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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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IIII. Abschn. dessen Erscheinungen.
§. 19.
Wie lange man ohne Ausatmen leben könne.

Man verstatte uns hier einem Einwurfe zuvor zu
kommen, den man wider unsere Theorie, von der lan-
gen Zeit hernehmen könnte, in der Menschen unter dem
Wasser leben (x). Ein Thier, das unter Wasser kömmt,
hat bereits Luft in sich gezogen, seine Lunge ist von der
Luft ausgedehnt (y), und die Spalte des Luftröhrenko-
pfes offen; wenn man dieses öffnet, so zeigt es an den
Werkzeugen der Lunge Veränderungen, welche sonst auf
ein verzögertes Einatmen folgen (z). Und von dieser
Zeit hängt die Hofnung, ertrunkene wieder lebendig zu
machen, ab.

Es ist anfangs viel daran gelegen, ob jemand plözz-
lich ins Wasser falle, ob er gesund, und munter sei;
oder ob dagegen ein mattes Thier, das kaum mehr Atem
holt, ein schwachklopfendes Herz hat, halb todt ist, lang-
sam unter Wasser kömmt. Man hat hiervon ein Bei-
spiel an den Schwalben (a), welche sich, gegen den ein

bre-
(x) [Spaltenumbruch] BERGIER Ergo respiratio
est motns Sympathico mechanicus.
Paris. 1743. E. A. NICOL
Von
der Einbildungskraft. S. 210. und
n. 13.
(y) WESZPREMI observ. I.
evers.
S. 5. lovis. S. 230.
(z) DETHARD. angef. Ort.
und niederwerts gedrükktem Zwerch-
felle, da die Eingeweide des Bauches
niedergetrieben, und die Lunge voller
Blut ist.
(a) CONNOR hist. of Poland.
II.
S. 85. Phil. Trans. n. 319. BRV-
HIER.
T. II.
S. 126. 139. re-
gnard
voyages
S. 124. lice-
tvs
beim eabro in Hernan-
[Spaltenumbruch] dez.
S. 708. 709. pontoppi-
dan
hist. nat. Norveg. II.
S. 187.
linn. Oecon. natur. S. 39. ber-
ger
natur. human.
S. 279. Bresl.
Samml. 1719. Apr. HEHSHAW
beim BIRCH. T. IV. S. 534. ek-
mark
migrat. avium.
S. 35.
BOYLE of frost. S. 232. NEH-
RING
in FRANCI palingene-
siam.
S. 75. und besonders klein.
Danzig. Vers. T. I. S. 480. u. f.
mit authentischen Beglaubigungs-
scheinen. Ohne Bewegung und
Wärme fand die Schwalben selbst
HARVEY beim BIRCH. T. IV.
S. 537. Sie werden unter dem Eise
le-
H. Phisiol. B. D d
IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinungen.
§. 19.
Wie lange man ohne Ausatmen leben koͤnne.

Man verſtatte uns hier einem Einwurfe zuvor zu
kommen, den man wider unſere Theorie, von der lan-
gen Zeit hernehmen koͤnnte, in der Menſchen unter dem
Waſſer leben (x). Ein Thier, das unter Waſſer koͤmmt,
hat bereits Luft in ſich gezogen, ſeine Lunge iſt von der
Luft ausgedehnt (y), und die Spalte des Luftroͤhrenko-
pfes offen; wenn man dieſes oͤffnet, ſo zeigt es an den
Werkzeugen der Lunge Veraͤnderungen, welche ſonſt auf
ein verzoͤgertes Einatmen folgen (z). Und von dieſer
Zeit haͤngt die Hofnung, ertrunkene wieder lebendig zu
machen, ab.

