Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Abschn. Die Luft.
gen? Man pflegt hierauf zu antworten, die Luft, die im
Körper ist, sezze sich, kraft ihrer Federkraft, mit diesem
so grossen Drukke in ein Gleichgewicht (i). Allein es le-
ben die unterseeische Fische (k), die auf dem Grunde des
Meeres kriechen, und andre unbewegliche Thiere, zu de-
nen wir nicht sehen können, wie die Luft aus der Atmo-
sphaer dahin gelangen könne, ohne den Beistand einer in-
wendigen, und elastischen Luft, unter diesem erstaunlichen
Drukke, und es zerbrechen Gläser nicht, wenn man die
von innen widersteheude Luft weggenommen, sobald sie
rundlich sind (l). Vielleicht mögen sich nämlich die Ge-
gensäulen der Luft einander das Gleichgewichte halten (m),
und es schadet auch der Drukk dieses Elementes nicht,
wenn die Luft auf etwas mit gleich grosser Gewalt von
allen Seiten auffällt (n). Sobald am Täucher nur ein
Theil seines Körpers ungleich gedrükkt wird, so dringt
sogleich aus Augen, und Nasen Blut heraus (o). Es
machte eben diesen Versuch Blasius Baskal an einem
Menfchen unter dem Wasser, dessen Hüfte von einer Röhre
geschüzzt ward (p).

Doch es äussert dieser ungewohnte Drukk auch in den
Bädern keine grosse Gewalt. Wenn man sich zween
Fus tief unter Wasser taucht, so vermehrt sich nur der
Drukk um etwas weniger, als den sechszehnten Theil von
dem gewöhnlichen Drukke (q), der fast 34 Fus gleich ist,

oder
(i) [Spaltenumbruch] MORGAN. phil. princ.
S. 147. mazinvs, savvages
effets de l'air.
S. 13. rogers epid.
S. 121. nollet. angef. Ort. T. II.
S. 342. berger de respir. S. 26.
(k) Es wird ein kleines Thierchen
unter dem Wasser von einer 200 bis
300 Fus hohen Säule nicht erdrükkt.
STVRM. auctar. S. 74.
(l) Ein gleichmäßiger Luftdrukk
zerreist nicht einmal ein Seifenbläs-
chen, kraft. S. 28. Ein ver-
dichtendes Glas freht den Drukk von
[Spaltenumbruch] drei Atmosphaeren aus. T. II. S. 395.
(m) STVRM physic. collect.
T. II.
S. 182. 183.
(n) BOYLE hydrost. gegen
das Ende. stvrm auctar. collect.
exper.
S. 74. Physic. T. II. S. 182.
183. helsh. S. 239.
(o) BIRCH. T. I. S. 392.
stvrm T. II. S. 150. salzm.
de urinator.
S. 27. savvag.
angef. Ort. S. 15.
(p) Dt l'equilibre. L. II. c. 2. n. 6.
(q) NEBVCCI Lettera I.
U 2

III. Abſchn. Die Luft.
gen? Man pflegt hierauf zu antworten, die Luft, die im
Koͤrper iſt, ſezze ſich, kraft ihrer Federkraft, mit dieſem
ſo groſſen Drukke in ein Gleichgewicht (i). Allein es le-
ben die unterſeeiſche Fiſche (k), die auf dem Grunde des
Meeres kriechen, und andre unbewegliche Thiere, zu de-
nen wir nicht ſehen koͤnnen, wie die Luft aus der Atmo-
ſphaer dahin gelangen koͤnne, ohne den Beiſtand einer in-
wendigen, und elaſtiſchen Luft, unter dieſem erſtaunlichen
Drukke, und es zerbrechen Glaͤſer nicht, wenn man die
von innen widerſteheude Luft weggenommen, ſobald ſie
rundlich ſind (l). Vielleicht moͤgen ſich naͤmlich die Ge-
genſaͤulen der Luft einander das Gleichgewichte halten (m),
und es ſchadet auch der Drukk dieſes Elementes nicht,
wenn die Luft auf etwas mit gleich groſſer Gewalt von
allen Seiten auffaͤllt (n). Sobald am Taͤucher nur ein
Theil ſeines Koͤrpers ungleich gedruͤkkt wird, ſo dringt
ſogleich aus Augen, und Naſen Blut heraus (o). Es
machte eben dieſen Verſuch Blaſius Baſkal an einem
Menfchen unter dem Waſſer, deſſen Huͤfte von einer Roͤhre
geſchuͤzzt ward (p).

