Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Atemholen. VIII. Buch.

Das Uebel ist auch keine Folge von der Wärme (n*),
indem sich, in einer dergleichen Luft, die unaufgefrischt
bleibt, das Thermometer nicht verändert, wenn sie be-
reits zum Atmen untauchlich geworden (o). Es kam
in einer künstlichen Kälte eine Maus (p), in einer beweg-
ten Luft aber, die abgekült worden durch Salpeter, eine
Kazze ums Leben (q). Faule Dämfe, die von einem
sterbenden Thiere ausdünsten, haben in der That an den
traurigen Folgen Theil, wie dieses die darauf folgende
Fieber, und die Uebel, die von stehenden Wassern so gleich
erzählt werden sollen, zu beweisen scheinen. Und doch
tödten diese Dünste nicht so geschwinde, und sie damfen
aus Fliegen, und kleinen Thierchen nicht in so grosser Men-
ge aus. Man hat auch |die Luft, durchs Durchseihen,
durch das Weinsteinflüßige nicht zu verbessern ver-
mocht (q*). Wenn man die Schuld auf eine Verände-
rung der Luft, die durch die Lunge gegangen, und die
währendem Atemholen die Federkraft verliert, ohne die
fie die Lunge nicht zu erweitern vermag, schieben will, so
wird es nicht an wahrscheinlichen Gedanken ermangeln;
indem auch eine verdorbene Luft zum Atmen hinlänglich
ist, wenn solche mit grösserer Kraft eingetrieben wird (r).
Jn einer verdichteten, ob wohl verschlossenen Luft, lebt
sichs dennoch längere Zeit (s), so wie in einer vom Schnee
erkälteten Luft (t).

Wir
(n*) [Spaltenumbruch] Jndessen soll doch die Luft,
welche der Täucher unter der Glokke,
durch die Röhre herauf läst, warm
sein, nach dem ber. desagvl.
T. II.
S. 216.
(o) VERRYST. angef. Ort.
(p) BOYLE phil. trans. S.
2047.
(q) TABOR exerc. S. 173.
(q*) Miscell. Taurinens. S. 47.
(r) hales. exp. 114. 253.
(s) BIRCH. T. IV. S. 461.
BOYLE. Angef. Ort. S. 87. 88.
[Spaltenumbruch] DERH. physico-theol. S. 5. Denn
da sie mehr wirkliche Luft hat, so ver-
liert sie die elastische Natur später.
Man kann eine Wärme von 63 Gra-
den, in einer verschlossnen Luft
schlechter vertragen, als 70 Grade
im Sonnenscheine. hales ventil.
S. 101.
(t) camer. angef. Ort. S. 66.
und vor andern in der neuern schö-
nen Geschichte, die uns Jgnatius
Somis
erzählt, da drei Frauens-
per-
Das Atemholen. VIII. Buch.

Das Uebel iſt auch keine Folge von der Waͤrme (n*),
indem ſich, in einer dergleichen Luft, die unaufgefriſcht
bleibt, das Thermometer nicht veraͤndert, wenn ſie be-
reits zum Atmen untauchlich geworden (o). Es kam
in einer kuͤnſtlichen Kaͤlte eine Maus (p), in einer beweg-
ten Luft aber, die abgekuͤlt worden durch Salpeter, eine
Kazze ums Leben (q). Faule Daͤmfe, die von einem
ſterbenden Thiere ausduͤnſten, haben in der That an den
traurigen Folgen Theil, wie dieſes die darauf folgende
Fieber, und die Uebel, die von ſtehenden Waſſern ſo gleich
erzaͤhlt werden ſollen, zu beweiſen ſcheinen. Und doch
toͤdten dieſe Duͤnſte nicht ſo geſchwinde, und ſie damfen
aus Fliegen, und kleinen Thierchen nicht in ſo groſſer Men-
ge aus. Man hat auch |die Luft, durchs Durchſeihen,
durch das Weinſteinfluͤßige nicht zu verbeſſern ver-
mocht (q*). Wenn man die Schuld auf eine Veraͤnde-
rung der Luft, die durch die Lunge gegangen, und die
waͤhrendem Atemholen die Federkraft verliert, ohne die
fie die Lunge nicht zu erweitern vermag, ſchieben will, ſo
wird es nicht an wahrſcheinlichen Gedanken ermangeln;
indem auch eine verdorbene Luft zum Atmen hinlaͤnglich
iſt, wenn ſolche mit groͤſſerer Kraft eingetrieben wird (r).
