Es macht sich nämlich die Luft, so bald sie ihre Feder- kraft wieder erlangt, mit so grosser Heftigkeit los, daß sie Membranen auflöst, Gefässe durchbricht, und dieses ist die vornehmste Ursache, warum Thiere in einem, von gemeiner Luft leeren Raume, das Leben verlieren (m).
Was die Verschiedenheiten zwischen dem Blute in den Blut- und in den Schlagadern betrift, so haben wir die, von der Farbe desselben hergenommene Gründe, bereits an einem andern Orte wiederlegt (n). Jch ha- be aber auch angezeigt, daß vor dem Atemholen, ein Unterschied in der Farbe des Blutes angetroffen werde, und zwar an einem Bruthünchen (o), an Fröschen, die nicht nach unsrer Weise atmen, daß in diesen die Farbe des Blutes bald so, bald anders beschaffen sey (p): welches auch von der Schildkröte gilt (q); ja es erhöht so gar die Umwendung des blutigen Kuchen, im luftleren Raume seine Farbe (r). Das Blut, der in den Dampf- hölen erstikkten Vögel, verändert sich nicht (s). Was die, aus dem Blute herausgezogne Luft belangt, so sind bes- sere Versuche damit nicht allerdings einstimmig, weil sich die Luft aus dem Blutaderblute etwas träger los- macht (t), sich doch aber so heraufbegiebt, daß allmälich immer Blasen nachkommen (u). So soll die Luft aus dem Blute der Schlagadern etwas hurtiger heraufstei- gen (x). Und dennoch habe ich vor andern in den Blut-
adern,
(m)[Spaltenumbruch]NOLLET T. III. S. 268. 271. camer. antl. S. 3.
(n) 5 B. Vergl. CHESELD. S. 179. und der ber. evers. S. 5. u. f.
(o)Mem. sur le poul. T. II. S. 37. 38.
(p)Sur le mouvem. du sang. Sect. II.
(q) Dieses Thier habe in den Schlagadern rothes, in den Blut- adern ein schwarzes Blut. Memoir. avant. 1699. T. II. S. 211.
(r)[Spaltenumbruch]c. a. a eergen aimatosk[o]- pia. S. 6.
(s)CONNOR antr. lethif. S. 52.
(t)CAMER. antl. pneum. S. 3. diebold. S. 4. pitcarne, S. 47. boerh. prael. S. 202.
(u)MVSSCHENBR. diss. S. 9.
(x)MVSSCHENBR. angef. Ort. diebold.
L l 2
V. Abſchn. Der Nuzzen.
Es macht ſich naͤmlich die Luft, ſo bald ſie ihre Feder- kraft wieder erlangt, mit ſo groſſer Heftigkeit los, daß ſie Membranen aufloͤſt, Gefaͤſſe durchbricht, und dieſes iſt die vornehmſte Urſache, warum Thiere in einem, von gemeiner Luft leeren Raume, das Leben verlieren (m).
Was die Verſchiedenheiten zwiſchen dem Blute in den Blut- und in den Schlagadern betrift, ſo haben wir die, von der Farbe deſſelben hergenommene Gruͤnde, bereits an einem andern Orte wiederlegt (n). Jch ha- be aber auch angezeigt, daß vor dem Atemholen, ein Unterſchied in der Farbe des Blutes angetroffen werde, und zwar an einem Bruthuͤnchen (o), an Froͤſchen, die nicht nach unſrer Weiſe atmen, daß in dieſen die Farbe des Blutes bald ſo, bald anders beſchaffen ſey (p): welches auch von der Schildkroͤte gilt (q); ja es erhoͤht ſo gar die Umwendung des blutigen Kuchen, im luftleren Raume ſeine Farbe (r). Das Blut, der in den Dampf- hoͤlen erſtikkten Voͤgel, veraͤndert ſich nicht (s). Was die, aus dem Blute herausgezogne Luft belangt, ſo ſind beſ- ſere Verſuche damit nicht allerdings einſtimmig, weil ſich die Luft aus dem Blutaderblute etwas traͤger los- macht (t), ſich doch aber ſo heraufbegiebt, daß allmaͤlich immer Blaſen nachkommen (u). So ſoll die Luft aus dem Blute der Schlagadern etwas hurtiger heraufſtei- gen (x). Und dennoch habe ich vor andern in den Blut-
adern,
(m)[Spaltenumbruch]NOLLET T. III. S. 268. 271. camer. antl. S. 3.
