sammenziehen, in diesem Raume aber ihre völlige Kraft auf das Zusammendrükken der Lunge anwenden, und dieses Eingeweide würde nicht aufhören mit der Ribben- haut in einem Stükke fortzugehen. Eine Blase, in der doch wenig Luft ist, wird in einem kleineren Umfang zu- sammengedrükkt (a), so lange, bis ihre Luft mit der At- mosphär einerlei Grad der Dichtheit hat; alsdenn giebt sie nicht weiter nach, und sie trägt dieses ungeheure Gewicht ganz gleichgültig.
Wenn zwischen der Lunge und der Ribbenhaut Luft zugelassen wird, so lagert sie sich wieder die Absicht der Natur in dieser Gegend, und sie trägt zum Atmungsge- schäfte so wenig bei, daß sie das Atemholen gar aufhebt, die Bewegung der Lunge zerstört, und endlich den Tod herbeizieht.
Den Sazz umzukehren, so schadet zwischen der Lunge und der Ribbenhaut, die Luft dem Atemholen, aber es schadet nicht, wenn dieses Eingeweide an der Ribben- haut anhängt, so daß keine Luft zwischen eindringen, noch die Lunge von der Ribbenhaut losgehen mag. Wir haben an einem andern Orte angemerkt, daß dieses Anwachsen in erwachsnen Menschen sehr oft vorkomme (b). Jn einem Rhebokke (c), welches ein hurtiges Thier ist, war die ganze Lunge an die Ribbenhaut angewachsen, und der- gleichen Nachrichten sind bei glaubwürdigen Männern nicht selten, welche an Missethätern (d), und an- dern, vollkommen atmenden Personen (e), die Ribben- haut überall angewachsen gefunden. Und unter
die-
(a)[Spaltenumbruch]MVSSCHENBR. Inst. phys. n. 1373. u. f.
(b) Vorhergeh. §. 2.
(c) Die Pariser, in der Zerlegung dieses Thieres. Anc. Mem. T. III. P. I. S. 104.
(d) An einem Erhängten, DE- THARD. anat. juc. et util.
(e)[Spaltenumbruch]PICCOLHOM. ang. Ort. diemerbr. S. 308. boyle de experim. quae non succedunt. rarthol. vindic. anat. S. 84. bohn. de dyspnoea; offic. med. I. n. 13. BARTHOL. de respirat. diffic. S. 271. Der viel Geschichten davon beihringt. BRVNNER.
in
O 2
II. Abſchn. Die Theile in der Bruſt.
ſammenziehen, in dieſem Raume aber ihre voͤllige Kraft auf das Zuſammendruͤkken der Lunge anwenden, und dieſes Eingeweide wuͤrde nicht aufhoͤren mit der Ribben- haut in einem Stuͤkke fortzugehen. Eine Blaſe, in der doch wenig Luft iſt, wird in einem kleineren Umfang zu- ſammengedruͤkkt (a), ſo lange, bis ihre Luft mit der At- moſphaͤr einerlei Grad der Dichtheit hat; alsdenn giebt ſie nicht weiter nach, und ſie traͤgt dieſes ungeheure Gewicht ganz gleichguͤltig.
Wenn zwiſchen der Lunge und der Ribbenhaut Luft zugelaſſen wird, ſo lagert ſie ſich wieder die Abſicht der Natur in dieſer Gegend, und ſie traͤgt zum Atmungsge- ſchaͤfte ſo wenig bei, daß ſie das Atemholen gar aufhebt, die Bewegung der Lunge zerſtoͤrt, und endlich den Tod herbeizieht.