Jn einer verdichteten, ob wohl verſchloſſenen Luft, lebt
ſichs dennoch laͤngere Zeit (s), ſo wie in einer vom Schnee
erkaͤlteten Luft (t).

Wir
(n*) [Spaltenumbruch] Jndeſſen ſoll doch die Luft,
welche der Taͤucher unter der Glokke,
durch die Roͤhre herauf laͤſt, warm
ſein, nach dem ber. deſagvl.
T. II.
S. 216.
(o) VERRYST. angef. Ort.
(p) BOYLE phil. tranſ. S.
2047.
(q) TABOR exerc. S. 173.
(q*) Miſcell. Taurinenſ. S. 47.
(r) haleſ. exp. 114. 253.
(s) BIRCH. T. IV. S. 461.
BOYLE. Angef. Ort. S. 87. 88.
[Spaltenumbruch] DERH. phyſico-theol. S. 5. Denn
da ſie mehr wirkliche Luft hat, ſo ver-
liert ſie die elaſtiſche Natur ſpaͤter.
Man kann eine Waͤrme von 63 Gra-
den, in einer verſchloſſnen Luft
ſchlechter vertragen, als 70 Grade
im Sonnenſcheine. haleſ ventil.
S. 101.
(t) camer. angef. Ort. S. 66.
und vor andern in der neuern ſchoͤ-
nen Geſchichte, die uns Jgnatius
Somis
erzaͤhlt, da drei Frauens-
per-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0334" n="328"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Atemholen. <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
            <p>Das Uebel i&#x017F;t auch keine Folge von der Wa&#x0364;rme <note place="foot" n="(n*)"><cb/>
Jnde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;oll doch die Luft,<lb/>
welche der Ta&#x0364;ucher unter der Glokke,<lb/>
durch die Ro&#x0364;hre herauf la&#x0364;&#x017F;t, warm<lb/>
&#x017F;ein, nach dem ber. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">de&#x017F;agvl.</hi></hi><lb/>
T. II.</hi> S. 216.</note>,<lb/>
indem &#x017F;ich, in einer dergleichen Luft, die unaufgefri&#x017F;cht<lb/>
bleibt, das Thermometer nicht vera&#x0364;ndert, wenn &#x017F;ie be-<lb/>
reits zum Atmen untauchlich geworden <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">VERRYST.</hi></hi> angef. Ort.</note>. Es kam<lb/>
in einer ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Ka&#x0364;lte eine Maus <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BOYLE</hi> phil. tran&#x017F;.</hi> S.<lb/>
2047.</note>, in einer beweg-<lb/>
ten Luft aber, die abgeku&#x0364;lt worden durch Salpeter, eine<lb/>
Kazze ums Leben <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">TABOR</hi> exerc.</hi> S. 173.</note>. Faule Da&#x0364;mfe, die von einem<lb/>
&#x017F;terbenden Thiere ausdu&#x0364;n&#x017F;ten, haben in der That an den<lb/>
traurigen Folgen Theil, wie die&#x017F;es die darauf folgende<lb/>
Fieber, und die Uebel, die von &#x017F;tehenden Wa&#x017F;&#x017F;ern &#x017F;o gleich<lb/>
erza&#x0364;hlt werden &#x017F;ollen, zu bewei&#x017F;en &#x017F;cheinen. Und doch<lb/>
to&#x0364;dten die&#x017F;e Du&#x0364;n&#x017F;te nicht &#x017F;o ge&#x017F;chwinde, und &#x017F;ie damfen<lb/>
aus Fliegen, und kleinen Thierchen nicht in &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;er Men-<lb/>
ge aus. Man hat auch |die Luft, durchs Durch&#x017F;eihen,<lb/>
durch das Wein&#x017F;teinflu&#x0364;ßige nicht zu verbe&#x017F;&#x017F;ern ver-<lb/>
mocht <note place="foot" n="(q*)"><hi rendition="#aq">Mi&#x017F;cell. Taurinen&#x017F;.</hi> S. 47.</note>. Wenn man die Schuld auf eine Vera&#x0364;nde-<lb/>
rung der Luft, die durch die Lunge gegangen, und die<lb/>
wa&#x0364;hrendem Atemholen die Federkraft verliert, ohne die<lb/>
fie die Lunge nicht zu erweitern vermag, &#x017F;chieben will, &#x017F;o<lb/>
wird es nicht an wahr&#x017F;cheinlichen Gedanken ermangeln;<lb/>
indem auch eine verdorbene Luft zum Atmen hinla&#x0364;nglich<lb/>
i&#x017F;t, wenn &#x017F;olche mit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erer Kraft eingetrieben wird <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">hale&#x017F;.</hi></hi> exp.</hi> 114. 253.</note>.<lb/>
