ader nach dem Magen hin (q). Wenn Nerven über- haupt mitleiden, so werden es die allernächsten thun, de- ren gemeinschaftlicher Ursprung kaum wenig Zolle von der Stelle des Krampfes abliegt.
Nunmehr können wir die Ursache und Weise des Schlukkens mit grösserer Sicherheit bestimmen. Es fängt sich demnach das Schlukken mit einem starken und plözzlichen Einatmen an (r), und daß dieses vom Zwerchfelle erregt werde, beweiset hier ausserdem noch der deutliche Geschwulst des Unterleibes. Solchergestalt wird die Luft aus dem Schlunde gestossen, indessen daß sich die Luftröhrenspalte verengert (t), so, wie sie jederzeit zu thun pflegt, so oft ein Bissen, entweder aus dem Ma- gen heraufsteigt, oder in den Magen niederfällt. Dar- auf stöst die zurükkgezogne Luft, vermöge der Atmungs- kräfte, an die fast geschlossne Spalte an (u), und dadurch macht sie denjenigen Schall, der im Schlukken gemein ist, und so folgt hiernächst das Ausatmen. Hieraus er- hellt, warum vom Weinen, und von den verschiedenen Reizungen des Zwerchfelles (x), ein Schlukken hervor- gebracht werde (x). Es geschicht nämlich an diesem Muskel ein krampfhaftes Verzükken. Geschicht aber dieses während dem Elnatmen (y)? Der Schall entsteht in diesem Tempo nicht, und dieses giebt die Vernunft auch nicht zu vermuthen, so wenig, als meine Erfahrung an kleinen Kindern. Steigt aber der Schlund zugleich mit (s)
nie-
(q)[Spaltenumbruch]
Sie werden im 10 Buche be- schrieben.
(r)PORTEF. de singultu. S. 11.
(t)TABOR. S. 240.
(u)PORTEF. ebendas. u. S. 12. 13. ang. Ort. tabor. ang. Ort.
(x)[Spaltenumbruch]
Das Zwerchfell ist das Werk- zeug des Schlukkens, portef. angef. Ort. n. 17. limprvnner de paraphrenitide. S. 29.
(y)LIMPRVNNER. angef. Ort. hofm. angef. Ort. S. 8. Das Schlukken geschicht im Nie- dersteigen des Zwerchfells, BRV- NING. S. 13.
(s)HOFM. ebendas. Doch ich sollte nicht glauben, das diese Luft ei- nen Schall hervorbrächte.
Das Atemholen. VIII. Buch.
ader nach dem Magen hin (q). Wenn Nerven uͤber- haupt mitleiden, ſo werden es die allernaͤchſten thun, de- ren gemeinſchaftlicher Urſprung kaum wenig Zolle von der Stelle des Krampfes abliegt.
Nunmehr koͤnnen wir die Urſache und Weiſe des Schlukkens mit groͤſſerer Sicherheit beſtimmen. Es faͤngt ſich demnach das Schlukken mit einem ſtarken und ploͤzzlichen Einatmen an (r), und daß dieſes vom Zwerchfelle erregt werde, beweiſet hier auſſerdem noch der deutliche Geſchwulſt des Unterleibes. Solchergeſtalt wird die Luft aus dem Schlunde geſtoſſen, indeſſen daß ſich die Luftroͤhrenſpalte verengert (t), ſo, wie ſie jederzeit zu thun pflegt, ſo oft ein Biſſen, entweder aus dem Ma- gen heraufſteigt, oder in den Magen niederfaͤllt. Dar- auf ſtoͤſt die zuruͤkkgezogne Luft, vermoͤge der Atmungs- kraͤfte, an die faſt geſchloſſne Spalte an (u), und dadurch macht ſie denjenigen Schall, der im Schlukken gemein iſt, und ſo folgt hiernaͤchſt das Ausatmen. Hieraus er- hellt, warum vom Weinen, und von den verſchiedenen Reizungen des Zwerchfelles (x), ein Schlukken hervor- gebracht werde (x). Es geſchicht naͤmlich an dieſem Muskel ein krampfhaftes Verzuͤkken. Geſchicht aber dieſes waͤhrend dem Elnatmen (y)? Der Schall entſteht in dieſem Tempo nicht, und dieſes giebt die Vernunft auch nicht zu vermuthen, ſo wenig, als meine Erfahrung an kleinen Kindern. Steigt aber der Schlund zugleich mit (s)
nie-
(q)[Spaltenumbruch]
Sie werden im 10 Buche be- ſchrieben.
