fahren dieses offenbar, wenn wir aus der Glokke der Luft- pumpe die Luft wegschaffen, welche bisher auf die, dar- innen eingeschlossene Thiere drükkte. Anfangs wird der ganze Körper nach allen Seiten in einen engern Raum zusammengeprest, als ob sich die gesammte Oberfläche in einen Muskel verwandelt hätte, der die, unter ihm liegende Gefässe, Muskeln, und alle weichen Theile, ge- gen die Knochen zusammenzöge.
Hernach wird die Luft, welche in den menschlichen Säften, und den Kanälen der Luft aller Orten enthalten ist, von diesem aufliegenden Gewichte zusammengedrükkt, so daß sie ihre Schnellkraft, weder entwikkeln, noch sich in einen grössern Raum ausbreiten kann. Und daher ist der erste Erfolg von der aufgehobenen Luft dieser, daß ein Thier nach allen Seiten aufschwillt (n), daß sich die Lunge ausdehnt (o), daß dieses die Luftblase, die im Ein- geweide eingeschlossne Luft, und die Luft, womit alle Ge- fässe, und selbst das Zellgewebe angefüllt ist (p), thut. Der erste Erfolg von dem wiederhergestelltem Drukke der Luft der Atmosphaer, besteht darinnen, daß dieser Ge- schwulst wieder niederfällt (q).
Alle Arten der Flüßigkeiten (r) werfen Schaumblasen auf, weil sich ihre innerliche Luft losmacht, und zu Bla- sen verwandelt, wenn man den Drukk der Luft wegge- nommen |hat, und sie scheinen zu brausen (s).
Jndessen giebt es doch einen grossen Unterscheid zwi- schen der Luft, die durch Dünste, oder mittelst der Weg- räumung eines Theils dieses Elements verdünnt wor-
den,
(n)[Spaltenumbruch]
Abschnitt V. n. 6.
(o) Die Lunge bläht sich in der Luftleere von selbst auf. Wolfs Ver- suche. T. III. n. 101. mvsschen- broeck disp. S. 27. gvide Obs. anat. S. 9. So auch das Auge, mvsschener. disp. S. 18.
(p)s'gravezande. T. II. [Spaltenumbruch]
S. 617. camer. de antl. S. 3.
(q)VALISNERI, BOYLE.
(r) Der Urin, Milch, u. s. w. san- den. angef. Ort. Wasser, boyle exper. physiol. |mech. n. 20. 22. 42. und von andern Säften, exp. 43.
(s) Der Most gärt im luftleeren Orte, Wolfs Versuche I. n. 157.
Das Atemholen. VIII. Buch.
fahren dieſes offenbar, wenn wir aus der Glokke der Luft- pumpe die Luft wegſchaffen, welche bisher auf die, dar- innen eingeſchloſſene Thiere druͤkkte. Anfangs wird der ganze Koͤrper nach allen Seiten in einen engern Raum zuſammengepreſt, als ob ſich die geſammte Oberflaͤche in einen Muskel verwandelt haͤtte, der die, unter ihm liegende Gefaͤſſe, Muskeln, und alle weichen Theile, ge- gen die Knochen zuſammenzoͤge.
Hernach wird die Luft, welche in den menſchlichen Saͤften, und den Kanaͤlen der Luft aller Orten enthalten iſt, von dieſem aufliegenden Gewichte zuſammengedruͤkkt, ſo daß ſie ihre Schnellkraft, weder entwikkeln, noch ſich in einen groͤſſern Raum ausbreiten kann. Und daher iſt der erſte Erfolg von der aufgehobenen Luft dieſer, daß ein Thier nach allen Seiten aufſchwillt (n), daß ſich die Lunge ausdehnt (o), daß dieſes die Luftblaſe, die im Ein- geweide eingeſchloſſne Luft, und die Luft, womit alle Ge- faͤſſe, und ſelbſt das Zellgewebe angefuͤllt iſt (p), thut. Der erſte Erfolg von dem wiederhergeſtelltem Drukke der Luft der Atmoſphaer, beſteht darinnen, daß dieſer Ge- ſchwulſt wieder niederfaͤllt (q).
