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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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Das Atemholen. VIII. Buch.
das Wasser gewöhnen, und das eirunde Loch offen erhal-
ten (e). Sie hatten wahrgenommen, daß junge Thiere
das Untertauchen längre Zeit vertragen (f). Allein der
Grund von diesem Festmachen liegt wohl in der grössern
Reizbarkeit des Herzens (g). Denn ob schon in unsern (h),
und anderer Versuchen (i) an Menschen, und Thieren,
dieses Loch unverwachsen gewesen, so ist der Tod dennoch
erfolgt, und es hat das Erwürgen (k), oder Erstikken
nicht fruchtlos machen können (l).

§. 13.
Ein fortgesezztes Einatmen häuft das Blut in der
Lunge an.

Es könnte wiedersinnig scheinen, daß das Einatmen
den Flus des Blutes durch die Lunge erleichtern sollte, daß
durch Lufteinblasen, welches eine Art von grossem Einat-
ist, sterbende Thiere wieder zum Leben gebracht, und das
Blut wieder in der Lunge in Bewegung gesezzt werde,
und daß demohngeachtet doch eben dieses, dem Blute in
der Lunge so günstige Einatmen, blos wenn es etwas län-
ger fortgesezzt wird, erst eine unbeschreibliche Beklemmung,
und hernach, wenn durch gewaltsamen Vorsazz des Wil-
lens die Luft doch in der Lunge behalten wird, oder sie
durch andre Ursachen häufig in der Lunge gesammelt wird,
schnell den Tod hervorbringe, wenn es gleich der gesunde-
ste, und stärkste Mensch von der Welt wäre. Dieses

war
(e) [Spaltenumbruch] VANDERMONDE art.
de perfectionnair l'espece humaine.
T. II.
S. 223. 224.
(f) Ebenders. ebendas. S. 222. blos
die Jünglinge in Nigritien verstehen
die Täucherkunst, unter dem Wasser
zu dauren, und | nur bis ins drei und
zwanzigste Jahr, DARGEN.
conchyl.
S. 178.
(g) [Spaltenumbruch] L. VI.
(h) Exp. sur la respir. 135. 136.
(i) ROEDER. S. 1. 2. 6. |evers
exp. I.
(k) BOYLE beim BIRCH.
T. III.
S. 74. RIOLAN. S. 392.
CHESELD. S. 288. Eph. Nat.
Cur. Cent. VII. obs.
61. 62.
(l) ROEDERER. S. 6.

Das Atemholen. VIII. Buch.
das Waſſer gewoͤhnen, und das eirunde Loch offen erhal-
ten (e). Sie hatten wahrgenommen, daß junge Thiere
das Untertauchen laͤngre Zeit vertragen (f). Allein der
Grund von dieſem Feſtmachen liegt wohl in der groͤſſern
Reizbarkeit des Herzens (g). Denn ob ſchon in unſern (h),
und anderer Verſuchen (i) an Menſchen, und Thieren,
dieſes Loch unverwachſen geweſen, ſo iſt der Tod dennoch
erfolgt, und es hat das Erwuͤrgen (k), oder Erſtikken
nicht fruchtlos machen koͤnnen (l).

§. 13.
Ein fortgeſezztes Einatmen haͤuft das Blut in der
Lunge an.

Es koͤnnte wiederſinnig ſcheinen, daß das Einatmen
den Flus des Blutes durch die Lunge erleichtern ſollte, daß
durch Lufteinblaſen, welches eine Art von groſſem Einat-
iſt, ſterbende Thiere wieder zum Leben gebracht, und das
Blut wieder in der Lunge in Bewegung geſezzt werde,
und daß demohngeachtet doch eben dieſes, dem Blute in
der Lunge ſo guͤnſtige Einatmen, blos wenn es etwas laͤn-
ger fortgeſezzt wird, erſt eine unbeſchreibliche Beklemmung,
und hernach, wenn durch gewaltſamen Vorſazz des Wil-
lens die Luft doch in der Lunge behalten wird, oder ſie
durch andre Urſachen haͤufig in der Lunge geſammelt wird,
ſchnell den Tod hervorbringe, wenn es gleich der geſunde-
ſte, und ſtaͤrkſte Menſch von der Welt waͤre. Dieſes

war
(e) [Spaltenumbruch] VANDERMONDE art.
de perfectionnair l’eſpece humaine.
T. II.
S. 223. 224.
(f) Ebenderſ. ebendaſ. S. 222. blos
die Juͤnglinge in Nigritien verſtehen
die Taͤucherkunſt, unter dem Waſſer
zu dauren, und | nur bis ins drei und
zwanzigſte Jahr, DARGEN.
conchyl.
S. 178.
(g) [Spaltenumbruch] L. VI.
(h) Exp. ſur la reſpir. 135. 136.
(i) ROEDER. S. 1. 2. 6. |everſ
exp. I.
(k) BOYLE beim BIRCH.
T. III.
S. 74. RIOLAN. S. 392.
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[394/0400] Das Atemholen. VIII. Buch. das Waſſer gewoͤhnen, und das eirunde Loch offen erhal- ten (e). Sie hatten wahrgenommen, daß junge Thiere das Untertauchen laͤngre Zeit vertragen (f). Allein der Grund von dieſem Feſtmachen liegt wohl in der groͤſſern Reizbarkeit des Herzens (g). Denn ob ſchon in unſern (h), und anderer Verſuchen (i) an Menſchen, und Thieren, dieſes Loch unverwachſen geweſen, ſo iſt der Tod dennoch erfolgt, und es hat das Erwuͤrgen (k), oder Erſtikken nicht fruchtlos machen koͤnnen (l). §. 13. Ein fortgeſezztes Einatmen haͤuft das Blut in der Lunge an. Es koͤnnte wiederſinnig ſcheinen, daß das Einatmen den Flus des Blutes durch die Lunge erleichtern ſollte, daß durch Lufteinblaſen, welches eine Art von groſſem Einat- iſt, ſterbende Thiere wieder zum Leben gebracht, und das Blut wieder in der Lunge in Bewegung geſezzt werde, und daß demohngeachtet doch eben dieſes, dem Blute in der Lunge ſo guͤnſtige Einatmen, blos wenn es etwas laͤn- ger fortgeſezzt wird, erſt eine unbeſchreibliche Beklemmung, und hernach, wenn durch gewaltſamen Vorſazz des Wil- lens die Luft doch in der Lunge behalten wird, oder ſie durch andre Urſachen haͤufig in der Lunge geſammelt wird, ſchnell den Tod hervorbringe, wenn es gleich der geſunde- ſte, und ſtaͤrkſte Menſch von der Welt waͤre. Dieſes war (e) VANDERMONDE art. de perfectionnair l’eſpece humaine. T. II. S. 223. 224. (f) Ebenderſ. ebendaſ. S. 222. blos die Juͤnglinge in Nigritien verſtehen die Taͤucherkunſt, unter dem Waſſer zu dauren, und | nur bis ins drei und zwanzigſte Jahr, DARGEN. conchyl. S. 178. (g) L. VI. (h) Exp. ſur la reſpir. 135. 136. (i) ROEDER. S. 1. 2. 6. |everſ exp. I. (k) BOYLE beim BIRCH. T. III. S. 74. RIOLAN. S. 392. CHESELD. S. 288. Eph. Nat. Cur. Cent. VII. obſ. 61. 62. (l) ROEDERER. S. 6.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/400>, abgerufen am 06.06.2024.