aber, wenn man den gedrükkten Nerven wieder los macht (f).
Endlich wenn man das ganze Rükkenmark unterhalb dem sechsten Wirbelbeine (g) durchschneidet, so werden zwar die übrigen Brustmuskeln ihre Bewegung verlieren, das Thier aber wird zu atmen fortfahren, aber blos ver- mittelst des Zwerchfells allein.
Es zeiget dieses überhaupt, daß die Kraft, womit das Zwerchfell dem Atemholen behülflich ist, vornämlich von diesem Nerven, welchen wir beschrieben haben, ab- hänge, und daß ohne diesem Nerven, die übrige Zweige, welche vom Rükkenmarke zum Zwerchfell gehen, nicht hin- länglich sind, diese Bewegung hervorzubringen.
Doch es haben hier verschiedne gelehrte das Wunder- bare zu vergrössern gesucht, und es haben einige vorgege- ben, daß das Herz, wenn man den Zwerchfellsnerven reize, zu stärkern Schlägen aufgefordert werde (h), da- von ich aber so wenig, als der berühmte Fontana et- was sehen können (k). Man hat auch denjenigen Ver- such, welchen man gemeiniglich dem Bellin(l) zuschreibt, ob man ihn gleich unter den Werken dieses Mannes nicht antrift, zu weit getrieben. Es heist nämlich, man müsse nur den Nerven mit den Fingern zusammendrükken, so würde dadurch, laut dem vorigen, die Wirksamkeit des Zwerchfells aufgehoben. Man will ferner, daß dieser mit den Fingern in eins weg zusammengedrükkte Nerve sich gegen das Zwerchfell zöge, und so versichern sie, würde es geschehen (m), daß dieses Zwerchfell wieder zu
feiner
(f)[Spaltenumbruch]MONROO. ang Ort.
(g)GALEN. angef. Ort. c. 9.
(h)de BREMOND mem. de l' Acad. des scienc. 1739. S. 467.
(k)Memoir. sur les part. sensib. et irrit. T. III.
(l) Beim ORTLOB. in der [Spaltenumbruch]
Vorrede zur Uebersezzung des tavvryi. pitcarne Ele- ment. phys. mech. monroo. angef. Ort.
(m)Physiq. des corps animes. S. 342. le cat diss. sur les
mou-
K 3
I. Abſchnitt. Die Bruſt.
aber, wenn man den gedruͤkkten Nerven wieder los macht (f).
Endlich wenn man das ganze Ruͤkkenmark unterhalb dem ſechſten Wirbelbeine (g) durchſchneidet, ſo werden zwar die uͤbrigen Bruſtmuskeln ihre Bewegung verlieren, das Thier aber wird zu atmen fortfahren, aber blos ver- mittelſt des Zwerchfells allein.
Es zeiget dieſes uͤberhaupt, daß die Kraft, womit das Zwerchfell dem Atemholen behuͤlflich iſt, vornaͤmlich von dieſem Nerven, welchen wir beſchrieben haben, ab- haͤnge, und daß ohne dieſem Nerven, die uͤbrige Zweige, welche vom Ruͤkkenmarke zum Zwerchfell gehen, nicht hin- laͤnglich ſind, dieſe Bewegung hervorzubringen.
Doch es haben hier verſchiedne gelehrte das Wunder- bare zu vergroͤſſern geſucht, und es haben einige vorgege- ben, daß das Herz, wenn man den Zwerchfellsnerven reize, zu ſtaͤrkern Schlaͤgen aufgefordert werde (h), da- von ich aber ſo wenig, als der beruͤhmte Fontana et- was ſehen koͤnnen (k). Man hat auch denjenigen Ver- ſuch, welchen man gemeiniglich dem Bellin(l) zuſchreibt, ob man ihn gleich unter den Werken dieſes Mannes nicht antrift, zu weit getrieben. Es heiſt naͤmlich, man muͤſſe nur den Nerven mit den Fingern zuſammendruͤkken, ſo wuͤrde dadurch, laut dem vorigen, die Wirkſamkeit des Zwerchfells aufgehoben. Man will ferner, daß dieſer mit den Fingern in eins weg zuſammengedruͤkkte Nerve ſich gegen das Zwerchfell zoͤge, und ſo verſichern ſie, wuͤrde es geſchehen (m), daß dieſes Zwerchfell wieder zu
feiner
(f)[Spaltenumbruch]MONROO. ang Ort.
(g)GALEN. angef. Ort. c. 9.
(h)de BREMOND mem. de l’ Acad. des ſcienc. 1739. S. 467.
(k)Memoir. ſur les part. ſenſib. et irrit. T. III.
(l) Beim ORTLOB. in der [Spaltenumbruch]
Vorrede zur Ueberſezzung des tavvryi. pitcarne Ele- ment. phyſ. mech. monroo. angef. Ort.
(m)Phyſiq. des corps animés. S. 342. le cat diſſ. ſur les
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I. Abſchnitt. Die Bruſt.
aber, wenn man den gedruͤkkten Nerven wieder los
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Endlich wenn man das ganze Ruͤkkenmark unterhalb
dem ſechſten Wirbelbeine (g) durchſchneidet, ſo werden
zwar die uͤbrigen Bruſtmuskeln ihre Bewegung verlieren,
das Thier aber wird zu atmen fortfahren, aber blos ver-
mittelſt des Zwerchfells allein.
Es zeiget dieſes uͤberhaupt, daß die Kraft, womit
das Zwerchfell dem Atemholen behuͤlflich iſt, vornaͤmlich
von dieſem Nerven, welchen wir beſchrieben haben, ab-
haͤnge, und daß ohne dieſem Nerven, die uͤbrige Zweige,
welche vom Ruͤkkenmarke zum Zwerchfell gehen, nicht hin-
laͤnglich ſind, dieſe Bewegung hervorzubringen.
Doch es haben hier verſchiedne gelehrte das Wunder-
bare zu vergroͤſſern geſucht, und es haben einige vorgege-
ben, daß das Herz, wenn man den Zwerchfellsnerven
reize, zu ſtaͤrkern Schlaͤgen aufgefordert werde (h), da-
von ich aber ſo wenig, als der beruͤhmte Fontana et-
was ſehen koͤnnen (k). Man hat auch denjenigen Ver-
ſuch, welchen man gemeiniglich dem Bellin (l) zuſchreibt,
ob man ihn gleich unter den Werken dieſes Mannes nicht
antrift, zu weit getrieben. Es heiſt naͤmlich, man
muͤſſe nur den Nerven mit den Fingern zuſammendruͤkken,
ſo wuͤrde dadurch, laut dem vorigen, die Wirkſamkeit des
Zwerchfells aufgehoben. Man will ferner, daß dieſer
mit den Fingern in eins weg zuſammengedruͤkkte Nerve
ſich gegen das Zwerchfell zoͤge, und ſo verſichern ſie,
wuͤrde es geſchehen (m), daß dieſes Zwerchfell wieder zu
feiner
(f)
MONROO. ang Ort.
(g) GALEN. angef. Ort. c. 9.
(h) de BREMOND mem. de
l’ Acad. des ſcienc. 1739. S. 467.
(k) Memoir. ſur les part. ſenſib.
et irrit. T. III.
(l) Beim ORTLOB. in der
Vorrede zur Ueberſezzung des
tavvryi. pitcarne Ele-
ment. phyſ. mech. monroo.
angef. Ort.
(m) Phyſiq. des corps animés.
S. 342. le cat diſſ. ſur les
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/155>, abgerufen am 23.11.2024.
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