Doch es aͤuſſert dieſer ungewohnte Drukk auch in den
Baͤdern keine groſſe Gewalt. Wenn man ſich zween
Fus tief unter Waſſer taucht, ſo vermehrt ſich nur der
Drukk um etwas weniger, als den ſechszehnten Theil von
dem gewoͤhnlichen Drukke (q), der faſt 34 Fus gleich iſt,

oder
(i) [Spaltenumbruch] MORGAN. phil. princ.
S. 147. mazinvſ, ſavvageſ
effets de l’air.
S. 13. rogerſ epid.
S. 121. nollet. angef. Ort. T. II.
S. 342. berger de reſpir. S. 26.
(k) Es wird ein kleines Thierchen
unter dem Waſſer von einer 200 bis
300 Fus hohen Saͤule nicht erdruͤkkt.
STVRM. auctar. S. 74.
(l) Ein gleichmaͤßiger Luftdrukk
zerreiſt nicht einmal ein Seifenblaͤs-
chen, kraft. S. 28. Ein ver-
dichtendes Glas freht den Drukk von
[Spaltenumbruch] drei Atmoſphaeren aus. T. II. S. 395.
(m) STVRM phyſic. collect.
T. II.
S. 182. 183.
(n) BOYLE hydroſt. gegen
das Ende. ſtvrm auctar. collect.
exper.
S. 74. Phyſic. T. II. S. 182.
183. helſh. S. 239.
(o) BIRCH. T. I. S. 392.
ſtvrm T. II. S. 150. ſalzm.
de urinator.
S. 27. ſavvag.
angef. Ort. S. 15.
(p) Dt l’equilibre. L. II. c. 2. n. 6.
(q) NEBVCCI Lettera I.
U 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0313" n="307"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ab&#x017F;chn. Die Luft.</hi></fw><lb/>
gen? Man pflegt hierauf zu antworten, die Luft, die im<lb/>
Ko&#x0364;rper i&#x017F;t, &#x017F;ezze &#x017F;ich, kraft ihrer Federkraft, mit die&#x017F;em<lb/>
&#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en Drukke in ein Gleichgewicht <note place="foot" n="(i)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">MORGAN.</hi> phil. princ.</hi><lb/>
S. 147. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">mazinv&#x017F;, &#x017F;avvage&#x017F;</hi></hi><lb/>
effets de l&#x2019;air.</hi> S. 13. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">roger&#x017F;</hi></hi> epid.</hi><lb/>
S. 121. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">nollet.</hi></hi></hi> angef. Ort. <hi rendition="#aq">T. II.</hi><lb/>
S. 342. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">berger</hi></hi> de re&#x017F;pir.</hi> S. 26.</note>. Allein es le-<lb/>
ben die unter&#x017F;eei&#x017F;che Fi&#x017F;che <note place="foot" n="(k)">Es wird ein kleines Thierchen<lb/>
unter dem Wa&#x017F;&#x017F;er von einer 200 bis<lb/>
300 Fus hohen Sa&#x0364;ule nicht erdru&#x0364;kkt.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">STVRM.</hi> auctar.</hi> S. 74.</note>, die auf dem Grunde des<lb/>
Meeres kriechen, und andre unbewegliche Thiere, zu de-<lb/>
nen wir nicht &#x017F;ehen ko&#x0364;nnen, wie die Luft aus der Atmo-<lb/>
&#x017F;phaer dahin gelangen ko&#x0364;nne, ohne den Bei&#x017F;tand einer in-<lb/>
wendigen, und ela&#x017F;ti&#x017F;chen Luft, unter die&#x017F;em er&#x017F;taunlichen<lb/>
Drukke, und es zerbrechen Gla&#x0364;&#x017F;er nicht, wenn man die<lb/>
von innen wider&#x017F;teheude Luft weggenommen, &#x017F;obald &#x017F;ie<lb/>
rundlich &#x017F;ind <note place="foot" n="(l)">Ein gleichma&#x0364;ßiger Luftdrukk<lb/>
zerrei&#x017F;t nicht einmal ein Seifenbla&#x0364;s-<lb/>
chen, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">kraft.</hi></hi></hi> S. 28. Ein ver-<lb/>
dichtendes Glas freht den Drukk von<lb/><cb/>
drei Atmo&#x017F;phaeren aus. <hi rendition="#aq">T. II.</hi> S. 395.</note>. Vielleicht mo&#x0364;gen &#x017F;ich na&#x0364;mlich die Ge-<lb/>
gen&#x017F;a&#x0364;ulen der Luft einander das Gleichgewichte halten <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">STVRM</hi> phy&#x017F;ic. collect.<lb/>
T. II.</hi> S. 182. 183.</note>,<lb/>
und es &#x017F;chadet auch der Drukk die&#x017F;es Elementes nicht,<lb/>
wenn die Luft auf etwas mit gleich gro&#x017F;&#x017F;er Gewalt von<lb/>
allen Seiten auffa&#x0364;llt <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BOYLE</hi> hydro&#x017F;t.</hi> gegen<lb/>
das Ende. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">&#x017F;tvrm</hi></hi> auctar. collect.<lb/>
exper.</hi> S. 74. <hi rendition="#aq">Phy&#x017F;ic. T. II.</hi> S. 182.<lb/>
183. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">hel&#x017F;h.</hi></hi></hi> S. 239.</note>. Sobald am Ta&#x0364;ucher nur ein<lb/>
Theil &#x017F;eines Ko&#x0364;rpers ungleich gedru&#x0364;kkt wird, &#x017F;o dringt<lb/>
&#x017F;ogleich aus Augen, und Na&#x017F;en Blut heraus <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BIRCH.</hi> T. I.</hi> S. 392.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">&#x017F;tvrm</hi></hi> T. II.</hi> S. 150. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">&#x017F;alzm.</hi></hi><lb/>
de urinator.</hi> S. 27. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">&#x017F;avvag.</hi></hi></hi><lb/>
angef. Ort. S. 15.</note>. Es<lb/>
machte eben die&#x017F;en Ver&#x017F;uch <hi rendition="#fr">Bla&#x017F;ius Ba&#x017F;kal</hi> an einem<lb/>
Menfchen unter dem Wa&#x017F;&#x017F;er, de&#x017F;&#x017F;en Hu&#x0364;fte von einer Ro&#x0364;hre<lb/>
ge&#x017F;chu&#x0364;zzt ward <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq">Dt l&#x2019;equilibre. L. II. c. 2. n.</hi> 6.</note>.</p><lb/>
            <p>Doch es a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ert die&#x017F;er ungewohnte Drukk auch in den<lb/>
Ba&#x0364;dern keine gro&#x017F;&#x017F;e Gewalt. Wenn man &#x017F;ich zween<lb/>
Fus tief unter Wa&#x017F;&#x017F;er taucht, &#x017F;o vermehrt &#x017F;ich nur der<lb/>
Drukk um etwas weniger, als den &#x017F;echszehnten Theil von<lb/>
dem gewo&#x0364;hnlichen Drukke <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">NEBVCCI</hi> Lettera I.</hi></note>, der fa&#x017F;t 34 Fus gleich i&#x017F;t,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 2</fw><fw place="bottom" type="catch">oder</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[307/0313] III. Abſchn. Die Luft. gen? Man pflegt hierauf zu antworten, die Luft, die im Koͤrper iſt, ſezze ſich, kraft ihrer Federkraft, mit dieſem ſo groſſen Drukke in ein Gleichgewicht (i). Allein es le- ben die unterſeeiſche Fiſche (k), die auf dem Grunde des Meeres kriechen, und andre unbewegliche Thiere, zu de- nen wir nicht ſehen koͤnnen, wie die Luft aus der Atmo- ſphaer dahin gelangen koͤnne, ohne den Beiſtand einer in- wendigen, und elaſtiſchen Luft, unter dieſem erſtaunlichen Drukke, und es zerbrechen Glaͤſer nicht, wenn man die von innen widerſteheude Luft weggenommen, ſobald ſie rundlich ſind (l). Vielleicht moͤgen ſich naͤmlich die Ge- genſaͤulen der Luft einander das Gleichgewichte halten (m), und es ſchadet auch der Drukk dieſes Elementes nicht, wenn die Luft auf etwas mit gleich groſſer Gewalt von allen Seiten auffaͤllt (n). Sobald am Taͤucher nur ein Theil ſeines Koͤrpers ungleich gedruͤkkt wird, ſo dringt ſogleich aus Augen, und Naſen Blut heraus (o). Es machte eben dieſen Verſuch Blaſius Baſkal an einem Menfchen unter dem Waſſer, deſſen Huͤfte von einer Roͤhre geſchuͤzzt ward (p). Doch es aͤuſſert dieſer ungewohnte Drukk auch in den Baͤdern keine groſſe Gewalt. Wenn man ſich zween Fus tief unter Waſſer taucht, ſo vermehrt ſich nur der Drukk um etwas weniger, als den ſechszehnten Theil von dem gewoͤhnlichen Drukke (q), der faſt 34 Fus gleich iſt, oder (i) MORGAN. phil. princ. S. 147. mazinvſ, ſavvageſ effets de l’air. S. 13. rogerſ epid. S. 121. nollet. angef. Ort. T. II. S. 342. berger de reſpir. S. 26. (k) Es wird ein kleines Thierchen unter dem Waſſer von einer 200 bis 300 Fus hohen Saͤule nicht erdruͤkkt. STVRM. auctar. S. 74. (l) Ein gleichmaͤßiger Luftdrukk zerreiſt nicht einmal ein Seifenblaͤs- chen, kraft. S. 28. Ein ver- dichtendes Glas freht den Drukk von drei Atmoſphaeren aus. T. II. S. 395. (m) STVRM phyſic. collect. T. II. S. 182. 183. (n) BOYLE hydroſt. gegen das Ende. ſtvrm auctar. collect. exper. S. 74. Phyſic. T. II. S. 182. 183. helſh. S. 239. (o) BIRCH. T. I. S. 392. ſtvrm T. II. S. 150. ſalzm. de urinator. S. 27. ſavvag. angef. Ort. S. 15. (p) Dt l’equilibre. L. II. c. 2. n. 6. (q) NEBVCCI Lettera I. U 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/313
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/313>, abgerufen am 25.11.2024.