so daß sie überhaupt doppelt so dicht, als das Wasser selbst gewesen. Es scheint dieses indessen dem Boer- haaven unglaublich zu seyn, da ein grosser Theil der Lust in Wasser besteht, und zwar mehr, als der tausen- de Theil, Wasser sich hingegen gar nicht verdichten läst.
So wie ferner, nach dem Obigen (z), die gröste Hizze eines siedenden Wassers, eine im sechs und vierzigsten Grade heisse Luft, die folglich um 166 Graden kälter, als es selber ist, nicht über 1/3 ausdehnt, so muß die gröste Kälte die Luft kaum über 2/3 verdichten (a), indem der höchste Grad nicht tiefer, oder unter 46 fällt, als die die gröste Hizze über diese Zahl in die Höhe steigt (b).
Es wächst aber die Springkraft der Luft, besonders wenn ihre Dichtheit zugenommen. Doch mus auch Wärme dabei seyn (c). Es dehnt nämlich das Feuer, oder die Wärme, die Luft eben auf die Art aus, als sie ausgedehnt seyn würde, wenn sie dichter gemacht wä- re, so daß sie ebenfalls ein doppelt so schweres Gewichte trüge: sie mus nämlich verschlossen seyn, und sich in kei- nen weiteren Raum ausbreiten können, weil sie sonst, in- dem sie sich verdünnt, die schnellende Kraft einer Feder, die sie von der Wärme überkommen, verlieren würde (d). Daher erlangt eine Luft, welche dichter gemacht worden, von eben demselben Feuer eine grössere Elasticität (e).
So wie sie aber vom Feuer nicht ins unendliche hin- aus ausgedehnt wird, so verliert sie auch durch die Wär- me nicht ihre ganze Federkraft (f).
Es sind aber die Grade der Verdünnung viel klei- ner, als in der Verdichtung der Luft. Es verträgt die-
ses
(z)[Spaltenumbruch]
S. 198.
(a)BOERH. S. 460.
(b) S. 202.
(c)BOERH. S. 456. 457.
(d)BOERH. S. 459.
(e)[Spaltenumbruch]BOERH. S. 458. Des amontons Mem de l'Acad. des scienc. 1702.
(f)BOERH. S. 461.
Das Atemholen. VIII. Buch.
ſo daß ſie uͤberhaupt doppelt ſo dicht, als das Waſſer ſelbſt geweſen. Es ſcheint dieſes indeſſen dem Boer- haaven unglaublich zu ſeyn, da ein groſſer Theil der Luſt in Waſſer beſteht, und zwar mehr, als der tauſen- de Theil, Waſſer ſich hingegen gar nicht verdichten laͤſt.
So wie ferner, nach dem Obigen (z), die groͤſte Hizze eines ſiedenden Waſſers, eine im ſechs und vierzigſten Grade heiſſe Luft, die folglich um 166 Graden kaͤlter, als es ſelber iſt, nicht uͤber ⅓ ausdehnt, ſo muß die groͤſte Kaͤlte die Luft kaum uͤber ⅔ verdichten (a), indem der hoͤchſte Grad nicht tiefer, oder unter 46 faͤllt, als die die groͤſte Hizze uͤber dieſe Zahl in die Hoͤhe ſteigt (b).
Es waͤchſt aber die Springkraft der Luft, beſonders wenn ihre Dichtheit zugenommen. Doch mus auch Waͤrme dabei ſeyn (c). Es dehnt naͤmlich das Feuer, oder die Waͤrme, die Luft eben auf die Art aus, als ſie ausgedehnt ſeyn wuͤrde, wenn ſie dichter gemacht waͤ- re, ſo daß ſie ebenfalls ein doppelt ſo ſchweres Gewichte truͤge: ſie mus naͤmlich verſchloſſen ſeyn, und ſich in kei- nen weiteren Raum ausbreiten koͤnnen, weil ſie ſonſt, in- dem ſie ſich verduͤnnt, die ſchnellende Kraft einer Feder, die ſie von der Waͤrme uͤberkommen, verlieren wuͤrde (d). Daher erlangt eine Luft, welche dichter gemacht worden, von eben demſelben Feuer eine groͤſſere Elaſticitaͤt (e).
So wie ſie aber vom Feuer nicht ins unendliche hin- aus ausgedehnt wird, ſo verliert ſie auch durch die Waͤr- me nicht ihre ganze Federkraft (f).
Es ſind aber die Grade der Verduͤnnung viel klei- ner, als in der Verdichtung der Luft. Es vertraͤgt die-
ſes
(z)[Spaltenumbruch]
S. 198.
(a)BOERH. S. 460.
(b) S. 202.
(c)BOERH. S. 456. 457.
(d)BOERH. S. 459.
(e)[Spaltenumbruch]BOERH. S. 458. Des amontonſ Mem de l’Acad. des ſcienc. 1702.
(f)BOERH. S. 461.
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Das Atemholen. VIII. Buch.
ſo daß ſie uͤberhaupt doppelt ſo dicht, als das Waſſer
ſelbſt geweſen. Es ſcheint dieſes indeſſen dem Boer-
haaven unglaublich zu ſeyn, da ein groſſer Theil der
Luſt in Waſſer beſteht, und zwar mehr, als der tauſen-
de Theil, Waſſer ſich hingegen gar nicht verdichten laͤſt.
So wie ferner, nach dem Obigen (z), die groͤſte Hizze
eines ſiedenden Waſſers, eine im ſechs und vierzigſten
Grade heiſſe Luft, die folglich um 166 Graden kaͤlter, als
es ſelber iſt, nicht uͤber ⅓ ausdehnt, ſo muß die groͤſte
Kaͤlte die Luft kaum uͤber ⅔ verdichten (a), indem der
hoͤchſte Grad nicht tiefer, oder unter 46 faͤllt, als die
die groͤſte Hizze uͤber dieſe Zahl in die Hoͤhe ſteigt (b).
Es waͤchſt aber die Springkraft der Luft, beſonders
wenn ihre Dichtheit zugenommen. Doch mus auch
Waͤrme dabei ſeyn (c). Es dehnt naͤmlich das Feuer,
oder die Waͤrme, die Luft eben auf die Art aus, als
ſie ausgedehnt ſeyn wuͤrde, wenn ſie dichter gemacht waͤ-
re, ſo daß ſie ebenfalls ein doppelt ſo ſchweres Gewichte
truͤge: ſie mus naͤmlich verſchloſſen ſeyn, und ſich in kei-
nen weiteren Raum ausbreiten koͤnnen, weil ſie ſonſt, in-
dem ſie ſich verduͤnnt, die ſchnellende Kraft einer Feder,
die ſie von der Waͤrme uͤberkommen, verlieren wuͤrde (d).
Daher erlangt eine Luft, welche dichter gemacht worden,
von eben demſelben Feuer eine groͤſſere Elaſticitaͤt (e).
So wie ſie aber vom Feuer nicht ins unendliche hin-
aus ausgedehnt wird, ſo verliert ſie auch durch die Waͤr-
me nicht ihre ganze Federkraft (f).
Es ſind aber die Grade der Verduͤnnung viel klei-
ner, als in der Verdichtung der Luft. Es vertraͤgt die-
ſes
(z)
S. 198.
(a) BOERH. S. 460.
(b) S. 202.
(c) BOERH. S. 456. 457.
(d) BOERH. S. 459.
(e)
BOERH. S. 458. Des
amontonſ Mem de l’Acad. des
ſcienc. 1702.
(f) BOERH. S. 461.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/328>, abgerufen am 25.11.2024.
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