Alle Arten der Fluͤßigkeiten (r) werfen Schaumblaſen auf, weil ſich ihre innerliche Luft losmacht, und zu Bla- ſen verwandelt, wenn man den Drukk der Luft wegge- nommen |hat, und ſie ſcheinen zu brauſen (s).
Jndeſſen giebt es doch einen groſſen Unterſcheid zwi- ſchen der Luft, die durch Duͤnſte, oder mittelſt der Weg- raͤumung eines Theils dieſes Elements verduͤnnt wor-
den,
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Abſchnitt V. n. 6.
(o) Die Lunge blaͤht ſich in der Luftleere von ſelbſt auf. Wolfs Ver- ſuche. T. III. n. 101. mvſſchen- broeck diſp. S. 27. gvide Obſ. anat. S. 9. So auch das Auge, mvſſchener. diſp. S. 18.
(p)ſ’gravezande. T. II. [Spaltenumbruch]
S. 617. camer. de antl. S. 3.
(q)VALISNERI, BOYLE.
(r) Der Urin, Milch, u. ſ. w. ſan- den. angef. Ort. Waſſer, boyle exper. phyſiol. |mech. n. 20. 22. 42. und von andern Saͤften, exp. 43.
(s) Der Moſt gaͤrt im luftleeren Orte, Wolfs Verſuche I. n. 157.
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Das Atemholen. VIII. Buch.
fahren dieſes offenbar, wenn wir aus der Glokke der Luft-
pumpe die Luft wegſchaffen, welche bisher auf die, dar-
innen eingeſchloſſene Thiere druͤkkte. Anfangs wird der
ganze Koͤrper nach allen Seiten in einen engern Raum
zuſammengepreſt, als ob ſich die geſammte Oberflaͤche
in einen Muskel verwandelt haͤtte, der die, unter ihm
liegende Gefaͤſſe, Muskeln, und alle weichen Theile, ge-
gen die Knochen zuſammenzoͤge.
Hernach wird die Luft, welche in den menſchlichen
Saͤften, und den Kanaͤlen der Luft aller Orten enthalten
iſt, von dieſem aufliegenden Gewichte zuſammengedruͤkkt,
ſo daß ſie ihre Schnellkraft, weder entwikkeln, noch ſich
in einen groͤſſern Raum ausbreiten kann. Und daher iſt
der erſte Erfolg von der aufgehobenen Luft dieſer, daß
ein Thier nach allen Seiten aufſchwillt (n), daß ſich die
Lunge ausdehnt (o), daß dieſes die Luftblaſe, die im Ein-
geweide eingeſchloſſne Luft, und die Luft, womit alle Ge-
faͤſſe, und ſelbſt das Zellgewebe angefuͤllt iſt (p), thut.
Der erſte Erfolg von dem wiederhergeſtelltem Drukke der
Luft der Atmoſphaer, beſteht darinnen, daß dieſer Ge-
ſchwulſt wieder niederfaͤllt (q).
Alle Arten der Fluͤßigkeiten (r) werfen Schaumblaſen
auf, weil ſich ihre innerliche Luft losmacht, und zu Bla-
ſen verwandelt, wenn man den Drukk der Luft wegge-
nommen |hat, und ſie ſcheinen zu brauſen (s).
Jndeſſen giebt es doch einen groſſen Unterſcheid zwi-
ſchen der Luft, die durch Duͤnſte, oder mittelſt der Weg-
raͤumung eines Theils dieſes Elements verduͤnnt wor-
den,
(n)
Abſchnitt V. n. 6.
(o) Die Lunge blaͤht ſich in der
Luftleere von ſelbſt auf. Wolfs Ver-
ſuche. T. III. n. 101. mvſſchen-
broeck diſp. S. 27. gvide
Obſ. anat. S. 9. So auch das Auge,
mvſſchener. diſp. S. 18.
(p) ſ’gravezande. T. II.
S. 617. camer. de antl. S. 3.
(q) VALISNERI, BOYLE.
(r) Der Urin, Milch, u. ſ. w. ſan-
den. angef. Ort. Waſſer, boyle
exper. phyſiol. |mech. n. 20. 22. 42.
und von andern Saͤften, exp. 43.
(s) Der Moſt gaͤrt im luftleeren
Orte, Wolfs Verſuche I. n. 157.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/308>, abgerufen am 22.11.2024.
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