Den Sazz umzukehren, ſo ſchadet zwiſchen der Lunge und der Ribbenhaut, die Luft dem Atemholen, aber es ſchadet nicht, wenn dieſes Eingeweide an der Ribben- haut anhaͤngt, ſo daß keine Luft zwiſchen eindringen, noch die Lunge von der Ribbenhaut losgehen mag. Wir haben an einem andern Orte angemerkt, daß dieſes Anwachſen in erwachſnen Menſchen ſehr oft vorkomme (b). Jn einem Rhebokke (c), welches ein hurtiges Thier iſt, war die ganze Lunge an die Ribbenhaut angewachſen, und der- gleichen Nachrichten ſind bei glaubwuͤrdigen Maͤnnern nicht ſelten, welche an Miſſethaͤtern (d), und an- dern, vollkommen atmenden Perſonen (e), die Ribben- haut uͤberall angewachſen gefunden. Und unter
die-
(a)[Spaltenumbruch]MVSSCHENBR. Inſt. phyſ. n. 1373. u. f.
(b) Vorhergeh. §. 2.
(c) Die Pariſer, in der Zerlegung dieſes Thieres. Anc. Mem. T. III. P. I. S. 104.
(d) An einem Erhaͤngten, DE- THARD. anat. juc. et util.
(e)[Spaltenumbruch]PICCOLHOM. ang. Ort. diemerbr. S. 308. boyle de experim. quæ non ſuccedunt. rarthol. vindic. anat. S. 84. bohn. de dyſpnoea; offic. med. I. n. 13. BARTHOL. de reſpirat. diffic. S. 271. Der viel Geſchichten davon beihringt. BRVNNER.
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II. Abſchn. Die Theile in der Bruſt.
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auf das Zuſammendruͤkken der Lunge anwenden, und
dieſes Eingeweide wuͤrde nicht aufhoͤren mit der Ribben-
haut in einem Stuͤkke fortzugehen. Eine Blaſe, in der
doch wenig Luft iſt, wird in einem kleineren Umfang zu-
ſammengedruͤkkt (a), ſo lange, bis ihre Luft mit der At-
moſphaͤr einerlei Grad der Dichtheit hat; alsdenn giebt
ſie nicht weiter nach, und ſie traͤgt dieſes ungeheure Gewicht
ganz gleichguͤltig.
Wenn zwiſchen der Lunge und der Ribbenhaut Luft
zugelaſſen wird, ſo lagert ſie ſich wieder die Abſicht der
Natur in dieſer Gegend, und ſie traͤgt zum Atmungsge-
ſchaͤfte ſo wenig bei, daß ſie das Atemholen gar aufhebt,
die Bewegung der Lunge zerſtoͤrt, und endlich den Tod
herbeizieht.
Den Sazz umzukehren, ſo ſchadet zwiſchen der Lunge
und der Ribbenhaut, die Luft dem Atemholen, aber es
ſchadet nicht, wenn dieſes Eingeweide an der Ribben-
haut anhaͤngt, ſo daß keine Luft zwiſchen eindringen, noch
die Lunge von der Ribbenhaut losgehen mag. Wir haben
an einem andern Orte angemerkt, daß dieſes Anwachſen
in erwachſnen Menſchen ſehr oft vorkomme (b). Jn
einem Rhebokke (c), welches ein hurtiges Thier iſt, war
die ganze Lunge an die Ribbenhaut angewachſen, und der-
gleichen Nachrichten ſind bei glaubwuͤrdigen Maͤnnern
nicht ſelten, welche an Miſſethaͤtern (d), und an-
dern, vollkommen atmenden Perſonen (e), die Ribben-
haut uͤberall angewachſen gefunden. Und unter
die-
(a)
MVSSCHENBR. Inſt. phyſ.
n. 1373. u. f.
(b) Vorhergeh. §. 2.
(c) Die Pariſer, in der Zerlegung
dieſes Thieres. Anc. Mem. T. III.
P. I. S. 104.
(d) An einem Erhaͤngten, DE-
THARD. anat. juc. et util.
(e)
PICCOLHOM. ang. Ort.
diemerbr. S. 308. boyle
de experim. quæ non ſuccedunt.
rarthol. vindic. anat. S. 84.
bohn. de dyſpnoea; offic. med. I.
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diffic. S. 271. Der viel Geſchichten
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/217>, abgerufen am 23.11.2024.
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