Jn einer verdichteten, ob wohl ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Luft, lebt<lb/>
&#x017F;ichs dennoch la&#x0364;ngere Zeit <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BIRCH.</hi> T. IV.</hi> S. 461.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BOYLE.</hi></hi> Angef. Ort. S. 87. 88.<lb/><cb/> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">DERH.</hi> phy&#x017F;ico-theol.</hi> S. 5. Denn<lb/>
da &#x017F;ie mehr wirkliche Luft hat, &#x017F;o ver-<lb/>
liert &#x017F;ie die ela&#x017F;ti&#x017F;che Natur &#x017F;pa&#x0364;ter.<lb/>
Man kann eine Wa&#x0364;rme von 63 Gra-<lb/>
den, in einer ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;nen Luft<lb/>
&#x017F;chlechter vertragen, als 70 Grade<lb/>
im Sonnen&#x017F;cheine. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">hale&#x017F;</hi></hi> ventil.</hi><lb/>
S. 101.</note>, &#x017F;o wie in einer vom Schnee<lb/>
erka&#x0364;lteten Luft <note xml:id="f31" next="#f32" place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">camer.</hi></hi></hi> angef. Ort. S. 66.<lb/>
und vor andern in der neuern &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
nen Ge&#x017F;chichte, die uns <hi rendition="#fr">Jgnatius<lb/>
Somis</hi> erza&#x0364;hlt, da drei Frauens-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">per-</fw></note>.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Wir</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[328/0334] Das Atemholen. VIII. Buch. Das Uebel iſt auch keine Folge von der Waͤrme (n*), indem ſich, in einer dergleichen Luft, die unaufgefriſcht bleibt, das Thermometer nicht veraͤndert, wenn ſie be- reits zum Atmen untauchlich geworden (o). Es kam in einer kuͤnſtlichen Kaͤlte eine Maus (p), in einer beweg- ten Luft aber, die abgekuͤlt worden durch Salpeter, eine Kazze ums Leben (q). Faule Daͤmfe, die von einem ſterbenden Thiere ausduͤnſten, haben in der That an den traurigen Folgen Theil, wie dieſes die darauf folgende Fieber, und die Uebel, die von ſtehenden Waſſern ſo gleich erzaͤhlt werden ſollen, zu beweiſen ſcheinen. Und doch toͤdten dieſe Duͤnſte nicht ſo geſchwinde, und ſie damfen aus Fliegen, und kleinen Thierchen nicht in ſo groſſer Men- ge aus. Man hat auch |die Luft, durchs Durchſeihen, durch das Weinſteinfluͤßige nicht zu verbeſſern ver- mocht (q*). Wenn man die Schuld auf eine Veraͤnde- rung der Luft, die durch die Lunge gegangen, und die waͤhrendem Atemholen die Federkraft verliert, ohne die fie die Lunge nicht zu erweitern vermag, ſchieben will, ſo wird es nicht an wahrſcheinlichen Gedanken ermangeln; indem auch eine verdorbene Luft zum Atmen hinlaͤnglich iſt, wenn ſolche mit groͤſſerer Kraft eingetrieben wird (r). Jn einer verdichteten, ob wohl verſchloſſenen Luft, lebt ſichs dennoch laͤngere Zeit (s), ſo wie in einer vom Schnee erkaͤlteten Luft (t). Wir (n*) Jndeſſen ſoll doch die Luft, welche der Taͤucher unter der Glokke, durch die Roͤhre herauf laͤſt, warm ſein, nach dem ber. deſagvl. T. II. S. 216. (o) VERRYST. angef. Ort. (p) BOYLE phil. tranſ. S. 2047. (q) TABOR exerc. S. 173. (q*) Miſcell. Taurinenſ. S. 47. (r) haleſ. exp. 114. 253. (s) BIRCH. T. IV. S. 461. BOYLE. Angef. Ort. S. 87. 88. DERH. phyſico-theol. S. 5. Denn da ſie mehr wirkliche Luft hat, ſo ver- liert ſie die elaſtiſche Natur ſpaͤter. Man kann eine Waͤrme von 63 Gra- den, in einer verſchloſſnen Luft ſchlechter vertragen, als 70 Grade im Sonnenſcheine. haleſ ventil. S. 101. (t) camer. angef. Ort. S. 66. und vor andern in der neuern ſchoͤ- nen Geſchichte, die uns Jgnatius Somis erzaͤhlt, da drei Frauens- per-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/334
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/334>, abgerufen am 23.11.2024.