(n) 5 B. Vergl. CHESELD. S. 179. und der ber. everſ. S. 5. u. f.
(o)Mem. ſur le poul. T. II. S. 37. 38.
(p)Sur le mouvem. du ſang. Sect. II.
(q) Dieſes Thier habe in den Schlagadern rothes, in den Blut- adern ein ſchwarzes Blut. Memoir. avant. 1699. T. II. S. 211.
(r)[Spaltenumbruch]c. a. a eergen ἁιματοςϰ[ο]- πια. S. 6.
(s)CONNOR antr. lethif. S. 52.
(t)CAMER. antl. pneum. S. 3. diebold. S. 4. pitcarne, S. 47. boerh. prael. S. 202.
(u)MVSSCHENBR. diſſ. S. 9.
(x)MVSSCHENBR. angef. Ort. diebold.
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[529[531]/0537]
V. Abſchn. Der Nuzzen.
Es macht ſich naͤmlich die Luft, ſo bald ſie ihre Feder-
kraft wieder erlangt, mit ſo groſſer Heftigkeit los, daß ſie
Membranen aufloͤſt, Gefaͤſſe durchbricht, und dieſes iſt
die vornehmſte Urſache, warum Thiere in einem, von
gemeiner Luft leeren Raume, das Leben verlieren (m).
Was die Verſchiedenheiten zwiſchen dem Blute in
den Blut- und in den Schlagadern betrift, ſo haben
wir die, von der Farbe deſſelben hergenommene Gruͤnde,
bereits an einem andern Orte wiederlegt (n). Jch ha-
be aber auch angezeigt, daß vor dem Atemholen, ein
Unterſchied in der Farbe des Blutes angetroffen werde,
und zwar an einem Bruthuͤnchen (o), an Froͤſchen, die
nicht nach unſrer Weiſe atmen, daß in dieſen die Farbe
des Blutes bald ſo, bald anders beſchaffen ſey (p):
welches auch von der Schildkroͤte gilt (q); ja es erhoͤht
ſo gar die Umwendung des blutigen Kuchen, im luftleren
Raume ſeine Farbe (r). Das Blut, der in den Dampf-
hoͤlen erſtikkten Voͤgel, veraͤndert ſich nicht (s). Was die,
aus dem Blute herausgezogne Luft belangt, ſo ſind beſ-
ſere Verſuche damit nicht allerdings einſtimmig, weil
ſich die Luft aus dem Blutaderblute etwas traͤger los-
macht (t), ſich doch aber ſo heraufbegiebt, daß allmaͤlich
immer Blaſen nachkommen (u). So ſoll die Luft aus
dem Blute der Schlagadern etwas hurtiger heraufſtei-
gen (x). Und dennoch habe ich vor andern in den Blut-
adern,
(m)
NOLLET T. III. S. 268.
271. camer. antl. S. 3.
(n) 5 B. Vergl. CHESELD.
S. 179. und der ber. everſ. S. 5.
u. f.
(o) Mem. ſur le poul. T. II. S.
37. 38.
(p) Sur le mouvem. du ſang.
Sect. II.
(q) Dieſes Thier habe in den
Schlagadern rothes, in den Blut-
adern ein ſchwarzes Blut. Memoir.
avant. 1699. T. II. S. 211.
(r)
c. a. a eergen ἁιματοςϰο-
πια. S. 6.
(s) CONNOR antr. lethif.
S. 52.
(t) CAMER. antl. pneum. S. 3.
diebold. S. 4. pitcarne,
S. 47. boerh. prael. S. 202.
(u) MVSSCHENBR. diſſ.
S. 9.
(x) MVSSCHENBR. angef.
Ort. diebold.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 529[531]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/537>, abgerufen am 22.11.2024.
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