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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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III. Abschn. Die Luft.

Folglich ist die dichte Luft überhaupt nüzzlich (h),
und sie vermehrt die Kräfte des menschlichen Körpers.
Jm Winter empfinden die Leiber mehr Wärme. Da man
die Luft in einer besondern Maschine verdichten kan (k), so
können Thiere in einer bis zur Helfte (l), zum dritten (m)
und vierten (n), ja bis zum achten Theile (o) verdichte-
ten Luft, ohne Schaden leben. Es läst sich unter einer
Täucherglokke, mitten im Wasser, in der dichten Luft,
nicht nur leben (p), sondern es ist auch darinnen ein spar-
sameres Atemholen schon hinlänglich (q). Es hat eine
Maus, in einer verdichteten Luft, so gar länger, als in
der gewöhnlichen, gelebt (r); und ein Frosch hat viermal
länger, so wie Fische, viele Stunden darinnen ausge-
halten (s).

Jndessen hat doch auch diese Nuzzbarkeit ihre Gren-
zen; denn es schadet allerdings die Dichtigkeit der Luft,
wenn sie gar zu gros ist (t). Und dieses geschicht unter
der gemeinen Täucherglokke, in welche das Wasser bei
einer grössern Meerestiefe eintritt, die Luft in die Glokke
hinauf treibt, und verdichtet. Alsdenn wird der Bauch
zusammen gedrükkt (t*), das Atemholen schwer gemacht,
und es dringt alsdenn die Luft nicht ohne Schmerzen in
den Gehörgang (u), die Aerme scheinen gleichsam als mit
einem Strikke gebunden zu seyn (x), bisweilen ist so gar

das
(h) [Spaltenumbruch] BOYLE phys. mech. exp.
art. 7. cheyne.
angef. Ort.
S. 14.
(k) s'gravezande. T. II.
n. 2237. MVSSCHENBR. n.

1389.
(l) Phil. Trans. n. 204.
(m) DESAG. T. III. S. 406.
(n) BIRGH. T. I. S. 309. 404.
(o) BIRCH. S. 426.
(p) DESAGVL. angef. Ort.
(q) MEAD. S. 190.
(r) [Spaltenumbruch] Es ward ein kleiner Vogel in
einer verdichteten Luft schwach.
birch. I. S. 4 1. und gesund,
als man ihn wieder aus dem Gefäng-
nisse lies.
(s) BOYLE exper. phys. mech.
Cont. II.
S. 88. 89. 90.
(t) MVSSCHENBR. in Ci-
mentinos.
S. 19.
(t*) HALES Ventilator. S. 54.
(u) HALLEY. ang. Ort.
(x) Beim DESAG. T. II. S. 215.
H. Phisiol. 3. B. U
III. Abſchn. Die Luft.

Folglich iſt die dichte Luft uͤberhaupt nuͤzzlich (h),
und ſie vermehrt die Kraͤfte des menſchlichen Koͤrpers.
Jm Winter empfinden die Leiber mehr Waͤrme. Da man
die Luft in einer beſondern Maſchine verdichten kan (k), ſo
koͤnnen Thiere in einer bis zur Helfte (l), zum dritten (m)
und vierten (n), ja bis zum achten Theile (o) verdichte-
ten Luft, ohne Schaden leben. Es laͤſt ſich unter einer
Taͤucherglokke, mitten im Waſſer, in der dichten Luft,
nicht nur leben (p), ſondern es iſt auch darinnen ein ſpar-
ſameres Atemholen ſchon hinlaͤnglich (q). Es hat eine
Maus, in einer verdichteten Luft, ſo gar laͤnger, als in
der gewoͤhnlichen, gelebt (r); und ein Froſch hat viermal
laͤnger, ſo wie Fiſche, viele Stunden darinnen ausge-
halten (s).

