einem andern Versuche, als er aus eben demselben Ge- fässe die Luft an sich zog, und wieder herauslies, verdarb er 522 Zoll Luft in zwei Minuten, nachdem er 18 Zoll, oder Luft verzehrt, und unfederhaft gemacht hatte (y). Noch andre Versuche machte der berühmte Verattus, und dieser merkte an, daß, so wie lebende Thiere, im Atemholen, das Queksilber zu fallen nöthigen, das Quek- silber von einem gestorbnen Thiere, seine erste Höhe wie- der bekomme (z).
Dieses ist die Ursache, warum Thiere in einer Luft, die nicht wieder aufgefrischt worden, nicht leben können, und es sahe bereits Harvey die Nothwendigkeit ein, daß man die Luft erneuern müsse (a). Eine Maus starb in einem Glase, worinnen sich 30 Pfunde Luft befanden, demohngeachtet doch nach sieben Stunden (b), und eine andre Maus innerhalb drei Minuten, als man sie in eine Luft einschloß, worinnen eine andre Maus umgekommen war (c). Eine andre Maus verlor nach vierzehn Stun- den das Leben, ob sie gleich 2024 Zolle Luft um sich zu atmen hatte (d). Es kamen in einem Stalle, darinnen sie eingesperrt waren, alle Schafe, so viel ihrer waren, um (e). Ein Vögelchen keucht sehr bald in einem engen Raume (f), hierauf stirbt es geschwinde (g), welches mit einer Taube in 15 Viertheilstunden geschahe (i), da sie 250 Zoll Luft hatte: andre starben in der 197sten Minute (k),
eine
(y)[Spaltenumbruch]Haemast. S. 323. 324. da kein schadlicher Dampf dabei war.
(z) S. 274. 277.
(a) Als er dem ber. greaves den Einwurf machte, man könne in den Pyramiden nicht Atem holen, weil zum| Atemholen frische Luft erfordert würde. Die Luft ist aber auf den Pyramiden sehr heis. norden. T. I. S. 85.
(b)mvsschenbr. essays. S. 44.
(c)[Spaltenumbruch]BOYLE exp. phys. mech. cont. II. S. 109.
(d)HAL. veg. stat. S. 233.
(e)LINNAEVS om foar. S. 19.
(f)BOYLE digress. de util. respir.
(g)BIRCH TI. S. 498. der- ham phys. theol. S. 5.
(i)VERRATI. S. 269.
(k) S. 270.
X 3
III. Abſchn. Die Luft.
einem andern Verſuche, als er aus eben demſelben Ge- faͤſſe die Luft an ſich zog, und wieder herauslies, verdarb er 522 Zoll Luft in zwei Minuten, nachdem er 18 Zoll, oder Luft verzehrt, und unfederhaft gemacht hatte (y). Noch andre Verſuche machte der beruͤhmte Verattus, und dieſer merkte an, daß, ſo wie lebende Thiere, im Atemholen, das Quekſilber zu fallen noͤthigen, das Quek- ſilber von einem geſtorbnen Thiere, ſeine erſte Hoͤhe wie- der bekomme (z).
Dieſes iſt die Urſache, warum Thiere in einer Luft, die nicht wieder aufgefriſcht worden, nicht leben koͤnnen, und es ſahe bereits Harvey die Nothwendigkeit ein, daß man die Luft erneuern muͤſſe (a). Eine Maus ſtarb in einem Glaſe, worinnen ſich 30 Pfunde Luft befanden, demohngeachtet doch nach ſieben Stunden (b), und eine andre Maus innerhalb drei Minuten, als man ſie in eine Luft einſchloß, worinnen eine andre Maus umgekommen war (c). Eine andre Maus verlor nach vierzehn Stun- den das Leben, ob ſie gleich 2024 Zolle Luft um ſich zu atmen hatte (d). Es kamen in einem Stalle, darinnen ſie eingeſperrt waren, alle Schafe, ſo viel ihrer waren, um (e). Ein Voͤgelchen keucht ſehr bald in einem engen Raume (f), hierauf ſtirbt es geſchwinde (g), welches mit einer Taube in 15 Viertheilſtunden geſchahe (i), da ſie 250 Zoll Luft hatte: andre ſtarben in der 197ſten Minute (k),
eine
(y)[Spaltenumbruch]Hæmaſt. S. 323. 324. da kein ſchadlicher Dampf dabei war.
(z) S. 274. 277.
(a) Als er dem ber. greaveſ den Einwurf machte, man koͤnne in den Pyramiden nicht Atem holen, weil zum| Atemholen friſche Luft erfordert wuͤrde. Die Luft iſt aber auf den Pyramiden ſehr heis. norden. T. I. S. 85.
(b)mvſſchenbr. eſſays. S. 44.
(c)[Spaltenumbruch]BOYLE exp. phyſ. mech. cont. II. S. 109.
(d)HAL. veg. ſtat. S. 233.
(e)LINNAEVS om foar. S. 19.
(f)BOYLE digreſs. de util. reſpir.
(g)BIRCH TI. S. 498. der- ham phyſ. theol. S. 5.
(i)VERRATI. S. 269.
(k) S. 270.
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oder [FORMEL] Luft verzehrt, und unfederhaft gemacht hatte (y).
Noch andre Verſuche machte der beruͤhmte Verattus,
und dieſer merkte an, daß, ſo wie lebende Thiere, im
Atemholen, das Quekſilber zu fallen noͤthigen, das Quek-
ſilber von einem geſtorbnen Thiere, ſeine erſte Hoͤhe wie-
der bekomme (z).
Dieſes iſt die Urſache, warum Thiere in einer Luft,
die nicht wieder aufgefriſcht worden, nicht leben koͤnnen,
und es ſahe bereits Harvey die Nothwendigkeit ein, daß
man die Luft erneuern muͤſſe (a). Eine Maus ſtarb in
einem Glaſe, worinnen ſich 30 Pfunde Luft befanden,
demohngeachtet doch nach ſieben Stunden (b), und eine
andre Maus innerhalb drei Minuten, als man ſie in eine
Luft einſchloß, worinnen eine andre Maus umgekommen
war (c). Eine andre Maus verlor nach vierzehn Stun-
den das Leben, ob ſie gleich 2024 Zolle Luft um ſich zu
atmen hatte (d). Es kamen in einem Stalle, darinnen
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einer Taube in 15 Viertheilſtunden geſchahe (i), da ſie 250
Zoll Luft hatte: andre ſtarben in der 197ſten Minute (k),
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(y)
Hæmaſt. S. 323. 324. da kein
ſchadlicher Dampf dabei war.
(z) S. 274. 277.
(a) Als er dem ber. greaveſ
den Einwurf machte, man koͤnne in
den Pyramiden nicht Atem holen,
weil zum| Atemholen friſche Luft
erfordert wuͤrde. Die Luft iſt
aber auf den Pyramiden ſehr heis.
norden. T. I. S. 85.
(b) mvſſchenbr. eſſays.
S. 44.
(c)
BOYLE exp. phyſ. mech.
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S. 19.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/331>, abgerufen am 10.11.2024.
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