Es iſt anfangs viel daran gelegen, ob jemand ploͤzz-
lich ins Waſſer falle, ob er geſund, und munter ſei;
oder ob dagegen ein mattes Thier, das kaum mehr Atem
holt, ein ſchwachklopfendes Herz hat, halb todt iſt, lang-
ſam unter Waſſer koͤmmt. Man hat hiervon ein Bei-
ſpiel an den Schwalben (a), welche ſich, gegen den ein

bre-
(x) [Spaltenumbruch] BERGIER Ergo reſpiratio
eſt motns Sympathico mechanicus.
Pariſ. 1743. E. A. NICOL
Von
der Einbildungskraft. S. 210. und
n. 13.
(y) WESZPREMI obſerv. I.
everſ.
S. 5. loviſ. S. 230.
(z) DETHARD. angef. Ort.
und niederwerts gedruͤkktem Zwerch-
felle, da die Eingeweide des Bauches
niedergetrieben, und die Lunge voller
Blut iſt.
(a) CONNOR hiſt. of Poland.
II.
S. 85. Phil. Tranſ. n. 319. BRV-
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T. II.
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beim eabro in Hernan-
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S. 708. 709. pontoppi-
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hiſt. nat. Norveg. II.
S. 187.
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Samml. 1719. Apr. HEHSHAW
beim BIRCH. T. IV. S. 534. ek-
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BOYLE of froſt. S. 232. NEH-
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S. 75. und beſonders klein.
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ſcheinen. Ohne Bewegung und
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[417/0423] IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinungen. §. 19. Wie lange man ohne Ausatmen leben koͤnne. Man verſtatte uns hier einem Einwurfe zuvor zu kommen, den man wider unſere Theorie, von der lan- gen Zeit hernehmen koͤnnte, in der Menſchen unter dem Waſſer leben (x). Ein Thier, das unter Waſſer koͤmmt, hat bereits Luft in ſich gezogen, ſeine Lunge iſt von der Luft ausgedehnt (y), und die Spalte des Luftroͤhrenko- pfes offen; wenn man dieſes oͤffnet, ſo zeigt es an den Werkzeugen der Lunge Veraͤnderungen, welche ſonſt auf ein verzoͤgertes Einatmen folgen (z). Und von dieſer Zeit haͤngt die Hofnung, ertrunkene wieder lebendig zu machen, ab. Es iſt anfangs viel daran gelegen, ob jemand ploͤzz- lich ins Waſſer falle, ob er geſund, und munter ſei; oder ob dagegen ein mattes Thier, das kaum mehr Atem holt, ein ſchwachklopfendes Herz hat, halb todt iſt, lang- ſam unter Waſſer koͤmmt. Man hat hiervon ein Bei- ſpiel an den Schwalben (a), welche ſich, gegen den ein bre- (x) BERGIER Ergo reſpiratio eſt motns Sympathico mechanicus. Pariſ. 1743. E. A. NICOL Von der Einbildungskraft. S. 210. und n. 13. (y) WESZPREMI obſerv. I. everſ. S. 5. loviſ. S. 230. (z) DETHARD. angef. Ort. und niederwerts gedruͤkktem Zwerch- felle, da die Eingeweide des Bauches niedergetrieben, und die Lunge voller Blut iſt. (a) CONNOR hiſt. of Poland. II. S. 85. Phil. Tranſ. n. 319. BRV- HIER. T. II. S. 126. 139. re- gnard voyages S. 124. lice- tvſ beim eabro in Hernan- dez. S. 708. 709. pontoppi- dan hiſt. nat. Norveg. II. S. 187. linn. Oecon. natur. S. 39. ber- ger natur. human. S. 279. Bresl. Samml. 1719. Apr. HEHSHAW beim BIRCH. T. IV. S. 534. ek- mark migrat. avium. S. 35. BOYLE of froſt. S. 232. NEH- RING in FRANCI palingene- ſiam. S. 75. und beſonders klein. Danzig. Verſ. T. I. S. 480. u. f. mit authentiſchen Beglaubigungs- ſcheinen. Ohne Bewegung und Waͤrme fand die Schwalben ſelbſt HARVEY beim BIRCH. T. IV. S. 537. Sie werden unter dem Eiſe le- H. Phiſiol. B. D d

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/423>, abgerufen am 22.11.2024.