH. aphor. pract. n. 1210. sydenh. u. s. w.
(d)Progr. ad disp. bosii. 1748.
(e) Siehe dagegen whytt on vit. mot. SAVVAG. assembl. de Montpel. 1743.
(f)boerh. angef. Ort. fer- rein. barry tr. on a consum- tion of the lungs 1727. 8. hoadl. S. 64. Hierbei komme die Luft zu Hülfe, die die Anziehungskraft ver- mehre.
(g)BOERH. u. s. w. Daß die [Spaltenumbruch]
Kügelchen unterhalb den Lungen- bläschen röther sind, als über den- selben; der ber. BERTIER phy- sique des corps animes. S. 64. Daß die Röthe, wenigstens in der Lunge, vermehrt werde, der vortr. SENAC. T. II. S. 87.
(h)QVELMALZ angef. Ort. lievt Physiolog. S. 107. 108.
(i)LOWER S. 183.
(k)MICHELOT T. S. I. 22. 23.
(l)mavrocordat. c. 17.
thrvst.
Das Atemholen. VIII. Buch.
iſt: und ſie bedienen ſich des Beweisgrundes, daß, wenn gleich die Kraͤfte des Koͤrpers vollkommen waͤren, dennoch das Blut blos, wenn die Lunge Schaden gelitten, in Schwindſuͤchtigen, zerflieſſe, und zwar ſo, daß es geſchikkt ſey, durch die Schweisloͤcher der Haut zu verduͤnſten (c). Es fuͤgt noch der beruͤhmte Quelmalz(d) hinzu, es ſcheine die dichtere Lungenſchagader zum Verdichten des Blutes gemacht zu ſeyn (e).
Andre muthmaßen, es wuͤrden die Kuͤgelchen, und alle Arten der zarten Saͤfte hier vornaͤmlich gebilder, und ſie empfiengen hier ihre Maaße (f).
Daß die Roͤthe des Blutes urſpruͤnglich (g), und zwar aus der Verdichtung ſelbſt, und von der Beruͤhrung der Luft entſpringe (h), wird geglaubt, weil das Blut in der Holader, wenn es die Kraͤfte der Muskeln em- pfunden, demohngeachtet doch ſchwaͤrzlich wird, und da- gegen in der Lungenſchlagader (i), und in den Schlaga- dern roͤther iſt (k).
Jndeſſen lehren doch die meiſten, auch Boerhaave, daß es mit der Dichtheit Waͤrme bekomme, ob ſchon Hamberger ſehr wiederſpricht, und dagegen einwendet, daß von der Waͤrme alle Koͤrper duͤnne, von der Kaͤlte dicht werden, und hierinnen hat er einen groſſen Schein der Wahrheit auf ſeiner Seite (l). Man erinnert aber
auch,
(c)[Spaltenumbruch]BOERH. aphor. pract. n. 1210. ſydenh. u. ſ. w.
(d)Progr. ad diſp. boſii. 1748.
(e) Siehe dagegen whytt on vit. mot. SAVVAG. aſſembl. de Montpel. 1743.
(f)boerh. angef. Ort. fer- rein. barry tr. on a conſum- tion of the lungs 1727. 8. hoadl. S. 64. Hierbei komme die Luft zu Huͤlfe, die die Anziehungskraft ver- mehre.
(g)BOERH. u. ſ. w. Daß die [Spaltenumbruch]
Kuͤgelchen unterhalb den Lungen- blaͤschen roͤther ſind, als uͤber den- ſelben; der ber. BERTIER phy- ſique des corps animes. S. 64. Daß die Roͤthe, wenigſtens in der Lunge, vermehrt werde, der vortr. SENAC. T. II. S. 87.
(h)QVELMALZ angef. Ort. lievt Phyſiolog. S. 107. 108.
(i)LOWER S. 183.
(k)MICHELOT T. S. I. 22. 23.
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[560[562]/0568]
Das Atemholen. VIII. Buch.
iſt: und ſie bedienen ſich des Beweisgrundes, daß, wenn
gleich die Kraͤfte des Koͤrpers vollkommen waͤren, dennoch
das Blut blos, wenn die Lunge Schaden gelitten, in
Schwindſuͤchtigen, zerflieſſe, und zwar ſo, daß es geſchikkt
ſey, durch die Schweisloͤcher der Haut zu verduͤnſten (c).
Es fuͤgt noch der beruͤhmte Quelmalz (d) hinzu, es
ſcheine die dichtere Lungenſchagader zum Verdichten des
Blutes gemacht zu ſeyn (e).
Andre muthmaßen, es wuͤrden die Kuͤgelchen, und
alle Arten der zarten Saͤfte hier vornaͤmlich gebilder, und
ſie empfiengen hier ihre Maaße (f).
Daß die Roͤthe des Blutes urſpruͤnglich (g), und
zwar aus der Verdichtung ſelbſt, und von der Beruͤhrung
der Luft entſpringe (h), wird geglaubt, weil das Blut
in der Holader, wenn es die Kraͤfte der Muskeln em-
pfunden, demohngeachtet doch ſchwaͤrzlich wird, und da-
gegen in der Lungenſchlagader (i), und in den Schlaga-
dern roͤther iſt (k).
Jndeſſen lehren doch die meiſten, auch Boerhaave,
daß es mit der Dichtheit Waͤrme bekomme, ob ſchon
Hamberger ſehr wiederſpricht, und dagegen einwendet,
daß von der Waͤrme alle Koͤrper duͤnne, von der Kaͤlte
dicht werden, und hierinnen hat er einen groſſen Schein
der Wahrheit auf ſeiner Seite (l). Man erinnert aber
auch,
(c)
BOERH. aphor. pract. n.
1210. ſydenh. u. ſ. w.
(d) Progr. ad diſp. boſii. 1748.
(e) Siehe dagegen whytt on
vit. mot. SAVVAG. aſſembl. de
Montpel. 1743.
(f) boerh. angef. Ort. fer-
rein. barry tr. on a conſum-
tion of the lungs 1727. 8. hoadl.
S. 64. Hierbei komme die Luft zu
Huͤlfe, die die Anziehungskraft ver-
mehre.
(g) BOERH. u. ſ. w. Daß die
Kuͤgelchen unterhalb den Lungen-
blaͤschen roͤther ſind, als uͤber den-
ſelben; der ber. BERTIER phy-
ſique des corps animes. S. 64. Daß
die Roͤthe, wenigſtens in der Lunge,
vermehrt werde, der vortr. SENAC.
T. II. S. 87.
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(l) mavrocordat. c. 17.
thrvſt.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 560[562]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/568>, abgerufen am 23.07.2024.
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