(r)PORTEF. de ſingultu. S. 11.
(t)TABOR. S. 240.
(u)PORTEF. ebendaſ. u. S. 12. 13. ang. Ort. tabor. ang. Ort.
(x)[Spaltenumbruch]
Das Zwerchfell iſt das Werk- zeug des Schlukkens, portef. angef. Ort. n. 17. limprvnner de paraphrenitide. S. 29.
(y)LIMPRVNNER. angef. Ort. hofm. angef. Ort. S. 8. Das Schlukken geſchicht im Nie- derſteigen des Zwerchfells, BRV- NING. S. 13.
(s)HOFM. ebendaſ. Doch ich ſollte nicht glauben, das dieſe Luft ei- nen Schall hervorbraͤchte.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0494"n="488"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Atemholen. <hirendition="#aq">VIII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
ader nach dem Magen hin <noteplace="foot"n="(q)"><cb/>
Sie werden im 10 Buche be-<lb/>ſchrieben.</note>. Wenn Nerven uͤber-<lb/>
haupt mitleiden, ſo werden es die allernaͤchſten thun, de-<lb/>
ren gemeinſchaftlicher Urſprung kaum wenig Zolle von der<lb/>
Stelle des Krampfes abliegt.</p><lb/><p>Nunmehr koͤnnen wir die Urſache und Weiſe des<lb/>
Schlukkens mit groͤſſerer Sicherheit beſtimmen. Es<lb/>
faͤngt ſich demnach das Schlukken mit einem ſtarken<lb/>
und ploͤzzlichen Einatmen an <noteplace="foot"n="(r)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">PORTEF.</hi> de ſingultu.</hi><lb/>
S. 11.</note>, und daß dieſes vom<lb/>
Zwerchfelle erregt werde, beweiſet hier auſſerdem noch<lb/>
der deutliche Geſchwulſt des Unterleibes. Solchergeſtalt<lb/>
wird die Luft aus dem Schlunde geſtoſſen, indeſſen daß<lb/>ſich die Luftroͤhrenſpalte verengert <noteplace="foot"n="(t)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">TABOR.</hi></hi> S. 240.</note>, ſo, wie ſie jederzeit<lb/>
zu thun pflegt, ſo oft ein Biſſen, entweder aus dem Ma-<lb/>
gen heraufſteigt, oder in den Magen niederfaͤllt. Dar-<lb/>
auf ſtoͤſt die zuruͤkkgezogne Luft, vermoͤge der Atmungs-<lb/>
kraͤfte, an die faſt geſchloſſne Spalte an <noteplace="foot"n="(u)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">PORTEF.</hi></hi> ebendaſ. u. S.<lb/>
12. 13. ang. Ort. <hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">tabor.</hi></hi></hi> ang. Ort.</note>, und dadurch<lb/>
macht ſie denjenigen Schall, der im Schlukken gemein<lb/>
iſt, und ſo folgt hiernaͤchſt das Ausatmen. Hieraus er-<lb/>
hellt, warum vom Weinen, und von den verſchiedenen<lb/>
Reizungen des Zwerchfelles <noteplace="foot"n="(x)"><cb/>
Das Zwerchfell iſt das Werk-<lb/>
zeug des Schlukkens, <hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">portef.</hi></hi></hi><lb/>
angef. Ort. <hirendition="#aq">n. 17. <hirendition="#g"><hirendition="#k">limprvnner</hi></hi><lb/>
de paraphrenitide.</hi> S. 29.</note>, ein Schlukken hervor-<lb/>
gebracht werde (x). Es geſchicht naͤmlich an dieſem<lb/>
Muskel ein krampfhaftes Verzuͤkken. Geſchicht aber<lb/>
