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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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V. Abschn. Der Nuzzen.
men, als er Wasser darüber gegossen. Doch er spricht
in der Erzählung seines Versuches selbst nicht deutlich,
und er gestehet endlich, daß es eine zarte Operation sei.

Folglich hat man die Sache von einer andern Seite
her angegriffen, nicht, daß man von der Luftröhre einen
Weg nach den Blutgefässen zeigen wollen, sondern, daß
man eine wirkliche Lust, die der in der Atmosphaer gleich,
und zu Blasen geworden, in den Gefässen eines lebendi-
gen Thieres behauptet hat. Die Sache ist in kaltblüti-
gen Thieren an sich richtig, und von uns an den Frö-
schen (x), und von berühmten Zeugen an der Schild-
kröte (y), und der Heuschrekke, oft erfahren worden (z).
Diese Blasen sind gros, und sehr sichtbar, viel grösser,
als die Blutkügelchen, und sie werden mit dem Blute
durch die Gefässe mit fortgeführt (a).

Jn den Thieren von warmen Blute, macht die Sa-
che schon mehr Schwierigkeiten. Jndessen erzählt doch
so gar Musschenbroek (b), wiewohl nach eines andern
Berichte, daß, als einem Menschen zur Ader gelassen
worden, nach einer grossen Beängstigung, eine Luftblase
mit einem Gezische hervorgedrungen, und es befindet sich
eine ähnliche Geschichte bei dem Kornelius von Solin-
gen
(c). Lancis hat in einem lebendigen Jgel Luft in
den Blutgefässen gesehen (d). Es band der berühmte
Bertier (e) eine leere Blase in der Luftröhre eines
Hundes feste, hierauf trieb er Luft in die Schenkelbluta-
dern, so schwoll kurz darauf diese Blase auf, und das
sonder Zweisel von der Luft, welche aus der Blutader

nach
(x) [Spaltenumbruch] Mem. sur le mouv.' du sang.
Exp.
3. 9. 17. 198. 214.
(y) REDI Giorn. de lett. Suppl.
T. III.
S. 86. caldesi S. 64.
pviati de morb. naron. S. 68.
(z) MALPIGHI posthum.
angef. Ort.
(a) Memoir. angef. Ort. Diese
[Spaltenumbruch] Kügelchen sind weis. bertier.
S. 19.
(b) Disserr. S. 58.
(c) Operat. S. 344.
(d) S. 20. 39.
(e) S. 15. Journ. des savans. 1742.
Mai.
J i 5

V. Abſchn. Der Nuzzen.
men, als er Waſſer daruͤber gegoſſen. Doch er ſpricht
in der Erzaͤhlung ſeines Verſuches ſelbſt nicht deutlich,
und er geſtehet endlich, daß es eine zarte Operation ſei.

Folglich hat man die Sache von einer andern Seite
her angegriffen, nicht, daß man von der Luftroͤhre einen
Weg nach den Blutgefaͤſſen zeigen wollen, ſondern, daß
man eine wirkliche Luſt, die der in der Atmoſphaer gleich,
und zu Blaſen geworden, in den Gefaͤſſen eines lebendi-
gen Thieres behauptet hat. Die Sache iſt in kaltbluͤti-
gen Thieren an ſich richtig, und von uns an den Froͤ-
ſchen (x), und von beruͤhmten Zeugen an der Schild-
kroͤte (y), und der Heuſchrekke, oft erfahren worden (z).
Dieſe Blaſen ſind gros, und ſehr ſichtbar, viel groͤſſer,
als die Blutkuͤgelchen, und ſie werden mit dem Blute
durch die Gefaͤſſe mit fortgefuͤhrt (a).

Jn den Thieren von warmen Blute, macht die Sa-
che ſchon mehr Schwierigkeiten. Jndeſſen erzaͤhlt doch
ſo gar Muſſchenbroek (b), wiewohl nach eines andern
Berichte, daß, als einem Menſchen zur Ader gelaſſen
worden, nach einer groſſen Beaͤngſtigung, eine Luftblaſe
mit einem Geziſche hervorgedrungen, und es befindet ſich
eine aͤhnliche Geſchichte bei dem Kornelius von Solin-
gen
(c). Lancis hat in einem lebendigen Jgel Luft in
den Blutgefaͤſſen geſehen (d). Es band der beruͤhmte
Bertier (e) eine leere Blaſe in der Luftroͤhre eines
Hundes feſte, hierauf trieb er Luft in die Schenkelbluta-
dern, ſo ſchwoll kurz darauf dieſe Blaſe auf, und das
ſonder Zweiſel von der Luft, welche aus der Blutader

nach
(x) [Spaltenumbruch] Mem. ſur le mouv.’ du ſang.
Exp.
3. 9. 17. 198. 214.
(y) REDI Giorn. de lett. Suppl.
T. III.
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S. 19.
(b) Diſſerr. S. 58.
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[503[505]/0511] V. Abſchn. Der Nuzzen. men, als er Waſſer daruͤber gegoſſen. Doch er ſpricht in der Erzaͤhlung ſeines Verſuches ſelbſt nicht deutlich, und er geſtehet endlich, daß es eine zarte Operation ſei. Folglich hat man die Sache von einer andern Seite her angegriffen, nicht, daß man von der Luftroͤhre einen Weg nach den Blutgefaͤſſen zeigen wollen, ſondern, daß man eine wirkliche Luſt, die der in der Atmoſphaer gleich, und zu Blaſen geworden, in den Gefaͤſſen eines lebendi- gen Thieres behauptet hat. Die Sache iſt in kaltbluͤti- gen Thieren an ſich richtig, und von uns an den Froͤ- ſchen (x), und von beruͤhmten Zeugen an der Schild- kroͤte (y), und der Heuſchrekke, oft erfahren worden (z). Dieſe Blaſen ſind gros, und ſehr ſichtbar, viel groͤſſer, als die Blutkuͤgelchen, und ſie werden mit dem Blute durch die Gefaͤſſe mit fortgefuͤhrt (a). Jn den Thieren von warmen Blute, macht die Sa- che ſchon mehr Schwierigkeiten. Jndeſſen erzaͤhlt doch ſo gar Muſſchenbroek (b), wiewohl nach eines andern Berichte, daß, als einem Menſchen zur Ader gelaſſen worden, nach einer groſſen Beaͤngſtigung, eine Luftblaſe mit einem Geziſche hervorgedrungen, und es befindet ſich eine aͤhnliche Geſchichte bei dem Kornelius von Solin- gen (c). Lancis hat in einem lebendigen Jgel Luft in den Blutgefaͤſſen geſehen (d). Es band der beruͤhmte Bertier (e) eine leere Blaſe in der Luftroͤhre eines Hundes feſte, hierauf trieb er Luft in die Schenkelbluta- dern, ſo ſchwoll kurz darauf dieſe Blaſe auf, und das ſonder Zweiſel von der Luft, welche aus der Blutader nach (x) Mem. ſur le mouv.’ du ſang. Exp. 3. 9. 17. 198. 214. (y) REDI Giorn. de lett. Suppl. T. III. S. 86. caldeſi S. 64. pviati de morb. naron. S. 68. (z) MALPIGHI poſthum. angef. Ort. (a) Memoir. angef. Ort. Dieſe Kuͤgelchen ſind weis. bertier. S. 19. (b) Diſſerr. S. 58. (c) Operat. S. 344. (d) S. 20. 39. (e) S. 15. Journ. des ſavans. 1742. Mai. J i 5

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 503[505]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/511>, abgerufen am 22.11.2024.