gen (r), und es geht viel leichter durch. Folglich werden die Aeste der Lungenschlagader erweitert, und sie wieder- stehen dem Blute weniger, welches das rechte Herz ausschütret.
Wenn mehr Blut durch die Lunge eines neugebornen Thieres geht, und man wirft es ins Wasser, so wird es einen Theil von demjenigen Schaden empfinden, welchen auch ein erwachsner Mensch leidet (s). Es kann nämlich derjenge Theil des Blutes, welcher nun von den erwei- terten Aesten der Lungenschlagader aufgenommen wird, und der in der Frucht von eben diesen, weniger offnen Aesten aufgenommen ward, so kann dieser Theil nun nicht durch die Lunge den Umlauf gewinnen, folglich mus er in der Lungenschlagader, in der Kammer, und dem Ohre der rechten Seite stehen bleiben, und es mus eine Er- stikkung, wiewohl nur in dem einen Theile der Lunge er- folgen. Da sich aber die Pulsschläge einander sehr schnell folgen, ob dieser Theil gleich nicht der gröste ist, doch aber alle Augenblikke mit jedem Pulsschlage neues Blut in die Aeste der Lungenschlagader kömmt, welches dieses Eingeweide aber nicht durchläst, so mus das Thierchen endlich erstikken. Es wird aber um so viel ehe umkommen, jemehr die Mündungen, der zur Lunge führenden Schlag- adern; durch die lebhafte und häufige Atemzüge erweitert worden, es mus später sterben, je weniger es Luft geholt, und je kleiner die Erweiterung gewesen.
Wenn es dem Harvey vorgekommen, daß Thierchen, die ein einziges mal Atem geholt, beständig Atem zu schöpfen, nöthig gehabt (t), so, daß sie solche nicht einmal in einer so kleinen Zeit entbehren könnten, so würde ich diese so schnelle Schwäche der Lunge viel ehe auf einen Zufall schieben. Ja ich hätte wenig Hoffnung, für die-
ses
(r)[Spaltenumbruch]
N. 11. 3. Abschn. 8 B.
(s) 8 B. 4. A. N. 12.
(t)[Spaltenumbruch]
Nach 10 Miuuten, als die Luftröhre gebunden war, birch. T. II. S. 232. 233.
V. Abſchn. Der Nuzzen.
gen (r), und es geht viel leichter durch. Folglich werden die Aeſte der Lungenſchlagader erweitert, und ſie wieder- ſtehen dem Blute weniger, welches das rechte Herz ausſchuͤtret.
Wenn mehr Blut durch die Lunge eines neugebornen Thieres geht, und man wirft es ins Waſſer, ſo wird es einen Theil von demjenigen Schaden empfinden, welchen auch ein erwachſner Menſch leidet (s). Es kann naͤmlich derjenge Theil des Blutes, welcher nun von den erwei- terten Aeſten der Lungenſchlagader aufgenommen wird, und der in der Frucht von eben dieſen, weniger offnen Aeſten aufgenommen ward, ſo kann dieſer Theil nun nicht durch die Lunge den Umlauf gewinnen, folglich mus er in der Lungenſchlagader, in der Kammer, und dem Ohre der rechten Seite ſtehen bleiben, und es mus eine Er- ſtikkung, wiewohl nur in dem einen Theile der Lunge er- folgen. Da ſich aber die Pulsſchlaͤge einander ſehr ſchnell folgen, ob dieſer Theil gleich nicht der groͤſte iſt, doch aber alle Augenblikke mit jedem Pulsſchlage neues Blut in die Aeſte der Lungenſchlagader koͤmmt, welches dieſes Eingeweide aber nicht durchlaͤſt, ſo mus das Thierchen endlich erſtikken. Es wird aber um ſo viel ehe umkommen, jemehr die Muͤndungen, der zur Lunge fuͤhrenden Schlag- adern; durch die lebhafte und haͤufige Atemzuͤge erweitert worden, es mus ſpaͤter ſterben, je weniger es Luft geholt, und je kleiner die Erweiterung geweſen.
Wenn es dem Harvey vorgekommen, daß Thierchen, die ein einziges mal Atem geholt, beſtaͤndig Atem zu ſchoͤpfen, noͤthig gehabt (t), ſo, daß ſie ſolche nicht einmal in einer ſo kleinen Zeit entbehren koͤnnten, ſo wuͤrde ich dieſe ſo ſchnelle Schwaͤche der Lunge viel ehe auf einen Zufall ſchieben. Ja ich haͤtte wenig Hoffnung, fuͤr die-
ſes
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N. 11. 3. Abſchn. 8 B.
(s) 8 B. 4. A. N. 12.
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Nach 10 Miuuten, als die Luftroͤhre gebunden war, birch. T. II. S. 232. 233.
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V. Abſchn. Der Nuzzen.
gen (r), und es geht viel leichter durch. Folglich werden
die Aeſte der Lungenſchlagader erweitert, und ſie wieder-
ſtehen dem Blute weniger, welches das rechte Herz
ausſchuͤtret.
Wenn mehr Blut durch die Lunge eines neugebornen
Thieres geht, und man wirft es ins Waſſer, ſo wird es
einen Theil von demjenigen Schaden empfinden, welchen
auch ein erwachſner Menſch leidet (s). Es kann naͤmlich
derjenge Theil des Blutes, welcher nun von den erwei-
terten Aeſten der Lungenſchlagader aufgenommen wird,
und der in der Frucht von eben dieſen, weniger offnen
Aeſten aufgenommen ward, ſo kann dieſer Theil nun
nicht durch die Lunge den Umlauf gewinnen, folglich mus
er in der Lungenſchlagader, in der Kammer, und dem Ohre
der rechten Seite ſtehen bleiben, und es mus eine Er-
ſtikkung, wiewohl nur in dem einen Theile der Lunge er-
folgen. Da ſich aber die Pulsſchlaͤge einander ſehr ſchnell
folgen, ob dieſer Theil gleich nicht der groͤſte iſt, doch
aber alle Augenblikke mit jedem Pulsſchlage neues Blut
in die Aeſte der Lungenſchlagader koͤmmt, welches dieſes
Eingeweide aber nicht durchlaͤſt, ſo mus das Thierchen
endlich erſtikken. Es wird aber um ſo viel ehe umkommen,
jemehr die Muͤndungen, der zur Lunge fuͤhrenden Schlag-
adern; durch die lebhafte und haͤufige Atemzuͤge erweitert
worden, es mus ſpaͤter ſterben, je weniger es Luft geholt,
und je kleiner die Erweiterung geweſen.
Wenn es dem Harvey vorgekommen, daß Thierchen,
die ein einziges mal Atem geholt, beſtaͤndig Atem zu
ſchoͤpfen, noͤthig gehabt (t), ſo, daß ſie ſolche nicht einmal
in einer ſo kleinen Zeit entbehren koͤnnten, ſo wuͤrde ich
dieſe ſo ſchnelle Schwaͤche der Lunge viel ehe auf einen
Zufall ſchieben. Ja ich haͤtte wenig Hoffnung, fuͤr die-
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N. 11. 3. Abſchn. 8 B.
(s) 8 B. 4. A. N. 12.
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T. II. S. 232. 233.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/501>, abgerufen am 23.11.2024.
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