dieſes waͤhrend dem Elnatmen <noteplace="foot"n="(y)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">LIMPRVNNER.</hi></hi> angef.<lb/>
Ort. <hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">hofm.</hi></hi></hi> angef. Ort. S. 8.<lb/>
Das Schlukken geſchicht im Nie-<lb/>
derſteigen des Zwerchfells, <hirendition="#aq"><hirendition="#g">BRV-<lb/>
NING.</hi></hi> S. 13.</note>? Der Schall entſteht<lb/>
in dieſem Tempo nicht, und dieſes giebt die Vernunft auch<lb/>
nicht zu vermuthen, ſo wenig, als meine Erfahrung an<lb/>
kleinen Kindern. Steigt aber der Schlund zugleich mit<lb/><fwplace="bottom"type="catch">nie-</fw><lb/><noteplace="foot"n="(s)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">HOFM.</hi></hi> ebendaſ. Doch ich<lb/>ſollte nicht glauben, das dieſe Luft ei-<lb/>
nen Schall hervorbraͤchte.</note><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[488/0494]
Das Atemholen. VIII. Buch.
ader nach dem Magen hin (q). Wenn Nerven uͤber-
haupt mitleiden, ſo werden es die allernaͤchſten thun, de-
ren gemeinſchaftlicher Urſprung kaum wenig Zolle von der
Stelle des Krampfes abliegt.
Nunmehr koͤnnen wir die Urſache und Weiſe des
Schlukkens mit groͤſſerer Sicherheit beſtimmen. Es
faͤngt ſich demnach das Schlukken mit einem ſtarken
und ploͤzzlichen Einatmen an (r), und daß dieſes vom
Zwerchfelle erregt werde, beweiſet hier auſſerdem noch
der deutliche Geſchwulſt des Unterleibes. Solchergeſtalt
wird die Luft aus dem Schlunde geſtoſſen, indeſſen daß
ſich die Luftroͤhrenſpalte verengert (t), ſo, wie ſie jederzeit
zu thun pflegt, ſo oft ein Biſſen, entweder aus dem Ma-
gen heraufſteigt, oder in den Magen niederfaͤllt. Dar-
auf ſtoͤſt die zuruͤkkgezogne Luft, vermoͤge der Atmungs-
kraͤfte, an die faſt geſchloſſne Spalte an (u), und dadurch
macht ſie denjenigen Schall, der im Schlukken gemein
iſt, und ſo folgt hiernaͤchſt das Ausatmen. Hieraus er-
hellt, warum vom Weinen, und von den verſchiedenen
Reizungen des Zwerchfelles (x), ein Schlukken hervor-
gebracht werde (x). Es geſchicht naͤmlich an dieſem
Muskel ein krampfhaftes Verzuͤkken. Geſchicht aber
dieſes waͤhrend dem Elnatmen (y)? Der Schall entſteht
in dieſem Tempo nicht, und dieſes giebt die Vernunft auch
nicht zu vermuthen, ſo wenig, als meine Erfahrung an
kleinen Kindern. Steigt aber der Schlund zugleich mit
nie-
(s)
(q)
Sie werden im 10 Buche be-
ſchrieben.
(r) PORTEF. de ſingultu.
S. 11.
(t) TABOR. S. 240.
(u) PORTEF. ebendaſ. u. S.
12. 13. ang. Ort. tabor. ang. Ort.
(x)
Das Zwerchfell iſt das Werk-
zeug des Schlukkens, portef.
angef. Ort. n. 17. limprvnner
de paraphrenitide. S. 29.
(y) LIMPRVNNER. angef.
Ort. hofm. angef. Ort. S. 8.
Das Schlukken geſchicht im Nie-
derſteigen des Zwerchfells, BRV-
NING. S. 13.
(s) HOFM. ebendaſ. Doch ich
ſollte nicht glauben, das dieſe Luft ei-
nen Schall hervorbraͤchte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/494>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.