len an, so daß das Atmen durch Schmerz, oder Beklem- mung wieder erwekkt werden mus; bald atmen sie dage- gen mit der grösten Anstrengung, bald machen sie auch hierinnen wieder eine Veränderung, sie brechen das Ein- atmen unvollständig ab (c), und verfolgen es mit schnellem Ausatmen: diese Thiere gehen also mit den Zwischenzei- ten der Atmungen nach Belieben um, sie wissen diese Ter- mine zu verlängern, oder zu verkürzen.
Diese Gewalt besizzt der Mensch eben sowohl. Wir können das Einatmen, und das Verhalten der Luft in unsrer Lunge, wenn wir uns anstrengen, oder zwi- schen dem Studiren ausruhen wollen, oder um einen Ver- such zu machen, verzögern (d). Wir können uns blos der Ribben bedienen (e), oder blos das Zwerchfell anwen- den (f). Wir können ein recht volles Atmen verrichten, und eine Menge Luft in uns ziehen, daß man die Brust zum Singen gleichsam voll Luft füllt. Wir können stark ein- atmen, wenn man in der Arbeit keicht, und wir können fast gar keine schöpfen, wenn der Schmerz des Seiten- stechens, das Einatmen beschwerlich macht. Wir können zu einem Geschreie mit voller Lunge ausatmen, oder auch nur schwach den Atem ausstossen, um ein tiefes Ein- atmen folgen zu lassen, so daß auf ein heftiges Einatmen fast gar kein Ausatmen geschicht (g). Wir können uns lange Zeit ohne Atemholen behelfen (h). Man kann sich so gar von der Nothwendigkeit, neue Luft zu haben, zum Theil entwöhuen. So lernen die Täucher durch die Uebung, lange Zeit unter dem Wasser zu bleiben, und so gewöhnen sie sich allmälich, dagegen die Ungemählich- keiten einer leichteren Luft zu ertragen. Wir haben end- lich gezeigt, daß ein Mensch das Atemholen hemmen,
und
(c)[Spaltenumbruch]
§. 16. Exp. 10. 33.
(d) Bis funfzehn Pulse nach ver- hielt es J. FLOYER. angef. Ort. T. II.
(e)[Spaltenumbruch]SCHWARTZ. n. 8.
(f) §. 6.
(g) §. 11.
(h)FRYER travels. S. 192.
Das Atemholen. VIII. Buch.
len an, ſo daß das Atmen durch Schmerz, oder Beklem- mung wieder erwekkt werden mus; bald atmen ſie dage- gen mit der groͤſten Anſtrengung, bald machen ſie auch hierinnen wieder eine Veraͤnderung, ſie brechen das Ein- atmen unvollſtaͤndig ab (c), und verfolgen es mit ſchnellem Ausatmen: dieſe Thiere gehen alſo mit den Zwiſchenzei- ten der Atmungen nach Belieben um, ſie wiſſen dieſe Ter- mine zu verlaͤngern, oder zu verkuͤrzen.
Dieſe Gewalt beſizzt der Menſch eben ſowohl. Wir koͤnnen das Einatmen, und das Verhalten der Luft in unſrer Lunge, wenn wir uns anſtrengen, oder zwi- ſchen dem Studiren ausruhen wollen, oder um einen Ver- ſuch zu machen, verzoͤgern (d). Wir koͤnnen uns blos der Ribben bedienen (e), oder blos das Zwerchfell anwen- den (f). Wir koͤnnen ein recht volles Atmen verrichten, und eine Menge Luft in uns ziehen, daß man die Bruſt zum Singen gleichſam voll Luft fuͤllt. Wir koͤnnen ſtark ein- atmen, wenn man in der Arbeit keicht, und wir koͤnnen faſt gar keine ſchoͤpfen, wenn der Schmerz des Seiten- ſtechens, das Einatmen beſchwerlich macht. Wir koͤnnen zu einem Geſchreie mit voller Lunge ausatmen, oder auch nur ſchwach den Atem ausſtoſſen, um ein tiefes Ein- atmen folgen zu laſſen, ſo daß auf ein heftiges Einatmen faſt gar kein Ausatmen geſchicht (g). Wir koͤnnen uns lange Zeit ohne Atemholen behelfen (h). Man kann ſich ſo gar von der Nothwendigkeit, neue Luft zu haben, zum Theil entwoͤhuen. So lernen die Taͤucher durch die Uebung, lange Zeit unter dem Waſſer zu bleiben, und ſo gewoͤhnen ſie ſich allmaͤlich, dagegen die Ungemaͤhlich- keiten einer leichteren Luft zu ertragen. Wir haben end- lich gezeigt, daß ein Menſch das Atemholen hemmen,
und
(c)[Spaltenumbruch]
§. 16. Exp. 10. 33.
(d) Bis funfzehn Pulſe nach ver- hielt es J. FLOYER. angef. Ort. T. II.
(e)[Spaltenumbruch]SCHWARTZ. n. 8.
(f) §. 6.
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Das Atemholen. VIII. Buch.
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mung wieder erwekkt werden mus; bald atmen ſie dage-
gen mit der groͤſten Anſtrengung, bald machen ſie auch
hierinnen wieder eine Veraͤnderung, ſie brechen das Ein-
atmen unvollſtaͤndig ab (c), und verfolgen es mit ſchnellem
Ausatmen: dieſe Thiere gehen alſo mit den Zwiſchenzei-
ten der Atmungen nach Belieben um, ſie wiſſen dieſe Ter-
mine zu verlaͤngern, oder zu verkuͤrzen.
Dieſe Gewalt beſizzt der Menſch eben ſowohl.
Wir koͤnnen das Einatmen, und das Verhalten der Luft
in unſrer Lunge, wenn wir uns anſtrengen, oder zwi-
ſchen dem Studiren ausruhen wollen, oder um einen Ver-
ſuch zu machen, verzoͤgern (d). Wir koͤnnen uns blos der
Ribben bedienen (e), oder blos das Zwerchfell anwen-
den (f). Wir koͤnnen ein recht volles Atmen verrichten, und
eine Menge Luft in uns ziehen, daß man die Bruſt zum
Singen gleichſam voll Luft fuͤllt. Wir koͤnnen ſtark ein-
atmen, wenn man in der Arbeit keicht, und wir koͤnnen
faſt gar keine ſchoͤpfen, wenn der Schmerz des Seiten-
ſtechens, das Einatmen beſchwerlich macht. Wir koͤnnen
zu einem Geſchreie mit voller Lunge ausatmen, oder
auch nur ſchwach den Atem ausſtoſſen, um ein tiefes Ein-
atmen folgen zu laſſen, ſo daß auf ein heftiges Einatmen
faſt gar kein Ausatmen geſchicht (g). Wir koͤnnen uns
lange Zeit ohne Atemholen behelfen (h). Man kann
ſich ſo gar von der Nothwendigkeit, neue Luft zu haben,
zum Theil entwoͤhuen. So lernen die Taͤucher durch die
Uebung, lange Zeit unter dem Waſſer zu bleiben, und
ſo gewoͤhnen ſie ſich allmaͤlich, dagegen die Ungemaͤhlich-
keiten einer leichteren Luft zu ertragen. Wir haben end-
lich gezeigt, daß ein Menſch das Atemholen hemmen,
und
(c)
§. 16. Exp. 10. 33.
(d) Bis funfzehn Pulſe nach ver-
hielt es J. FLOYER. angef. Ort.
T. II.
(e)
SCHWARTZ. n. 8.
(f) §. 6.
(g) §. 11.
(h) FRYER travels. S. 192.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/418>, abgerufen am 22.11.2024.
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