Jndeſſen hat doch auch dieſe Nuzzbarkeit ihre Gren-
zen; denn es ſchadet allerdings die Dichtigkeit der Luft,
wenn ſie gar zu gros iſt (t). Und dieſes geſchicht unter
der gemeinen Taͤucherglokke, in welche das Waſſer bei
einer groͤſſern Meerestiefe eintritt, die Luft in die Glokke
hinauf treibt, und verdichtet. Alsdenn wird der Bauch
zuſammen gedruͤkkt (t*), das Atemholen ſchwer gemacht,
und es dringt alsdenn die Luft nicht ohne Schmerzen in
den Gehoͤrgang (u), die Aerme ſcheinen gleichſam als mit
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das
(h) [Spaltenumbruch] BOYLE phyſ. mech. exp.
art. 7. cheyne.
angef. Ort.
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n. 2237. MVSSCHENBR. n.

1389.
(l) Phil. Tranſ. n. 204.
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einer verdichteten Luft ſchwach.
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niſſe lies.
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Cont. II.
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(t) MVSSCHENBR. in Ci-
mentinos.
S. 19.
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[305/0311] III. Abſchn. Die Luft. Folglich iſt die dichte Luft uͤberhaupt nuͤzzlich (h), und ſie vermehrt die Kraͤfte des menſchlichen Koͤrpers. Jm Winter empfinden die Leiber mehr Waͤrme. Da man die Luft in einer beſondern Maſchine verdichten kan (k), ſo koͤnnen Thiere in einer bis zur Helfte (l), zum dritten (m) und vierten (n), ja bis zum achten Theile (o) verdichte- ten Luft, ohne Schaden leben. Es laͤſt ſich unter einer Taͤucherglokke, mitten im Waſſer, in der dichten Luft, nicht nur leben (p), ſondern es iſt auch darinnen ein ſpar- ſameres Atemholen ſchon hinlaͤnglich (q). Es hat eine Maus, in einer verdichteten Luft, ſo gar laͤnger, als in der gewoͤhnlichen, gelebt (r); und ein Froſch hat viermal laͤnger, ſo wie Fiſche, viele Stunden darinnen ausge- halten (s). Jndeſſen hat doch auch dieſe Nuzzbarkeit ihre Gren- zen; denn es ſchadet allerdings die Dichtigkeit der Luft, wenn ſie gar zu gros iſt (t). Und dieſes geſchicht unter der gemeinen Taͤucherglokke, in welche das Waſſer bei einer groͤſſern Meerestiefe eintritt, die Luft in die Glokke hinauf treibt, und verdichtet. Alsdenn wird der Bauch zuſammen gedruͤkkt (t*), das Atemholen ſchwer gemacht, und es dringt alsdenn die Luft nicht ohne Schmerzen in den Gehoͤrgang (u), die Aerme ſcheinen gleichſam als mit einem Strikke gebunden zu ſeyn (x), bisweilen iſt ſo gar das (h) BOYLE phyſ. mech. exp. art. 7. cheyne. angef. Ort. S. 14. (k) ſ’gravezande. T. II. n. 2237. MVSSCHENBR. n. 1389. (l) Phil. Tranſ. n. 204. (m) DESAG. T. III. S. 406. (n) BIRGH. T. I. S. 309. 404. (o) BIRCH. S. 426. (p) DESAGVL. angef. Ort. (q) MEAD. S. 190. (r) Es ward ein kleiner Vogel in einer verdichteten Luft ſchwach. birch. I. S. 4 1. und geſund, als man ihn wieder aus dem Gefaͤng- niſſe lies. (s) BOYLE exper. phyſ. mech. Cont. II. S. 88. 89. 90. (t) MVSSCHENBR. in Ci- mentinos. S. 19. (t*) HALES Ventilator. S. 54. (u) HALLEY. ang. Ort. (x) Beim DESAG. T. II. S. 215. H. Phiſiol. 3. B. U

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/311>, abgerufen am 22.11.2024.